Model-Sammlung Teil 6

Begonnen von steinsucher, 07. April 2008, 23:17:37

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steinsucher

Hallo Forum,

nachdem wohl eine gewisse Sättigung bezüglich der Model eingetreten ist (auch verständlich) nun, nach einer kurzen Pause, die paar Gipsmodel aus dem Karton in einem Rutsch. Kommentare bezüglich Motiv oder zeitlicher Stellung sind immer noch hoch willkommen. Die Bilder der Holzmodel sind fertig, werden auch kommen, aber ich möchte niemanden nerven. Deshalb nehme ich mir Zeit.

Viel Spass, Fritz.

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Gratian

#1
Du nervst nicht lieber Fritz...ich bin immer begeistert, wenn ich diese famosen -und ich wiederhole mich - musealen Model sehe.  :super:
Ich frage mich ja was genau in diesen Model geformt wurde? Gibt es darauf eine Antwort?
Ich denke ja: Es handelt sich um sogenannte Springerleformen.

Springerle ist ein Anisgebäck und ich darf hier mal Wikipedia zitieren:

Springerle (auch: Anisbrötli) sind traditionelle Anis-Weihnachtsplätzchen aus einem Eierschaumteig. Sie gehören wie Spekulatius zum Bildgebäck. Springerle sind in Süddeutschland, Teilen von Österreich, der Schweiz und Ungarn bekannt. Der Name, der schwäbische Diminutiv von Springer, kommt entweder von einem beliebten Motiv, einem Reiter (Springer) oder, was sehr viel wahrscheinlicher ist, vom Aufspringen (Aufgehen) beim Backen. Beim Backen wächst der Teig auf die doppelte Höhe, dabei bildet sich am unteren Rand ein ,,Fuß".

Aus Eiern, Puderzucker, Mehl und etwas Hirschhornsalz als Treibmittel sowie ungemahlenem, geröstetem Anis wird ein Teig zubereitet, der einige Stunden kalt gestellt wird, bevor er zu einer Teigplatte von etwa 0,5 cm ausgerollt wird. Auf den ausgerollten Teig werden Model gedrückt, um die Motivplätzchen zu formen. Die Springerle werden ausgeschnitten und trocknen je nach Größe bis zu 24 Stunden vor dem Backen. Das Bild wird in dieser Zeit fest und verändert sich beim Backen nicht mehr.

Springerle gehen beim Backen auf. Dank der Festigkeit, die der Teig durch das Trocknen erhalten hat, bläht sich das Motiv nicht auf, sondern es entstehen die gewünschten Füßchen.

Wann genau die Springerle erfunden wurden, ist unbekannt. Mindestens seit dem Mittelalter gibt es Model aus Stein, Metall, Keramik oder Holz, um Gebäck mit Bildern zu versehen. Seinen Ausgangspunkt nahm die Entwicklung von der kirchlichen Hostienbäckerei. Die ersten Springerle-Motive waren kirchlichen Ursprungs. Es wurden biblische Geschichten oder christliche Symbole dargestellt. Weihnachtliche oder österliche Motive sind sehr beliebt.

Im 17. und 18. Jahrhundert setzten sich mehr und mehr weltliche Motive durch. Den Anfang machten heraldische Motive. Das Thema ,,Glück - Liebe - Fruchtbarkeit" ist im 17. - 19. Jahrhundert stark vertreten. Modisch gekleidete Damen, prächtig geschmückte Reiter, Liebeskutschen, Fruchtbarkeits- und Liebessymbole sind in alten Modeln zu erhalten geblieben. Entsprechend den Motiven wurden die Springerle zur Verlobung, Hochzeit und als Werbegeschenk verschenkt.

Das übliche Material für Holzmodel ist Birnenholz. Es ist hart, splittert kaum und seine Härchen richten sich nicht auf, wenn es nass wird. Dadurch werden auch feinste Ziselierungen auf den Plätzchen sichtbar. Das Modelstechen gehörte lange Zeit zum Handwerk der Konditoren oder Zuckerbäcker. Model gehören zur Volkskunst und sind selten signiert. Heutige Model werden meist mit Hilfe von Fräsen hergestellt oder in Kunstholz gegossen.....

Da die Springerle im allgemeinen ein kleineres Ausmaß haben als Lebkuchen, sind Springerle-Model in der Regel feiner gefertigt, als Lebkuchenmodel. Man spricht deshalb im Zusammenhang mit Springerle-Model meist von "gestochenen" Modeln.

Literaturhinweis:  E. HÖRANDNER, Model. Geschnitzte Formen für Lebkuchen, Spekulatius und Springerle, München 1982.
Elke Knittel und Rolf Maurer: Modelschätze. Silberburg-Verlag 2005,

Und jetzt bin ich mal auf die Holzmodel gespannt.  :jump: :jump: :jump:
Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

steinsucher

Hallo Forum, hallo Gratian,

wieder eine Menge über Model gelernt. Ich bin ja nicht der Spezialist, sondern mehr durch Zufall ihr "Behüter" geworden. Danke für deine Ausführungen. Dein Holzmodel (Bild 3) könnte von einem Handwerker hergestellt worden sein, der auch in den folgenden Modeln aus meinem Karton vertreten ist. Gleicher Stil, gleiche Technik?

Gruß, Fritz.