Hallo Zusammen,

kann mir jemand was Näheres zu diesem Maßstab sagen.
Welche zunft oder Handwerker soetwas benötigt.

Ein Bekannter und ich haben mal auf Zeichnungs- bzw Planarbeit gedacht.

Er war in einem Fachwerk eines alten Gebäudes einer Bekannten eingemauert.

Die Skala auf der einen Seite beträgt 25 mm je Einheit (Annahme: Zoll); 96 Einheiten
Bei dieser Einheit ist am Ende ein Herz eingraviert.
Auf der anderen Seite 3,2 mm je Einheit; 12 Einheiten (Annahme: 1/100 französicher königlicher Fuß).

Man kann die 3 Teile auf- und zusammenklappen.

Material Messing.
Stärke 3 mm, zusammengeklappt 159 mm

Am kleinen Ende scheint der vordere Teil abgebrochen zu sein.

Gruß Grabschaufel

Hallo Grabschaufel
Ich denke an den "Pied de Roi" als Maßstab für die 3,2 mm einteilung. Es gab zwar in der mitte des 18 Jh eine unglaubliche Vielzahl an regionalen Maßeinheiten, aber einige der Maßstäbe hatten doch einen überregionalen Wert, gleichwohl ein gewisser Standart. So eben der französische oder königliche Fuß. Wikipedia schreibt dazu:" ..Nichtsdestotrotz gab es auch gewisse Standards, wie pied du roi (Königlicher Fuß), die insbesondere bei Wissenschaftlern in ganz Europa Verbreitung fanden. So verwendete Coulomb den pied du roi in seinen Manuskripten. Isaac Newton benutzte den Pariser Fuß in seiner Philosophiae Naturalis Principia Mathematica..."
Deine Zolleinteilung muß dann nicht nach dem alten französischen Zoll sein (2,7 cm) sondern nach der im jeweiligen "Land" gültigen Zolleinheit. Da gab es viele. Für mich ein Maßstab und Zeichenhilfe auf dem Kartentisch für feine Meß und Planarbeiten vom Geometer, Landvermesser etc. Das kam ab der mitte des 18 Jh so richtig in Mode. Damals wurden fast alle Ortschaften in unserem Umkreis zum erstenmal "richtig" vermessen. Jedes Grundstück und jedes Gebäude ist eingetragen, mit jedem Grenzstein. Alles von Hand und in doppelter Ausführung gezeichnet. Ein Kartenwerg blieb in der Gemeinde, eines ging an die Obrigkeit. Wir haben unser WQerk noch im Museum. Ein dicker großer Katalg mit vielen handgebundenen Seiten von 1748.

Ein Traum(fund), finde ich, ich gratuliere herzlich.

"Zollstock und Winkelmaß" aus Messing, datiert.
In diesem Museumsausstellungskatalog findest Du selbiges auf Seite 79  (witzigerweise nicht in der online-Betrachtung) zu Ausstellungsstücken 172-174

https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1538569894728/1538569894728.pdf
Überblick:https://www.volkskundemuseum.at/onlinepublikationen?pubkategorie_id=1522429648413&pubsubkategorie_id=1524345936720&#filter
Bin begeistert, habe auch einen von 16XX, mit einer Punze. Ein Gänsehautfund.

Gut Fund Clemens

 Hallo Clemens
Hut ab,  klasse gefunden. 

Hallo Signalturm,
hallo Clemens,

vielen dank für eure hilfreichen Antworten.
Toll und Respekt für die Recherchen!

Da wird sich meine Bekannte freuen.

Wisst ihr auch wie er anzuwenden war?

Gruß Grabschaufel

Zitat von: clemens in 03. Oktober 2020, 21:53:55

https://www.volkskundemuseum.at/jart/prj3/volkskundemuseum/data/publikation/1538569894728/1538569894728.pdf

Zur Info :
Die. pdf-Datei hat 1,8 MByte  

Der Beitrag ist in der Rubrik "Forum" doch nicht gut aufgehoben.
Da der Masstab in einem Haus gefunden wurde, verschiebe ich mal zu "Antiquarisches"

Servus,

Du hast hier aufgeklappt einen Maßstab in zumindest 2 Einheiten (bei meinem Fund habe ich auch einen dritten am "Rücken");
der kürzere Arm gibt Dir einen rechten Winkel - glaublich kannst Du diesen ausklappen, dann den gegenüberliegenden langen Arm wieder einklappen und hättest so 90°, oder er hat einen Anschlag im aufgeklappten Zustand.
Dieser kürzere Arm ist übrigens nicht abgebrochen, sondern kunstvoll mit einem Profil abgesetzt, nicht einfach abgeschnitten.

Gut Fund! Clemens

Hallo Clemens,
danke für die ausreichende Erläuterung.