Wenn der Vater mit dem Sohne...

Begonnen von Papa-M, 25. Juni 2014, 13:23:45

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Papa-M

Dann will ich mal gleich mit der Tür ins Haus fallen. Ich wurde durch ettliche Sondel-Videos auf Youtube angefixt und habe auch schon mal einen Metalldetektor ausprobiert und zwei Teile Schrott auf dem Feldweg hinterm Haus gefunden. Wegen der rechtlichen Problematik in Hessen, möchte ich natürlich alles richtig machen. Ich bin ein ausdrücklicher Befürworter davon, daß historisch wichtige Funde fachmännisch von studierten Archäologen geborgen und untersucht werden sollten und am besten im Museum aufgehoben sind, wo sie der Allgemeinheit zugänglich sind.

In diversen Foren wird dazu geraten, eine Nachforschungsgenehmigung beantragen, damit man auf der sicheren Seite ist und möglichen Problemen mit Möchtegernsherriffs vorbeugt, die sich trotz vorliegender Erlaubnis der jeweiligen Grundstückeigentümer wichtig machen wollen.
Über die Vorraussetzungen dieser NFG habe ich mich auch schon etwas kundig gemacht. Die meisten kann ich als blutiger Anfänger natürlich noch nicht vorweisen. Am leichtesten zu erfüllen dürfte die Mitgliedschaft in einem Geschichts-/Heimatverein sein, wobei in den Foren die "Archäologische Gesellschaft Hessen e.V." empfohlen wurde. Alternativ hätte ich noch einige regionale Möglichkeiten.
Außerdem wurde in dne Foren noch gesagt, daß man das mit den Vorraussetzungen recht locker sehen könne und z.B. einige der benötigten Grundlagenkurse vom hessischen Amt für Denkmalpflege angeboten werden.

Mein Vater, der mit mir zusammen sondeln möchte, hat auch gleich mal beim hess. Amt für Denkmalpflege angerufen und wurde zu einem Dr. Thiedmann in Marburg durchgestellt, daß wir die Anträge direkt an ihn schicken sollen. Ich nehme mal an, daß er der für Nordhessen zuständige Bezirksarchäologe ist und auch derjenige sein wird, mit dem wir das persönliche Gespräch haben werden.

Ein eigenes Forschungsprojekt haben wir nicht. Ich glaube auch eher, daß der Lerneffekt erhbelich größer ist, wenn wir an einem bestehenden Projekt mitarbeiten. Wobei ich sagen muß, daß wir sehr gerne auf eigene Faust und unter Einhaltung möglicher Auflagen die Äcker unserer Gemeinden absuchen würden. Eine direkte, eigenständige Suche in bekannten Bodendenkmälern möchten wir uns (und den Archäologen :zwinker:) nicht zumuten.


Für meine ersten wirklichen Sondelversuche habe ich mir einen gebrauchten Garret ACE 150 gekauft, der in den nächsten Tagen ankommen sollte. Mit der Zeit und steigender Erfahrung werden wir bestimmt auf hochwertigere Geräte umsteigen.

Die folgende Frage wurde bestimmt schon eine Millionen mal gestellt, aber ich stelle sie trotzdem. Gibt es noch irgendwas, was es zu beachten gibt (von Selbstverständlichkeiten wie gesunden Menschenverstand, Respekt vor fremdem Eigentum, usw. einmal abgesehen)? Hat jemand nütliche Tipps, wie mein Vater und ich am besten die Anträge für die NFG formulieren können?
Wo können wir legal ohne NFG sondeln, falls wir keine NFG bekommen sollten oder zunächst nur eine NFG ohne Sondeneinsatz erhalten?

Vielen Dank schonmal für alle ernstgemeinten Antworten.

Levante

#1
Sei gegrüßt,

na da hast du dir doch schon mal viele Gedanken gemacht und dich schon recht ausführlich informiert, im Gegensatz zu vielen anderen Hobbyanfängern.
Dr. Andreas Thiedemann ist dein zuständiger Bezirksarchäologe.
Du wirst im ersten Jahr sicherlich keine NFG für den Detektor bekommen, lediglich für die Augensuche.

Wenn ihr euch aber als zuverlässig erwiesen habt, sollte einer NFG für die Detektorsuche nichts im Wege stehen. Jedoch werdet ihr die ersten Jahre keine großen Flächen für die Detektorsuche bekommen. Eventuell 1-2 Ortsgemarkungen, was aber erst mal reichen sollte.

Als Forschungsprojekt könntet ihr eventuell die Wüstungsforschung anstreben, was aber ein einsammeln von Scherben beinhalten sollte.


Die Waldsuche ist grundsätzlich erst mal ausgeschlossen, hier gibt es nur Ausnahmeregelungen welche aber meist Projektbezogen sein müssen. Die ersten Jahre habt ihr da jedoch kaum eine Change.
Detektorsuche ganz ohne NFG und dann auch noch legal in Hessen ist mittlerweile fast unmöglich.

Was ihr euch für die Zukunft schon mal merken könnt, wenn ihr Ackerflächen abgeht, solltet ihr auch immer die Keramik einsammeln, selektive Sucher sind von Archäologen wenig akzeptiert.

Kurse gibt es genug von der Hessenarchäologie, jedoch sind in diesem Jahr wohl kaum noch Plätze frei.

Kurs Informationen oder Kursmaterial könnt ihr direkt bei Frau Spies anfragen, jedoch solltet ihr erst mal bei eurem zuständigen Bezirksarchäologen vorstellig werden. :



Olga Spies M.A.
- Sekretariat -

hessenARCHÄOLOGIE
Landesamt für Denkmalpflege Hessen
Schloss Biebrich / Ostflügel
65203 Wiesbaden

Tel. 0611 / 6906-131
Fax  0611 / 6906-137

E-Mail: o.spies@hessen-archaeologie.de
Internet: www.hessen-archaeologie.de





Nicht nur ein Scherben (Keramische Fragmente) Sucher sondern auch ein Scherben (Keramische Fragmente) Finder. :-)

mc.leahcim

Hallo Papa-M
Zitat von: Papa-M in 25. Juni 2014, 13:23:45
Die folgende Frage wurde bestimmt schon eine Millionen mal gestellt, aber ich stelle sie trotzdem. Gibt es noch irgendwas, was es zu beachten gibt (von Selbstverständlichkeiten wie gesunden Menschenverstand, Respekt vor fremdem Eigentum, usw. einmal abgesehen)?

Eine Sache gibt es noch zu erwähnen. Seit dem 2. Weltkrieg liegt noch überall Munition herum. Das bedeutet das man immer vorsichtig graben muss damit da nicht nach 70 Jahren noch was zündet. Sollte man beim vorsichtigen graben auf etwas stoßen das auch nur im entferntesten nach Munition aussieht, sofort aufhören mit graben.
Nichts weiter bewegen. Da man beim Sondeln eh ein Handy dabei haben sollte gehört die Telefonnummer des Kriegsmittelräumdienstes dort gespeichert. Ein mitgeschicktes Foto vom Fund ist ev. hilfreich.

Der KMRD kommt übrigens lieber einmal mehr als zu spät. Es wird keinem der Kopf abgerissen wenn die vermeintliche Bombe ein Ofenrohr oder ein leerer Feuerlöscher ist. Munition kann schon ab einem Kaliber von ca. 2 cm sehr gefährlich sein. Man muss nun nicht wegen jeder Gewehrpatrone dort anrufen. Wenn man z.B. ein Feld absucht und kann man die am Feldrand erstmal sammeln und eingraben. Man kennzeichnet die Stelle (dicker Stein, Stock oder eben irgendwas das einen die Stelle wiederfinden lässt) Wenn es dann mehrere sind ruft man mal an und fragt wie es weitergehen könnte.

Um sich schon mal ein wenig schlau zu machen hier eine kleine Übersicht. Einiges zu dem Thema findest du auch im Forum.

Ich will euch keine Angst machen :smoke: aber wer fragt soll eine Antwort bekommen. :-D Ausgenommen sind eigentlich nur leere Hülsen, also ohne Geschoßspitze die nach Möglichkeit auch abgeschossen sind. Zu erkennen am Hülsenboden wo der Zünder durch den Schlagbolzen sichtbar umgesetzt hat. Siehe Bild

So jetzt wünsche ich euch das ihr bald losziehen könnt.

Viel Spaß und viel Glück wünscht

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Papa-M

#3
Vielen Dank für diese beiden sehr informativen Antworten. Es gibt ja soviel was man erforschen kann und es reicht auch völlig aus, zunächst in der eigenen Gemeinde zu forschen. Es gibt dort sogar eine bekannte Wüstung aus der Karolingerzeit, die sich laut Karte auf einem Acker befindet und laut Lagis-Hessen mehrere andere Wüstungen.

Was Munitionsfunde angeht, bin ich als Reservist und ehemaliger Sportschütze entsprechend sensibilisiert.

Um nochmal auf den Antrag zurückzukommen, sollten wir besser einen formlosen Antrag stellen oder z.B. dieses Formular benutzen, das Walter an mehreren Stellen anbietet?
#Edit: Und ist ein lokaler Heimat-/Geschichtsverein eine bessere Wahl als z.B. die Archäologische Gesellschaft?

Es ist natürlich traurig, aber durchaus nachvollziehbar, daß wir unsere Suche zunächst nur rein optisch werden durchführen dürfen. Aber es gibt sicherlich andere Möglichkeiten, trotzden einige Erfahrungen mit dem Detektor zu sammeln. Ich denke da an Privatgrundstücke von Freunden und Verwandten, evtl. der örtliche und mehr oder weniger ungenutzte Spielplatz oder die deutschen Strände an Nord-/Ostsee (falls man dort frei sondeln darf).