Grundwasserspiegel vor xxxx Jahren ?

Begonnen von hochwald, 04. Juli 2010, 00:46:12

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hochwald

Moin Gemeinde!


Wie verhielt sich der Grundwasserspiegel, der letzten paar-tausend Jahre, explizit im Bereich Mitteldeutschland?

Gibt es darüber Erkenntnisse?

Die Frage stelle ich, um mir ein besseres Bild der damaligen Landschaft machen zu können.


Wo vor 2- 3- oder 4000 Jahren noch flache See`n und Feuchtgebiete existierten, kann heut`zu Tage durchaus Ackerland oder gar Wald sein, inclusive trockener Böden.

Sicher spielt auch das allgemeine verlanden der Gewässer, eine Grundwasserspiegel-unabhängige Rolle, wenn Feuchtland verschwindet.

Dennoch interessiert mich die obig gestellte Frage immens.


Beste Grüße!
hochwald

rolfpeter

Servus,

Der Grundwasserstand war höher.

Prinzipiell läßt sich feststellen, daß die vorgeschichtliche Landschschaft stärker gegliedert war, als das heute der Fall ist. Auf Lößgebieten waren die Fluß- und Bachtäler wesentlich tiefer in die Ebenen eingeschnitten. Der überall vorhandene Waldbestand band das Grundwasser. Erst mit der im sehr späten Neolithikum einsetzenden Brandrodung traten die ersten grüßeren Erosionsprozesse auf und die Landschaft verflachte. Je umfangreicher die Bodennutzung durch Ackerbau wurde, um so schneller verlief der Erosionsprozeß.
Das ist hier im Rheinland durch Grabungen an mehreren Bachbetten nachgewiesen. Das Landschaftsniveau zu neolithischer Zeit lag an einem Bach bei Pulheim um 6 m über dem heutigen.
Die meisten Rinnen, die man heute in der Landschaft sieht und von denen man denken könnte, es handele sich um trockengefallene Bäche, sind in Wirklichkeit Erosionsrinnen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

stratocaster

Ich kann nur in etwa aus der Vorderpfalz berichten:

Die erste urkundliche Erwähnung meines Wohnortes aus dem 8. JH besagt, dass
20 Fuder Fisch an das Kloster Weissenburg geliefert wurden.

Heutzutage fragt man sich, wo der Fisch hergekommen ist, denn weit und breit gibt es kein Gewässer.

Auch gibt es in der Umgebung Gemarkungs-Namen wie "Im See", die wohl besagen, dass noch vor
gar nicht so langer Zeit Teiche oder Feuchtgebiete vorhanden waren (vielleicht vor 200 - 300 Jahren ?)

Auch gibt es in Bad Dürkheim den größten römischen Steinbruch nördlich der Alpen (der Kriemhildenstuhl),
so heißt es jedenfalls. Der Rhein ist Luftlinie ca. 25 km entfernt. Das Flüsschen Isenach muß daher
entweder viel wasserreicher gewesen sein, oder man hat Staustufen eingerichtet, um die Steinblöcke zu transportieren.

Summasummarum: Die Vorderpfalz war früher wasserreicher.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

hochwald

Moin!

Vielen Dank, für eure untermauerten Einschätzungen!

In meiner Gegend sind auch einige aktuell-trockene Niederungen bekannt, in denen sich vor etwa 2-3000 Jahren ein Flußlauf befand und das umgebene Areal bestand aus sumpfigen Feuchtgebieten.

Der Grundwasserspiegel liegt dort heut`zu Tage bei etwa 1,50m - 2m Tiefe.

Die Bodenschichtung schaut dort so aus, daß oberflächlich bis zu einer Tiefe von ca. 45cm, humose Schwarzerde vorkommt und darunter (wie glatt abgestochen), reinster Sand, in dem sich z.T. sogar alte Muscheln finden lassen.

Laut Auskunft eines Geologen, deutet diese Art der Schichtung durchaus auf ehemaliges Sumpfgebiet hin.


Gab es zur Zeit des Neolithikums bis hin zur Bronzezeit, bereits Wegebau im Sinne von höhergelegten, befestigten Wegen?
Welche Techniken gab es bereits?

Knüppeldamm, aufgeschüttetes Erdreich, verfestigte Oberflächen, ...?


Beste Grüße!
hochwald

thovalo

#4
Gab es zur Zeit des Neolithikums bis hin zur Bronzezeit, bereits Wegebau im Sinne von höhergelegten, befestigten Wegen?
Welche Techniken gab es bereits?

Knüppeldamm, aufgeschüttetes Erdreich, verfestigte Oberflächen, ...?


Beste Grüße!
hochwald





Hallo Hochwald!    :winke:

Die Antwort ist NEIN ......

1. es wurden zwar ausdrücklich noch bis in die frühe Neuzeit hinein (!) höher und möglichst hochwasserfrei gelegene Wegführungen begangen, doch nicht im Sinne gezielt angelegter und ausgebauter Wege, sondern als natürlich vorgegebene Trassenführungen, die möglichst einen ausgewogen stabilen Höhenverlauf beibehielten!

Die neuzeitlichen Wegführungen sind häufiger als "Hohlwege" vor allem in Waldgebieten besser erhalten und oft leider nicht unter Schutz gestellt! So wie diese ausgetretenen und ausgefahrenen Wegverbindungen kannst Du Dir die Wegtrassen der Urgeschichte und des Mittelalters vorstellen. (Wobei Du immer fest im Blick haben musst, dass die Bevölkerungsdichte in urgeschichtlicher Zeit im Vergleich zu Heute schon fast kaum GLAUBLICH gering gewesen ist, also die Auslastung und Verbreitung solcher Wegverbindungen nur gering war, sodass sich kaum besondere Merkmale in der Landschaft ausprägen konnten!)

Dort wo Anstiege und Engpässe auftreten, bildeten sich durch das Ausweichen auf engeren Raum, nachdem der Boden in einem Wegstrang zu sehr aufgewühlt und vermatsch war sog. "Wegspinnen" aus, eng beieinander liegende wechselnd verwendete Hohlwegstrecken.

2. Siedlungen in besonderen Schutzlagen wie Seeufersiedlungen, in Sümpfen und Mooren verlangten zwangsläufig ausgebaute Trassenführungen; aufwendig herzustellende Bohlenwege, Knüppeldämme. Neben solchen Wegtrassen fanden sich durch die besonderen Erhaltungsbedingungen der Feuchtböden überlieferte früh datierende Belege von Wagenrädern. Und auch Schutzgottheiten und Depotfunde treten in Grabungen gelegentlich direkt auf diese Wegführungen beogen auf. Ausgebaut Wege waren Besonderheiten, schutzwürdig und Orte der Verehrung.

3. Ausnahme bilden links des Rheinlaufs die römische Militärstrassen die, wie die Autbahnen des 20. Jhs., an allererster Stelle dem Militär und dem nachgeordnet dem Güteraustausch gedient haben. Bestimmte Autobahnen und Bundesstrassen folgen noch heute diesen optimal in ihrem Verlauf vermessenen römischen Vorläufern.


Namentlich berühmte Verkehrsstrecken, wie der sogenannte "Hellweg" durch das Ruhrgebiet nach Westfalen, waren nichts anderes als den natürlichen Vorrausetzungen in möglichst idealer Weise folgende Wegstrecken ohne Befestigungen, in deren Verlauf im MA nur im Bereich besonders matschiger Passagen Steine in den Boden eingebracht worden sind um ihn zu befestigen!


Grob umrissen und hoffentlich informativ

glG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

hochwald

Moin Thomas!  :winke:

...informativ auf jeden Fall.

Bezogen auf das ehemalige, selbst auserkorene Leben in sumpfiger Umgebung, bewundere ich die Zähigkeit der damaligen Menschen, wie sie sich z.B. mit Ungeziefer (Blutsauger und anderen Raritäten :-D)  samt einhergehenden Widrigkeiten auseinandergesetzt- und derer getrotzt haben.

Zitat (Thomas):
"Und auch Schutzgottheiten und Depotfunde treten in Grabungen gelegentlich direkt auf diese Wegführungen bezogen auf."

Warscheinlich genau solch`ein Fall ist mir auch bekannt.

Ein wertvolles Bronzerelikt wurde direkt in/auf einer vermutlichen Wegführung, durch ehemals sehr sumpfiges Terrain, ohne jegliche Beifunde geborgen.
Grabbeigabe scheidet demnach komplett aus.
Auch Jochim meinte, daß es sich bei diesem Stück um eine Opfergabe oder dergleichen handeln könnte.
Ob bezogen auf eine evtl. Erkrankung einer damaligen Person, oder im Zusammenhang mit dieser Wegführung, sei einmal dahingestellt.


Was für Funde sind Dir "auf diese Wegführungen bezogen" bekannt?

 
PS:
Dienstag habe ich einen Thermin im M. f. Vor- und Frühgeschichte, Schloss Charlottenburg.
Danke Dir für den Tip!  :super:

Beste Grüße!
hochwald