Klinge der jüngeren Bronzezeit

Begonnen von Wiesenläufer, 27. Oktober 2017, 16:24:00

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Wiesenläufer

Hier mal eine schöne Klinge  :-D der jüngeren Bronzezeit, Periode V-VI, von dem Landkreis Rostock, Meck-Pomm
Kräftige, steil retuschierte Klinge mit Rücken. Sie sollen meistens zum schneiden von Getreide oder Gras verwendet worden sein.
Ein Fundplatz mit neolithischen und Bronzezeitlichen Funden. (Keramik, Nackenstück eines dünnnackigen Beils mit Schliffrest)
Gruß v. Wiesenläufer
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

Wiesenläufer

Die letzten zwei Bilder.
Sind die soweit für Euch ok. ?
Der Text steht unter den Bildern.
Das Gelände, eine sandige Anhöhe.

Eigentlich würde ich gerne wissen wollen ob es sich um sogenannten "Hornstein" handelt. Hat mir leider bisher keiner beantwortet. Irgendwann wurde mal bei einem Beil von mir erwähnt, dass es sich um importierten Stein handeln könnte. Bin mir aber nicht mehr ganz sicher.
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

thovalo

#2



Hallo Wiesenläufer!

Der Silex ist sicher Feuerstein und kein Hornstein. Wäre auch wunderlich wenn in diese Region Hornstein importiert worden wäre. Das bedeutete "Eulen nach Athen" zu tragen.

Das damit Pflanzen geschnitten wurden ...... finde ich eher fraglich. Das Bild "Spitze" macht den Eindruck als sei diese Partie deutlicher verrundet. Ist das nicht ggf. eher Teil eines Feuerszeugs. Dann der "Funkenlöser". Die sind häufiger lateral grob und ungleichmäig retuschiert.

Gibt es Glanzspuren an der Klinge, insbesondere auf der Fläche der Ventralseite?


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiesenläufer

Moin Thomas,
das damit überwiegend Pflanzen geschnitten wurden ist mir vom Archäologen gesagt worden. Es ist eindeutig eine Klinge aus der Bronzezeit, die bei uns sehr oft diese Form haben. Anhand dieser Klingen kann man einen Fundplatz besser einordnen. Die Klinge sieht aus als wenn sie gar nicht oder kaum benutzt wurde.
Sichelglanz kann ich nicht ausmachen.
Feuerschläger habe ich zwar auch aber die stammen aus dem Neolithikum und sehen deutlich anders aus. Aus der Bronzezeit habe ich bisher keinen,  also durchaus in Betracht kommend.  :kopfkratz:
Mit diesem Flint stehe ich immer so ein bisschen auf "Kriegsfuß", ich mag ihn nicht weil er für mich schwer einzuordnen ist ob eine Bearbeitung stattfand oder nicht.  Der ist nicht ganz so häufig verarbeitet worden.
Gruß v. Wiesenläufer

Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)

RockandRole

Hallo Leute,

fachlich kann ich leider nicht viel beitragen, nur hatte ich auch ein wenig den Eindruck welchen Thomas hat. Kann ja aber auch nur EINE Nutzung des Stückes sein.
Ich bin aber immer wieder erstaunt, wie sich Merkmale der ganz späten Formen der der frühen Formen gleichen  :glotz:

Ein wirklich schönes eindrucksvolles Stück, ganz unfachmännisch

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

Nanoflitter

An was für Merkmalen machst du denn Bronzezeit fest? Gruss...

Steinkopf

Moin,

Wiesenläufer hat sich auf die Aussage des Archäologen bezogen.

Solche und ähnliche handlich große und robust dicke Klingen mit
einer Schneidkante und einem stumpfen Rücken werden im
dänischen und teilweise norddeutschen Gebiet so gesehen.

Wo die Jungmoränen Flint im großen Format liefert, kann ein
hinreichend großes Messer recht einfach gewonnen werden,
Wo nicht, werden feinere Klingen als Sicheleinsatz gefertigt.

Der undurchsichtig graue Flint ist lediglich eine Variation im
baltischen Geschiebe. Nach manchen Beschreibungen wäre es
Danien-Flint. Diese Bezeichnungen Danien / Senon stammen aus
der geologischen Betrachtung. Für die Flintknapper sind die
Eigenschaften der Bearbeitung vorrangig.

LG

Jan

StoneMan

Bonjour,

solche robusten Klingen, gerne auch etwas größer, wurden sogar zum Hacken verwendet.
Diese hier vermutlich nicht.

Das Fehlen von Sichelglanz ist nicht grundsätzlich ein Ausschlusskriterium für eine schneidende Arbeit mit Pflanzen.
Es kommt auf sie Art der Gräser an und auch auf die Dauer (!) der Verwendung. Wenn dann zwischendurch
etwas anderes geschnitten wurde (Holz / Geweih) konnte der Sichelglanz nicht entstehen.

Auch ist Flint nicht immer gleich, egal ob Patinierung oder Politur, es kommt da auf Textur und
andere Kriterien an, wie und ob der Flint Umwelteinflüsse annimmt.

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

Zitat von: StoneMan in 28. Oktober 2017, 10:22:40
Bonjour,

solche robusten Klingen, gerne auch etwas größer, wurden sogar zum Hacken verwendet.
Diese hier vermutlich nicht.

Das Fehlen von Sichelglanz ist nicht grundsätzlich ein Ausschlusskriterium für eine schneidende Arbeit mit Pflanzen.
Es kommt auf sie Art der Gräser an und auch auf die Dauer (!) der Verwendung. Wenn dann zwischendurch
etwas anderes geschnitten wurde (Holz / Geweih) konnte der Sichelglanz nicht entstehen.

Auch ist Flint nicht immer gleich, egal ob Patinierung oder Politur, es kommt da auf Textur und
andere Kriterien an, wie und ob der Flint Umwelteinflüsse annimmt.

Gruß

Jürgen



Guter Hinweis mit dem "Hacken", denn die Negative erscheinen so grob wie die Nutzungsmerkmale an "ausgeplittertern Stücken".
Damit schnitt man sicher Nichts, das würde nur ausfasern und grob "reißen".
Es wird auch von "Archäologen" schnell etwas gesagt, dass sich praktisch nicht bestätigen lässt und auch praktisch nicht überprüft ist.

Zum Schneiden benötigte man lange scharfe oder gewellte gerade Kanten.
Zum "Ried" schneiden eigneten sich auch gezahnte Stücke.

Im großen Ganzen ein "Grobgerät".

Eine Annäherung an die zeitliche Zuordnung eines Oberflächenfundes glingt im Kontext des gesamten Fundaufkommens meist mit einiger Wahrscheinlichkeit bei einigen offen bleibenden Aspekten.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiesenläufer

 "Der undurchsichtig graue Flint ist lediglich eine Variation im
baltischen Geschiebe. Nach manchen Beschreibungen wäre es
Danien-Flint. Diese Bezeichnungen Danien / Senon stammen aus
der geologischen Betrachtung."
Danke, für die Beschreibung der Flint-Art. Die war mir noch nicht bekannt.  :super:

Ob zum hacken, schneiden oder reißen, durchaus alles möglich. Ich war in dieser Zeit leider nicht dabei, also muss ich der Aussage eines Archäologen der sich mit den hiesigen Verhältnissen der Bronzezeit auskennt, vertrauen. Auch mein anderer Bronzezeitlicher Fundplatz hatte diese Art von Klingen, nur nicht in dieser großen Ausführung.
Ich finde Eure Ausführungen sehr Interessant.   :Danke2:
G. v. Wiesenläufer
Wer viel geht, findet viel.
(Nicht auf meinem Mist gewachsen)