TS-Scherbe mit Ritzinschrift

Begonnen von St. Subrie, 28. Mai 2015, 14:41:12

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St. Subrie

Guten Tag,

heute mal etwas ziemlich ungewöhnliches, eine geritzte Inschrift auf einem Terra Sigillata - Scherben. Und dazu kam ich so :  Seit längerem suche ich schon in den Weinbergen eines recht betagten Winzers,  84 Jahre alt. Wir haben uns im Laufe der Kontakte ein wenig angefreundet und neulich bat er mich in sein Haus, um mir Unterlagen zur Geschichte seines Dorfes zu geben. Danach führte er mich in seine Scheune und drückte mir dort einen Blecheimer in die Hand, der eine Menge an Scherben, Versteinerungen, auffällig geformte Steine und auch ein paar Knochen enthielt. Er wolle mir diese Sachen schenken, weil ich ja Interesse an der lokalen Geschichte hätte. Er habe diese Sachen im Laufe vieler Jahre von seiner Arbeit in den Weinbergen mitgebracht und einfach mal aufgehoben, ohne besondere Absichten.
Bei der Durchsicht der Objekte fand ich dann den hier vorgestellten Scherben, zu meiner Überraschung mit einer geritzten Inschrift, von der allein die Zeichen X.II ohne weiteres lesbar sind. Die Inschrift ist nicht vollständig, denn der Bruch des Scherbens geht durch das erste Zeichen hindurch.
Leider läßt sich die genaue Fundstelle des Scherbens nicht lokalisieren, denn in den verstreuten Weinbergen des Winzers befinden sich gleich zwei villae mit entsprechenden Scherbenkonzentrationen. Ich werde ihn aber bei nächster Gelegenheit fragen, ob er sich an die Inschrift erinnern kann.
Die Art der Schrift vor dem Zahlzeichen erinnert irgendwie schon an die römische Schreibschrift, ohne daß ich davon was verstünde.

Mit vielen Grüßen

St. Subrie

StoneMan

Moin St. Subrie,

in der Broschüre, GELDUBA I "Die versunkene Stadt am Strom", von  P. Stüben, sind mehrere TS-Scherben
aus dem römischen Kastell in Krefeld-Gellep belegt, die solche Ritzschriften (nach dem Brand) aufweisen.

Gruß

Jürgen
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insurgent

Wenn ich so eine XII sehe muss ich gleich an die römische 12 Legion denken.

Klasse Stück mit persönlicher Geschichte  :super:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

mc.leahcim

Hallo St. Subrie ,
das ist eine Besitzerritzung. Das mit dem lesen ist natürlich eh schwer weill "handgeritzt" und dann auch noch nicht vollständig. Ich hab mal irgendwo gelesen :kopfkratz: und weiß mal wieder nicht wo, das Soldaten gerne ihre Schüsselchen und Teller etc. mit Namen versehen haben. Daher kann man vielleicht aus der X.II noch was machen. Ist natürlich auch nicht sicher denn wer weiß was in dem römischen Hirn vorgegangen ist der da geritzt hat.

So besteht 1 Legion aus 10 Kohorten = 3600–6000 Mann;
1 Kohorte aus 3 Manipeln = 360–600 Mann; 1 Manipel aus 2 Zenturien = 120–200 Mann; 1 Zenturie mit 80 Mann

Für was hat er nun die X verwendet und was steht für die II. Wenn man nun mit der X ten Legion anfängt und schaut wo die mal waren? Wenn sie in der Gegend waren könnte man mit viel Mut schließen das da ein Soldat sein Schüsselchen zerdeppert hat.

Genauso könnte er die 10 Kohorte und hier die 2 te Manipel geritzt haben? Who knows?

Ist aber nur eine Idee und viele Ideen bringen ja vielleicht was. :winke:

Die Schrift an sich kann ich nicht lesen würde einzig in der Mitte auf ein M schließen.

Gruß

mc.leahcim
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

TeSi

#4
Zu lesen meiner Ansicht nach ----VNIS X.II, wobe V und N legiert sind. Dies würde sich auf den Besitzer beziehen, da im Genitiv geschrieben (Besitz des....), (gekauft zum Preis von) XII (  ---).

TeSi

#5
Zitat von: StoneMan in 28. Mai 2015, 15:37:22
Moin St. Subrie,

in der Broschüre, GELDUBA I "Die versunkene Stadt am Strom", von  P. Stüben, sind mehrere TS-Scherben
aus dem römischen Kastell in Krefeld-Gellep belegt, die solche Ritzschriften (nach dem Brand) aufweisen.

Gruß

Jürgen
Solche Ritzinschriften sind an und für sich keine Besonderheiten, sondern waren (nicht nur auf Terra Sigilllata) recht häufig.

TeSi

Zitat von: insurgent in 28. Mai 2015, 15:49:56
Wenn ich so eine XII sehe muss ich gleich an die römische 12 Legion denken.

Klasse Stück mit persönlicher Geschichte  :super:
Mit der 12. Legion hat der vorliegende Fall sicherlich nichts zu tun.

Schalk23

Tolles Stück! Kommen insgesamt nicht so häufig vor und zum Entziffern benötigt man meist ein wenig Lateinkenntnisse und eine Ahnung, wie geschrieben wurde.
Viele Grüße

Schalk23
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"Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige."
Meister Eckhart

insurgent

Zitat von: TeSi in 28. Mai 2015, 16:43:22
Mit der 12. Legion hat der vorliegende Fall sicherlich nichts zu tun.

Na, hätte ja sein können  :dumdidum: :winke:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

TeSi


St. Subrie

Besten Dank Euch allen. Werde bei Gelegenheit sehen, was unser Ansprechpartner auf Seiten der Archäologie zu dem Stück meint. Euere Hinweise werden dabei gewiß nützlich sein.
Gruß
St. Subrie