Querschneidige Pfeilspitze - Querschneide (D/SH)

Begonnen von StoneMan, 15. Februar 2012, 18:08:02

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StoneMan

Querschneidige Pfeilspitze - Querschneide 

Fundort: Steinbergholz/-haff (SH)

Moin,

sehr groß - zu groß für eine Querschneide?

Mit 47 x 32,7 x 5 mm ist das ein sehr stattliches Exemplar.

Das vorliegende Artefakt ist durchaus als Trapez (Trapezoid) zu bezeichnen.
Beide Lateralkanten sind deutlich und unverkennbar retuschiert.
Die Breite (32,7 mm) ist geringer als die Länge (47,0 mm) und damit abweichend von
der "typischen" (standardisierten, normierten) Form. Viele Publikationen beschreiben
Querschneiden als typisch, wenn die Breite größer ist als die Länge.

Mein subjektiver Eindruck, viele Q. weichen von dieser "Norm" ab. Ebenso kann man bei
der Größe kaum noch von Mikrolithen sprechen.
Außerdem ist diese Q. nicht mit der für Mikrolithen/Trapeze üblichen Kerbtechnik hergestellt worden.

War die Grundform eine Klinge oder ein Abschlag?

Immerhin sind zwei Kriterien für eine Querschneide erfüllt - Trapezoid und beidseitige Kantenretusche.

In letzter Zeit waren Informationen zu lesen (Sucherforum) in denen es hieß, dass nun auch
eine einseitige Kantenretusche als ausreichend für eine Klassifikation als Querpfeilschneide gilt
(Hierzu würden mich Quellenangaben interessieren).

Dokumentationen von ebensolchen großen Q. wie der vorgestellten (oder größere)
sind spärlich aber vorhanden.
Wer hat noch mehr in Petto als die im "Flint fra Danmarks oldtid" von Peter Vang Petersen?
Dort ist auf Seite 90, Abb. 116 ein "Ekstremt stor Tværpil" (Extrem großer Querpfeil) abgebildet. 
Siehe hier Bild 3 im Vergleich zu meiner Querschneide im angepassten Maßstab.

Ist diese Art der Querschneiden in die gleiche Kategorie zu stellen, wie die doch typischen
Mikrolithen/Trapeze die mittels Kerbtechnik hergestellt wurden - wie diese >klick<?

Taute schlägt eine maximale Größe bis 3 cm für Mikrolithen für Süddeutschland vor
(Quelle: J. Hahn, ...Artefaktmorphologie)

Gibt es für den Norden eine andere Größenordnung/Einteilung? Hat jemand Literatur darüber?

Danke fürs Lesen


Gruß

Jürgen


PS hier geht's zur "Kleinen" >>>

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

LITHOS

Hallo Jürgen,
einen ähnlichen Fall hatten Roskva und ich auf einer dänischen Fundstelle (eigentlich die vom Steinwanderer  :engel: ).
Könnte sich bei deinem Stück auch um ein Scheibenbeil handeln.
Grüße!

StoneMan

Moin Jan,

hatte ich mir bereits gedacht, dass diese Anmerkung kommt, deshalb
habe ich diese extrem große "Tværpile" von PVP mit eingefügt.

Aber das ist sicher zu diskutieren - danke für die Anmerkung.

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Der Wikinger

Ein Scheibenbeil ist mit Sicherheit nicht.
Diese grossen Querschneider gibt es manchmal zu finden.
In DK werden sie ab und zu auch "bjørnepile" (Bären-pfeile) wegen ihrer Grösse genannt.

Sie können als Speerspitzen geschäftet gewesen sein.

:winke:

steinwanderer

Moin Jürgen,
solche großen Querschneider kommen durchaus vor. Ich meine auch, daß ich welche von der besagten Stelle in DK habe und welche aus Tyskland. Sie sind aber recht selten.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

insurgent

Es gibt aber auch so kleine Scheibenbeile zur feinen Holzbearbeitung.

Was es genau war kann man aber anhand fehlender Schäftungsreste nicht 100 % sagen :smoke: :winke:
Meine Bodenfunde werden gemeldet

Siebenpapagei

Hallo,

hier mal ein ähnliches Stück von arriba:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,42710.0.html

Es gibt kleine Scheibenbeile in dieser Machart, wie der Auszug aus der Literatur zeigt. Allerdings ist das Stück aus Siggeneben steiler, im Querschnitt also wesentlich stabiler. Eine Querbeilfunktion lässt sich da schon eher vermuten. Ein Querschneider ist das Stück von Stoneman sicher. Wenn man es genau nimmt sind Scheibenbeile ja auch Querschneider! Die Beilschneide lag quer zum Schaft. Ist halt nur ´ne Definitionsfrage für die Schublade.
Zur Funktionsfrage, kann ich mir eine Pfeilbewehrung kaum vorstellen, aufgrund der Größe. Macht auch eigentlich keinen Sinn. Zur feinen Bearbeitung von Holz, könnte sich so ein Stück doch gut eignen?! Gibt es da schon Experimente im Nachbau?

viele Grüße

Ralf :winke:

StoneMan

Moin,

@ Insurgent,

danke für den Einwand, Ralf war schneller als ich.


@Ralf,

danke, den Thread suchte ich gerade wegen Deiner Abbildungen von Siggeneben.

Das wäre nämlich meine Anmerkung gegen ein Scheibenbeil gewesen, nämlich der bei mir
fehlende kräftigere Querschnitt bzw. eine stabilere Schneide.


@Klaus,

danke auch für die Bestätigung, dass diese großen Querschneiden seltener sind.


@Steen,

danke auch Dir, ohne Dich hätte ich nicht die maßlich genaue Gegenüberstellung
mit der "Store Tværpile" von PVP machen können.

Gruß

Jürgen
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LITHOS

Zitat von: Siebenpapagei in 15. Februar 2012, 19:58:28
hier mal ein ähnliches Stück von arriba:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,42710.0.html
Genau das Teil habe ich gemeint, nur leider die letztliche Bestimmung vergessen.
Sorry! :schaem:

StoneMan

Moin,

da wir hier noch nichts zur Datierung geschrieben hatten.

Laut Fundmeldung von Amts wegen: Mesolithikum

:winke: Jürgen
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cylu11

Zitat von: StoneMan in 15. Februar 2012, 18:08:02
Wer hat noch mehr in Petto als die im "Flint fra Danmarks oldtid" von Peter Vang Petersen?
Dort ist auf Seite 90, Abb. 116 ein "Ekstremt stor Tværpil" (Extrem großer Querpfeil) abgebildet. 


Auch wenn's ein alter thread ist (aber die werden hier ja immer wieder konsultiert!), will ich hinzufügen, was in dem Klassiker "Danske Oldsager" Teil 1 "Aeldre Stenalder" (also Mesolithilkum) von Therkel Mathiasson steht, Kobenhavn 1948 (in Übersetzung):

"103. Sehr große transversale Waffenspitze (Meget stor tvaerpil). Länge 4-5 cm, relativ breit, mit divergierenden Seiten, die Ecken manchmal etwas ausgreifend, die Kante meist gerade. Wohl kaum als Pfeil verwendet, wahrscheinlicher als Kopf eines kleinen Speers. Kommt vor in den Kulturen von Oegaarde, Gudenaa und Erteboelle, aber überall selten."

Ein Mitarbeiter eines dänischen Museums ordnete sie mir gegenüber mit größter Wahrscheinlichkeit in die Kongemose-Kultur ein, ab 6000 v. Chr.

In den Abbildungen:
Oben die Abb aus dem Buch zur Nummer 103.
Darunter: zwei größere Querschneider aus dänischer Sammlung, aber nicht ganz so groß. (a) misst 32 x 21 mm, (b) 29 x 26 mm.




StoneMan

Moin,

danke für Deine Ergänzung cylu11.

Heißt, die unten gezeigten Stücke ´aus dänischer Sammlung´, aus Deiner DK-Sammlung?

Liegt Dir "Danske Oldsager" von Therkel Mathiassen vor? Oder hast Du eine zugängliche Quelle?


Gruß

Jürgen immer auf der Suche nach Literatur zu Danmarks Oldtid
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Antoine de Saint-Exupéry

Steinkopf

Da schießt er wieder ins Bild, der Querschneider XXL oder 'Bjørnepil' wie die in der Größe extrem
herausragenden Projektile auch benannt werden.

Vielleicht ist es ein Irrweg, sich dieser Übergröße typologisch nähern zu wollen?
Die Aussage von P.V.Petersen (1993) ist ja kaum anders als die seines
Vor- (Vor?) Vorgängers Therkel Mathiassen von 1948.

Es wäre eine Fleißarbeit, in Grabungsberichten nach diesen Abweichlern zu suchen.
Ich habe es ab jetzt in mein Beuteschema aufgenommen:

Ein in der Größe abweichender Tværpil  wurde aus der mesolithischen Siedlung TYBRIND VIG ertaucht.
Die absolute Größe ist nicht angegeben. Er ist abgebildet bei:
Søren H. Andersen, TYBRIND VIG Submerged Mesolithic settlements in Denmark, (Moesgård Museum2013), Seite 99, Fig 2.14.
Dieses Exemplar kann also der Ertebølle-Kultur zugeordnet werden.

Wer kann weiteren Beispiele hinzufügen?

LG

Jan

'TYBRIND VIG..." ist in englischer Sprache eine gute Übersicht über die Ergebnisse der Unterwasserarchäologie
am Kleinen Belt. Es ist zu einem erschwinglichen Preis auch in deutschen online Buchhandlungen erhältlich.

cylu11

Ja, die beiden gezeigten Stücke sind hier bei mir.

Und nochmals ja, Danske Oldsager Band 1 (Meso; von Matthiassen ) und Band 2 (Neo; von Glob) habe ich original hier. Die wurden, ob man's glaubt oder nicht, vor einigen Jahren im Museum für Deutsche Geschichte in Berlin ausgesondert und ich hatte das Glück, sie mega-günstig antiquarisch zu bemerken. Band 3 und 4 zur Bronzezeit habe ich nicht (die beiden findet man im Moment, wie ich sehe, bei eurobuch.com bezahlbar aus Schweden). Meine haben allerdings (originalen) Pappeinband, ich glaube die gibt's auch schick gebunden. Ich kann mich zwar durch das Dänisch kämpfen, aber diese Bände zeichnen sich ja dadurch aus, dass sie parallel auch englischen Text haben. Die Bildtafeln zeigen alle Typen, aber immer nur ein Exemplar für jeden Typ, so dass man auch wieder nicht so richtig ein breiteres Vergleichsspektrum hat. Die Beschreibungen sind letztendlich auch eher knapp, ähnlich wie bei PVP. Bei Bedarf an bestimmten Infos aus diesen Büchern gerne PM!

Beste Grüße!



StoneMan

Zitat von: cylu11 in 03. November 2014, 21:14:15
...Die wurden, ob man's glaubt oder nicht, vor einigen Jahren im Museum für Deutsche Geschichte
in Berlin ausgesondert und ich hatte das Glück, sie mega-günstig antiquarisch zu bemerken.

Bei Bedarf an bestimmten Infos aus diesen Büchern gerne PM!


Moin,

@ cylu11,

danke für den Nachtrag, ich beneide Dich  :Danke2:

Deine Bjørnepile sind auch hübsch.

Auf die PM greife ich beizeiten zurück - danke.

@ Jan, danke Dir ebenfalls für Deine Ergänzung.

Gruß

Jürgen
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