Klinge mit dreieckigem Querschnitt

Begonnen von StoneMan, 18. Juni 2011, 21:23:07

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StoneMan

Klinge mit dreieckigem Querschnitt
87 x 34 x 16 mm
Fundort: Møn (Ostmøn)

Bei diesem Fundstück aus typischem dunklen Møn-Flint, handelt es sich um ein terminales Klingenfragment
mit dreieckigem Querschnitt.
Die Klinge weist weder Bulbus noch Schlagfläche auf.

Der Bruch ist mit einiger Sicherheit als alt an zu nehmen. Alle drei Bruchkanten des basalen Endes weisen
partiell feinste, unregelmäßige Aussplitterungen auf, die zudem verrundet sind.
Die Bruchfläche ist von annähernd gleichem Seidenglanz wie das gesamte Artefakt, wobei der weißliche
Einschluss (Bruchfläche) davon ausgenommen ist. Dieser zeigt nur im Übergang zum dunklen Flint eine
schmale Zone mit Glanz.
Innerhalb des weißlichen Einschlusses (am Dorsalgrat) befindet sich noch eine kleine "quarzige" Inkluse.


Die linke laterale Kante (sinistrolateral) ist bifacial ziemlich liederlich (grob) bestoßen, hierbei könnte es
sich um Fingerschutzretusche handeln, denn diese Kante weist keinerlei scharfe Grate auf.

Die rechte Lateralkante (dextrolateral) ist zum Schneiden geeignet, diese Kante ist scharf. Diese scharfe
Kante (Schneide) ist bifacial über die gesamte Länge mit unregelmäßigen feinsten Aussplitterungen versehen.

Da an dem Artefakt kaum Schrammen in der Politur auszumachen sind, kann davon ausgegangen werden, dass mit
dieser Klinge ein weiches Medium bearbeitet wurde, vielleicht Leder geschnitten oder weiches Holz geschnitzt.


Der Dorsalgrat ist auf seiner Länge von 60 mm, bis auf ein kleines Teilstück (~6 mm) nahe des
basalen Endes, mit feinsten Aussplitterungen versehen. Ist er vielleicht absichtlich verrundet (Fingerschutz)?
Der zum terminalen Ende, mit 130° abknickende, kurze Dorsalgrat (27 mm) ist unversehrt.
Der Dorsalgrat weist teilweise Glanzzonen auf.

An der Schneide befindet sich eine schmale Glanzzone (2 - 4 mm), die auf der Ventralseite deutlicher und
etwas breiter ist als auf der dorsalen Seite. Dies deutet darauf hin, dass die Ventralseite die Kontaktfläche war.

Meine Fragen:

  • Kann jemand die Flintart näher bestimmen oder ist meine Angabe "Dunkler Møn-Flint" ausreichend und korrekt?
  • Ist der Bruch gewollt, oder während der Arbeit passiert?
  • War diese Klinge (vor dem Bruch) als (Schnitz-)Messer geschäftet?
  • Welche weitere/andere Funktion könnte man diesem Artefakt zusprechen?

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Roskva

Hi,
das wird Sjællandsk Senon sein, oder klarer Danien, kann man ohne Kortex nicht dingfest machen.
:winke:
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

steinwanderer

Moin Jürgen,
Das ist reiner Senonflint. Nix mit Seeland und schon gar kein Danienflint. Der ist nämlich weiß oder opakgrau.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

StoneMan

Zitat von: steinwanderer in 18. Juni 2011, 21:55:46
Moin Jürgen,
Das ist reiner Senonflint. Nix mit Seeland und schon gar kein Danienflint. Der ist nämlich weiß oder opakgrau.
Gruß Klaus
Danke Klaus,

das hatte ich ja auch angenommen, eben typischer Nordic-Flint. Ich bin lediglich etwas verunsichert
gewesen, weil vorgestern so ein "glasiger" Stein von Dir als Senon-Flint angesprochen wurde.

Ich habe den gekappten Senon immer mit matter Oberfläche.  

Danke euch beiden Rikke (Kortex ist kein Fizzelchen dran) und Klaus.

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

steinwanderer

Moin Jürgen,
die matte Oberfläche ist eine erste Stufe der Patinierung entstanden durch Wasserentzug bzw. Austrocknung.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

StoneMan

Zitat von: steinwanderer in 18. Juni 2011, 22:36:06
Moin Jürgen,
die matte Oberfläche ist eine erste Stufe der Patinierung entstanden durch Wasserentzug bzw. Austrocknung.
Gruß Klaus
Moin nochma,

gehört ja zum Thema  :smoke:
wenn ich aufgelesene Knollen, oder auch aus der Kreide geborgenen Flint dieser Art zertrümmere,
liegen mir ausschließlich matte Oberflächen vor, sehr matte sogar.

Ich habe in der Regel eher durch Patinierung glänzende Objekte - aber so glasig wie in dem oben eingefügten Link,
habe ich noch nie gehabt - was nix heißen muss, es gibt sicher zu viele Variationen, ich habe schließlich noch nicht alles gesehen.

Gruß

Jürgen

PS meine weiteren Fragen bitte nicht vergessen  :-D danke.
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Antoine de Saint-Exupéry

Roskva

Ich denke immer dran wo er rumgelegen hat, deswegen. Und wenn das kein sjællandsk Senon ist, was ist es dann?
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

StoneMan

Zitat von: Roskva in 18. Juni 2011, 22:53:33
Ich denke immer dran wo er rumgelegen hat, deswegen. Und wenn das kein sjællandsk Senon ist, was ist es dann?
Møn-Senon? :-D Wie gefällt Dir Møn-Senon Rikke? (Meine Kreation - nix amtliches :smoke:)

Da ist das Artefakt ja her und dort gibt es mehr von diesem Flint. Am Strand auf dem Acker, in der Kreidewand...


Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

steinwanderer

Moin Jürgen,
diesem Flint noch einen speziellen Namen zu geben wäre falsch, weil der Senonflint über den ganzen Norden verteielt vorkommt sogar in NRW.
Nun zu deinem Messer.
Ob es bei der Arbeit zerbrochen ist oder aus anderen Gründen kann ich Dir nicht sagen. Die Art der Retusche macht auf mich den Eindruck als wäre es eine Handschutzretusche und somit war das stück nicht geschäftet, sondern wurde mit der Hand geführt.
Es wurden keine anderen Arbeiten mit Ihm aus geführt
Lewer duad üs Slav

StoneMan

Zitat von: steinwanderer in 18. Juni 2011, 23:11:44
Moin Jürgen,
diesem Flint noch einen speziellen Namen zu geben wäre falsch ...

War nicht ernst gemeint Klaus  :smoke: danke für Deine weitere Einschätzung.

Groot

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Roskva

Nix desto Trotz heisst er in DK aber sjællandsk Senon wenn er von Stevns, Møn oder gar aus Thy stammt. Ob ihr es nun glaubt oder nicht.
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cylu11


Eine spannende kleine Veröffentlichung zum bemerkenswerten Unterwasserfund einer noch geschäfteten (allerdings endretuschierten) Klinge ist hier zu finden: jkoeninger.de/file/nau8/Lubke.pdf

Der Wikinger

Da hat die liebe Rikke recht, meine Herren.  :belehr:

Man nennt diesen Sjællandsk Senonflint, um ihn vom Jysk Senonflint zu unterscheiden.
Die beiden Typen wurden beide für Flintgeräte benutzt.
Der Typ "Jysk Senonflint" unterscheidet sich von dem Seeländischen dadurch, dass er viele kleine weisse Pünktchen im Material hat.

Zu dem Danien-Flint gibt es auch ein bisschen zu bemerken.
Da gibt es auch zwei Typen. Matter und klarer Danienflint.
Der matte ist sehr leicht erkennbar.
Dagegen kann (wie Rikke auch bemerkt) der klare Danienflint in Fällen, wo kein Kortex (bei Danienflint sehr unregelmässig)vorhanden ist, mit Stücken von Senonflint aus der Mitte von grösseren Blöcken verwechselt werden, da diese beide Typen graue nuancen haben.
Der klare Danienflint wurde nur selten für grössere Geräte benutzt, aber sehr oft für Kleingeräte wie Kratzer und Schaber u.Ä.
Deshalb kann man bei diesen oft garnicht bestimmen ob nun Senon oder klarer Danien vorhanden ist.

:winke:  


steinwanderer

Zitat von: Der Wikinger in 19. Juni 2011, 01:31:48
Da hat die liebe Rikke recht, meine Herren.  :belehr:

Man nennt diesen Sjællandsk Senonflint, um ihn vom Jysk Senonflint zu unterscheiden.
Die beiden Typen wurden beide für Flintgeräte benutzt.
Der Typ "Jysk Senonflint" unterscheidet sich von dem Seeländischen dadurch, dass er viele kleine weisse Pünktchen im Material hat.

Zu dem Danien-Flint gibt es auch ein bisschen zu bemerken.
Da gibt es auch zwei Typen. Matter und klarer Danienflint.
Der matte ist sehr leicht erkennbar.
Dagegen kann (wie Rikke auch bemerkt) der klare Danienflint in Fällen, wo kein Kortex (bei Danienflint sehr unregelmässig)vorhanden ist, mit Stücken von Senonflint aus der Mitte von grösseren Blöcken verwechselt werden, da diese beide Typen graue nuancen haben.
Der klare Danienflint wurde nur selten für grössere Geräte benutzt, aber sehr oft für Kleingeräte wie Kratzer und Schaber u.Ä.
Deshalb kann man bei diesen oft garnicht bestimmen ob nun Senon oder klarer Danien vorhanden ist.

:winke:  



OK, danke wieder was dazu gelernt.
Gruß Klaus
Lewer duad üs Slav

Roskva

"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

Der Wikinger

Nichts zu danken, Freunde !  :-)

Den Fund sehe ich übrigens als ein grobes Klingenmesser oder eher ein wenig benutzter Sicheleinsatz.

Die Datierung ist mit einiger Sicherheit neolithisch bis bronzezeitlich.

PS: Deine Beschreibung des Fundes und die Bilder sind unübertroffen, Jürgen !!  :super: :super: :super:

:winke:

Roskva

Doch! Wenn einem nicht geglaubt wird, ist es gut das die wenigstens dir glauben!  :zwinker:  :smoke: :prost:
"blickst du lange genug in den Abgrund, schaut dieser irgend wann in dich"

StoneMan

Zitat von: Der Wikinger in 19. Juni 2011, 13:20:52
Nichts zu danken, Freunde !  :-)
..
Oh doch  :Danke2: da danke ich recht herzlich, lieber Steen.

Und Rikke bekommt auch einen  :Danke2:

Dazu lernen ist immer wieder interessant.

Neolithisch war ich auch für mich - bis bronzezeitlich (?) hätte ich nicht gedacht.

Den Begriff "Grobes" wollte ich schon ursprünglich in den Titel mit einfügen,
deswegen wäre ich dann eher für: Grobes, wenig benutztes Klingenmesser. :super:

Mange Tak Steen, bei Deinem Lob werde ich ja ganz...  :schaem:

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry

Der Wikinger

Zitat von: StoneMan in 19. Juni 2011, 13:33:54
Neolithisch war ich auch für mich - bis bronzezeitlich (?) hätte ich nicht gedacht.

Eine Datierung ins Neolithikum ist ja am Wahrscheinlichsten.  :super:

Der Grund warum ich eine Datierung in die Bronzezeit offen stehen lasse ist, dass man bis in die jüngere Bronzezeit lange, kräfige, grobe "Sichelklingen" aus Flint kennt. Deine könnte ja bis zu 15 - 20 cm gehabt haben.
Diese sind aber oft "umgekehrt" als deine retuschiert, also über die hohe Rückenfläche hinweg, so dass sie wie riesige Rückenklingen aussehen. (Es gibt sie aber auch so wie deine)
Neuere Forschung schlägt vor, dass sie garnicht Sichelklingen sind, (weil man auch Sichel der Bronzezeit, eben aus Bronze kennt) sondern dafür benutzt wurden, die tausende von Soden für den Bau von den riesigen Bronzealterhügeln des Nordens "auszuschneiden". Man kann sich heute garnicht vorstellen, welchen Aufwand diese Bronzealtermenschen für den Bau dieser Hügel gemacht haben. Riesige Felder wurden ohne Getreide gelassen, nur um Sode für die Hügel der Häuptlinge zu erzeugen.
Man schlägt vor, dass die Gross-klinge dann auf einem langen Stab montiert gewesen ist, so dass man aufrecht gehen konnte und die Soden ausstecken konnte. Wie bei einem modernen "Kanten-trimmer" für den Rasen. Diese Klingen sind oft ekstrem abgenutzt, was auch dafür spricht, dass sie keine Sichel waren, sondern beim Ausschneiden der Soden mit vielen Steinen in der Erde in kontakt kamen. Deshalb findet man auch bei bronzezeitlichen Fundorten oft sehr viele dieser Geräte, weil es viel einfacher war, eine neue Gross-klinge zu schlagen, als zu versuchen, diese zu schärfen.

:winke:

StoneMan

 :super: Steen,

was Du da beschreibst, ist ja eine Möglichkeit auf meine Frage:

"Welche weitere/andere Funktion könnte man diesem Artefakt zusprechen"?

Denn wenn meine Klinge entsprechend lang war, wäre sie dazu geeignet gewesen, stabil genug
war sie dann vielleicht doch nicht und ist bald gebrochen. Und geschärft wurde sie dann nicht, weil
für diese Arbeit die "neuen" Schneiden besser waren.

Der von Dir beschriebene Arbeitsgang passt gut zu den Gebrauchsspuren an
meiner Klinge, die da sind: Verrundung auf dem Dorsalgrat, sowie das Fehlen
eindeutiger Schrammen in der Politur, da weiches Material geschnitten wurde.
Auch die bifacialen Glanzzonen an der Schneide fügen sich in diese These.

:prost:

Gruß

Jürgen

Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Der Wikinger


Könnte hinkommen, Jürgen !  :super:

Schaut man auf deine wunderbaren Bilder genau hin, erkennt man vielleicht auch, dass gerade an der Bruchstelle "einen kleinen Fehler" im Flint ist.
Es sieht so aus als sei da einen kleinen Einschluss (fossil / Schwamm) / Mini-Mineralgang (?) in der weissen Zone vorhanden.
Genau solche Phänomene haben oft weit prachtvollere Geräte wie Beilen und Dolchen "das Leben gekostet" !  :heul:

:winke:   

StoneMan

Zitat von: Der Wikinger in 19. Juni 2011, 15:04:52
Könnte hinkommen, Jürgen !  :super:

Schaut man auf deine wunderbaren Bilder genau hin, erkennt man vielleicht auch, dass gerade an der Bruchstelle "einen kleinen Fehler" im Flint ist.
Es sieht so aus als sei da einen kleinen Einschluss (fossil / Schwamm) / Mini-Mineralgang (?) in der weissen Zone vorhanden.
Genau solche Phänomene haben oft weit prachtvollere Geräte wie Beilen und Dolchen "das Leben gekostet" !  :heul:

:winke:   
Yepp - das kann gut sein... :glotz: gut hingesehen Steen - aber nicht genau gelesen  :frech:
Zitat von: StoneMan in 18. Juni 2011, 21:23:07
...Innerhalb des weißlichen Einschlusses (am Dorsalgrat) befindet sich noch eine kleine "quarzige" Inkluse. ...

:frech:
der musste jetzt sein... :-D, der war auch lieb gemeint  :Danke2:

Groot

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Der Wikinger