Materialfrage: weißer Silex mit weißer Kortex und grauen glänzenden Inklusen

Begonnen von thovalo, 08. April 2010, 17:58:30

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thovalo

 HILFE!    :kopfkratz:

Hier kam ja immer schon seltsames Material unbekannter Herkunft vor, doch auch nur annähernd Vergleichbares habe ich bislang noch Nirgendwo gesehen!

Die Kortex ist weich, kreidig, leicht "porig" und läßt an "bergfrisch" gewonnenen Silex denken.
(Bild 2 ein Überrest auf der linken Seite, Bild 3 oberhalb der gelblichen Linie im Schnitt
und Bild 4 in Aufsicht
)  :glotz:  

Das Silexmaterial selber ist rau, weiß (nicht verbrannt, nicht patiniert) und enthält graue und im Bruch leicht glänzende ungleichförmige Inklusen.

Direkt unterhalb der Kortex verläuft eine klar erkennbare und in der Farbgebung auf der Abbildung 1:1 wider gegebene blaß gelblich-beigefarbige Linie. (Bild 3)

Bin da vollkommen ratlos!    :nixweiss:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Mark77

Hallo thovalo,

ist das in Bild 3 ein Schneckengehäuse-Abdruck? oder ein anderes Fossil?
Könnte ein Tertiärfeuerstein sein! :winke:

Grüße, Markus

Der Wikinger

Hallo Thovolo  :-)

Eine Angabe der ungefähren Fundstelle wäre vielleicht hilfreich !  :winke:

rolfpeter

Servus Jungs,

ich könnte mir auch vorstellen, daß es sich bei dem Material um einen tertiären Feuerstein handelt. Der Tertiärsilex aus der Champagne hat häufig eine ähnlich dicke Rinde, die sich nach innen zum Silex verdichtet.

Denkbar wäre auch irgendeine Abart der "Chaille", einem recht minderwertigen Material, wie es beispielsweise der Feuerstein von St. Mihiel an der mittl. Maas darstellt. Der hat auch eine kreidig-poröse Rinde, die sich kontinuierlich nach innen zu einem harten Feuersteinkern wandelt. Diesen Chaille hatte ich übrigens im Verdacht, "taubenblauer" Silex zu sein.

Beide Varianten haben aber nach meinem Wissen keine begrenzten, glänzenden Inklusien.

Ich hänge mal einige Bilder - auch wenn es nicht das gesuchte Material ist - an, damit das Zeugs auch bekannt wird.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Mark77

Frage: Woher weisst du, dass das Weiße nicht Patina ist? Ich kanns leider nicht anhand der Bilder nicht erkennen.
Für mich könnte das Weiße auch gut derifizierte Patina sein. hmm :kopfkratz: :glotz:

thovalo

Ich habe mich nochmal ganz nah ran begeben  :glotz:  

Kein Fossil und keine Patina! Das Ganze ist grob wie grober Valkenburgsilex oder raue Pahsen in Rijkholtsilex in weiß!

Der Fundort ist das komplexe Fundareal am Niederrhein und dort fand sich das kuriose Belegstück aktuell unmittelbar auf dem Siedlungshügel!

J. Weiner hat im jüngsten Austausch zum Fundmaterial fest gestellt, dass das Silexmaterial tatsächlich aus "aller Herren Länder" und "Himmelsrichtungen" an den Ort ausgetauscht worden ist. Bei der Diskussion des Silex einer Beilklinge waren wir bereits "rein hypothetisch" in Irland!

So auf den zweiten Blick: Wenn die Randpartie auf Bild 1 des Silex von St. Mihiel ggf. auch deutlich breiter sein kann.........   wäre das vielleicht eine Option!

Es gibt ja auch den Begriff des "singulären" Feuersteins, doch dieser hier ist ja recht charakteristisch ausgeprägt
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Mark77

also.. bin mal kurz durch unsere Sammlung getigert.. habe leider nichts vergleichbares gefunden.. :heul:
aber trotzdem bleibt für mich die frage, was genau ist das mittig auf bild 3??? :winke:

rolfpeter

Zitat von: thovalo in 08. April 2010, 21:10:54
So auf den zweiten Blick: Wenn die Randpartie auf Bild 1 des Silex von St. Mihiel ggf. auch deutlich breiter sein kann.........   wäre das vielleicht eine Option!

Ja, das gibt's auch, die kleineren Knollen bestehen nur aus "Randpartie". Aber warum sollte man solchen Mist von Lothringen an den Niederrhein schleppen?

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

werter47

Hallo,
kenne solches Silexmaterial aus dem nord.Geschiebe.Die blauen Stellen sind bildungsseitig höher/stärker verkieselt als der helle grusige Rest.Eingeschlossene Fossilien sind häufig.Meistens kreidezeitliche. Der braune Streifen kann eine "Wasserstandsmarke" sein,im Silex vorhandenes Eisen ist in dem wasser/sauerstoffhaltigem Bereich oxidiert.Sehr schön in grundwassernahen Sandböden zu sehen.Wie weit ist es vom Fundpunkt zur Eiszeitgrenze ??
FG Günter

thovalo

Nordischer Geschiebefeurstein war bequem erreichbar ....... zu Fuß!  :-)

Ernstaft! Der nördlichste Bereich von glazialen Ablagerungen, mit deutlich bessere erhaltenem Material als aus der Region um Krefeld im Rheinland, liegt bei Ratingen-Breitscheid und Ratingen-Lintorf und war vom Fundplatz aus in einer Tagestour hin und zurück gut zu erreichen! Das wussten schon die Neandertaler. Vor ein paar Jahren fand sich bei einer Aufsammlung von Belegstücken von Geschiebefeuerstein für den LVR auch gleich ein mitelpaläolithischer Faustkeil. Dann wäre trotz der gut erhaltenen Kortex ggf. auch ein Ansprache als "nordischer" Feuerstein möglich!?!  :kopfkratz:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

arriba

.... das Teil lässt mich auch an "nordisch" denken  :kopfkratz: Die Kreide kommt hin.... hast du vielleicht eine Nahaufnahme von dem grau im Flint?

sven

Ich hab da auch ein schönes Stück. Könnte Tevelflint sein, aus Nord-West-Ungarn. Zumindest sieht der hier
http://www.flintsource.net/nav/frm_mapflint.html auch so aus. Gefunden in Mitteldeutschland auf einer bandkeramischen Fundfläche!

Viele Grüße

Sven

Mark77

Das ist für mich eher gebänderter baltischer Feuerstein --> Falsterflint.
Schau mal bei rolfpeter auf die Seite..
Ich habe auch ein paar Stücke davon.. patiniert, mit Moorpatina und unpatiniert. Sehen genauso aus.

:winke:, Markus