Materialvorstellung: Jadeitit und Eklogit

Begonnen von thovalo, 27. März 2010, 19:21:12

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thovalo

Hier möchte ich zwei Belegstücke von

"Punkbeilklingen"

aus den grünfarbigen alpinen Mineralgesteinvarietäten


"Jadeitit" und "Eklogit"  

gesondert einstellen, weil bislang nur sehr wenige bereits abschließend naturwissenschaftlich bestimmte Belegstücke im Internet als Abbildungen zugänglich sind.



:-) Bilder 1-2

Sekundär überarbeitete, alt abgebrochene Beilklingenschneide aus JADEITIT (Breite 5,5 cm).

FO: Duisburg

Das verarbeitete Gestein stammt vom Monte Beigua nahe Genua (Ligurien/Italien)
(Bestimmung: Radiospektronomie durch Dr. Errera am Mineralogisches Institut des Königlichen Afrikamuseums in Tervuren/Belgien)

Es sind fünf weitere Beilklingen bekannt, die aus demselben Gesteinblock gearbeitet worden sind. Ein Beleg stammt von einem unbekannten Fundort aus Frankreich und wird Heute in Berlin aufbewahrt.
Vier Beilklingen fanden sich in einem Umkreis von 100 km südlich und süd-östlich der Moselmündung.
Alle Exemplare gehören den in der Produktionsabfolge jüngsten Prunkbeilklingen vom Typ "Puy" an.


:-) Bilder 3-4
Vollständig und unbeschädigt erhaltene "Miniaturform" einer Prunkbeilklinge des Typs "Durrington" aus EKLOGIT (Länge: 8,3 cm). (Ansprache durch Piérre Pétrequin)

FO: Ratingen-Lintorf (Kreis Mettmann)

Das verwendete Gestein stammt vom Steinbruch "Oncino-Bulé" auf dem Monte Viso in den "Cottischen Alpen", ca. 70 km nördlich von Turin (Piemont/Italien).
(Bestimmung: Radiospektronomie durch Dr. Errera s. oben)

Die in Deutschland bislang einzigartige Kleinform einer Prunkbeilklinge des Typs "Durrington" steht am frühen Beginn der Produktionsabfolge von Prunkbeilklingen aus grünfarbigen alpinen Mineralgesteinen. Das kleine Format ist charakteristisch. Die Klinge fand sich als erster Fundbeleg in Deutschland noch in der kultisch begründeten ursprünglichen vertikalen Aufstellung im Bereich einer Bachaue.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

fuchs

Hallo Thovalo,
sehr interessante Beiträge schreibst du da, auch sehr schöne Bilder. Vielleicht kannst du mir weiterhelfen: Ist das auf dem Foto auch "Jadeitit"? Oder nur ein grünlicher Stein?
Herzliche Grüße, Christian

thovalo

#2
Hallo Fuchs  :winke:

Es gibt das schöne Kinderlied: Grün, grün , grün ist alles was ich habe.......

Und das von Dir eingestellte Gesteinstück ist zu aller Anfang erst einmal zweifelsohne GRÜN!  :glotz:


Gerade bei so "heiklen" bzw. nicht unwichtigen Fragen und "sensiblen" Fundbelegen, wie z.B. mögliche Stücke von Jadeitit(beilklingen), kann ich Dir nur dringend empfehlen Dich an einen fachlich fundiert arbeitenden Mineralogen zu wenden.  Von einer Ferndiagnose per eingestellten Foto gäbe es bestenfalls nur ein "könnte vielleicht" oder "könnte vielleicht" nicht sein.

Das Stück(chen) hat nach der Abbildung Potential. Ich habe noch nicht nachgesehen WO Du unterwegs bist. Sollte es das Rheinland sein, ist Dr. Hollerbach am Mineralogischen Institut der Universität Köln ein kompetenter Ansprechpartner. Das Grundproblem ist allerdings, dass bislang nur das Verfahren der Radiospektronomie, die in Europa für die Klärung dieser Frage bislang ausschließlich in Tervuren/Belgien durchgeführt wird, eine naturwissenschaftlich absolut gesicherte Klärung bringen kann. Die Lagerstätten der Europäischen Jade (Jadeitit) sind erst seit 2003 (Monte Viso/Piemont) und 2004 (Monte Beigua/Ligurien) bekannt. Das recht unterschiedlich gefärbte und strukturierte Material haben bis Heute nur sehr wenige Mineralogen in der Hand gehalten.


Weitere Indikatoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen würden:

:-) befinden sich an dem Stück Schliffpartien ?

:-) günstige Fundorte sind: Süddeutschland, Mosellauf, Trierer Land, Mittelrhein (weites Moselmündungsgebiet), Niederrhein (Kölner Bucht, Aldenhovener Platte, rechter Niederrhein), Westfalen, Thüringen?

Weil mich die Durchführung der Untersuchungsmethode sehr interessiert hat, habe ich die beiden oben abgebildeten Fundstücke selber nach Belgien gebracht und bekam einen Tag lang eine geballte Einführung in die Radiospektronomie und die Auswertungsmethodik der gewonnenen Datensätze (jedes Objekt wird zumindest 3mal in Folge analysiert um ein abgesichert einheitliches Profil zu erhalten).

Die Analyse und Auswertung wurde durch das Europäische Großforschungsprojekt JADE finanziert. Das Projekt ist inzwischen leider abgeschlossen. Da wohl nicht klar erkennbar ist, ob Dein Fundstück, wenn es Jadeitit sein sollte, auch zu einer Beilklinge gehört hat, erreichte der Aufwand zu einer näheren Befundung des Materials keine allzu weit gehende Aussagekraft.

Was immer bleibt ist die Magie des Möglichen.

LG     :winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Servus,

ein gewisses Potential hat das Stück, keine Frage. Sieht in etwa aus wie die Bruchstelle an einem Jadeit-Beilnacken, den ich gefunden habe.
Das Zeug ist bestimmt nicht als Geröll ins Rheinland gewandert.

Aber es gibt auch üble Täuschlinge.
Überall im Land schießen Recycling-Unternehmen aus dem Boden. Bei denen geht alles durch den Brecher - vom Tarrazzo bis zum Grabstein. Ich laufe immer über einen Feldweg, der ist mit so nem Zeugs aufgestopft. Da gingen einem Mineraliensammler die Äuglein auf, Granite von jenseits des Äquators!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

Jau! So kurz, bündig und klar gehts natürlich auch!  :zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Silex

(Jau so geht es auch. In unseren  oberpfälzischen "Galerie"granitsteinbrüchen kannst Du auch günstig kaufen....nur wenn Du  penetrant nachfragst wirst Du erfahren dass die Stapel aus China sind.....pervers....)
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

fuchs

Hallo miteinander,
bei meinem Stück handelt es sich wohl nur um einen zertrümmerten Kiesel. Ein Schliff ist nicht erkennbar, die Form ist wohl auch nicht artifiziell. Bei der ersten Betrachtung hat man den Eindruck, die Linke Schrägseite konnte angelegt und stichelähnlich genutzt worden sein. Dies täuscht jedoch, es sind keine Bearbeitungsmerkmale erkennbar.
Das Stück stammt wohl aus dem Bereich der jüngeren Hauptteasse bei Mönchengladbach.
Da die Bestimmung eine Wissenschaft für sich ist, wird es sich hier wohl nicht lohnen. Trotzdem vielen Dank, Christian