Eine prunkvolle Pfeilspitze aus bernsteinfarbigen Feuerstein

Begonnen von thovalo, 27. März 2010, 16:45:17

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thovalo

 :winke:

Manchmal erscheinen die Vorstellungen der Menschen die Steingerätschaften gearbeitet haben mehr rätselhaft als nachvollziehbar.   :kopfkratz:

Diese unglaublich fein gearbeitete und höchst zerbrechliche Pfeilspitze ist 3 cm lang und 2003 auf einem mit eiszeitlichen Geröllen übersäten Acker bei Ratingen-Breitscheid (Kreis Mettmann) gefunden worden. (Fundnummer des LVR: OV 03/358)

Sie ist aus glasartig fein ausgebildeten durchscheinenden bernsteinfarbigen "nordischen" Feuerstein gearbeitet worden. Die direkte Spitze und die Flügelenden liegen zudem in hell transparent abgesetzten Zonen. Die Kerbungen zur Anlage von Flügelenden und Schäftungsdorn sind sehr markant ausgeprägt und dürften bereits mit einem Metallpfriem eingedrückt worden sein.

Aufgrund eines tiefer gehenden Negativs (Seitenansicht) ist die Bruchempflindlichkeit derart erhöht, dass es sich kaum um ein Gebrauchsstück gehandelt haben kann. Die Spitze wäre schon beim Transport des Pfeils im Köcher abgebrochen. Die große Nähe des Farbspiels zum Bernstein und die feine Ausabeitung ist an Fundbelegen aus dem Rheinland nicht häufig zu beobachten. Möglicherweise handelt es sich um eine besondere Grabeigabe oder um ein an einem Lederriemen getragenes Amulett.

Solche "Kleinigkeiten" sollten vielleicht nicht nur in ihrem Karton im Magazin ihren Dornröschenschlaf halten!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Goatman

Hi,
leider kann ich nicht mit Informationen hierzu
beitragen, ausser das es ein TRAUMHAFTES STÜCK
ist.
Danke fürs zeigen.

Der Wikinger


Wunderbare Pfeilspitze !  :super:

Jedoch sehe ich keinen Grund, warum es keine "richtige" Pfeilspitze sein sollte ?  :kopfkratz:

DonCordoba

Boah, ist die schön, ich möchte auchmal sowas finden!
Glückwunsch :prost:

Grüße,  :winke:
Michael
LEGIO I FLAVIA MARTIS

thovalo

#4
Lieber Wikinger,     :winke:

es stellt sich bei solchen aufwendig gefertigten Feinarbeiten immer die selbe Frage:

warum so eine Aufwand betreiben, wenn man es zum rein praktischen Zweck auch DEUTLICH einfacher hätte haben können?

Solche Projektile waren ja nicht eben mal während der "Mittagspause" im Verlauf eines Jagdausflugs
herzustellen, sondern benötigten viel Erfahrung und besondere Sorgfalt in der Steinbearbeitung und eben besonders qualitätvolles Ausgangsmaterial! Und eine Qualität wie diese hier muss man wirklich lange suchen! Das unterscheidet hier die Regel vom Besonderen: Qualität, Aufwand und Zeit!

Vergleichbare Feinarbeiten finden sich immer wieder als Beigaben in Grabzusammenhängen sozial hervorgehobener Persönlichkeiten.

In Bestattungen ab der Zeit der "Becherkulturen" kommen solche besonders fein ausgeführte Exemplare z.B. im sehr reich ausgestatteten Grab des "Amesbury archer" in England, in Grabzusammenhängen in Südfrankreich und Italien vor.

Die Zeitpunkt der Herstellung des hier vorgestellen Belegs dürfte im Zeitraum des fortgeschrittenen Endneolithikums bis zur entwickelten Bronzezeit liegen.


Doch wo du recht hast, hast Du Recht:

Bei aller Feinheit war dieses Projektil natürlich nicht nur "schön" sondern auch tödlich!  :-)



Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#5
:winke:

Unten zwei "links" die zur Grabausstattung und den Pfeilspitzen aus dem Grab des "Amesbury archer" führen!


Offensichtlich hätte auch er sich über das schöne Stück gefreut!  :zwinker:



http://www.this-is-amesbury.co.uk/images/arrows.jpg



http://www.bbc.co.uk/history/archaeology/excavations_techniques/king_stonehenge_01.shtml


LG  thovalo  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Der Wikinger


Kann mich alles anschliessen, was du sagst, Thovalo  :super:

Silex

Man darf  auch vermuten dass Tötungshelfer  nicht selten einer besonderen Zuwendung bezüglich der Bearbeitungstechnik bezuwendet wurden. Vielleicht beim Liebesrivalen oder beim Platzhirsch?
Zumindest in Bayern ist in der Beigabensitte , meist, pragmatischer und bescheidener bei der Mitgabe  verfahren.
Etwas Besonderes war bei diesem Fund bestimmt gegeben!
Danke fürs Zeigen.
Vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Ajo

#8
 :winke:

ins blaue vermutet, könnte die gestielte spitze von der farbwirkung der seltene helgoländer flint sein. (dieser ist aber nicht durchscheinend. :kopfkratz:)
bg

Khamsin

Salaam!

Nee, lieber Ajo, das ist wirklich kein Helgoländer, der ja - wie Du so zutreffend schreibst - nicht durchscheinend ist.
Aber es ist nicht nur dieses Merkmal, das den Flint der Spitze nicht zum Helgoländer macht, sondern und in erster Linie natürlich auch die Farbe!

Zitat Steen: "Jedoch sehe ich keinen Grund, warum es keine "richtige" Pfeilspitze sein sollte."

Dem will man sich doch - weil dankenswert! - ganz schnell und gerne anschliessen!

Denn - bedenkt man die kinetische Energie, die hinter einem Pfeil mit einer solchen Spitze steht - also die Geschwindigkeit, mit der der Pfeil fliegt, dann gibt das noch immer immer einen schönen Schusskanal und kann zu tödlichen Verletzungen führen, selbst wenn die Spitze schliesslich beim Auftreffen auf einen Knochen brechen sollte!!!

HG KIS 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Mark77

Material ist einfach brauner Kreidefeuerstein. Da Feuerstein Kantendurchscheinend bis durchscheinend ist, hat diese Spitze (wirklich schönes Stück!! :super:) so schön durchscheinende Flügel.

:winke:, Markus

Ajo

Yep und Danke, das Material kennt ihr zwei sicher besser!  :super: