Flachbeilchen oder was?

Begonnen von Sprotte, 18. Februar 2010, 21:18:27

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Sprotte

Hallo und guten Abend noch einmal,

vor einiger Zeit habe ich auf einem Fundplatz mit Flintbeilen der späten Ertebölle-Zeit und der frühen Trichterbecherkultur dieses, leicht beschädigte Flintteil (Länge: 48 mm, max. Breite: 38 mm) gefunden, das, obwohl zweifellos von Menschenhand bearbeitet, sich einer Deutung entzieht. Morphologisch ähnelt es einem kleinen Flachbeil. Die Schmalseiten wurden zurechtgeschlagen und danach sehr sorgfältig, z.T. faccettiert, geschliffen. Die Breitseiten werden durch die ursprüngliche Kortex des verwendeten Plattenflintstücks gebildet, sieht man einmal von geringen Schliffspuren auf der einen Seite ab. Die recht stumpfe "Schneide" wurde wechselseitig zugeschlagen, aber nur wenig überschliffen.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

Kelten111

Hallo :winke:
Sehe da leider keinerlei Menschliche bearbeitungen  :glotz:
Tut mir leid :-D

Sprotte

Hallo Kelten111,

ja, das ist ja das Komische. Die Schmalseiten sind vollständig geschliffen* (nicht die Breitseiten - dort ist nur die Kruste). Die "Schneide" ist zurechtgeschlagen (stimmt, auf dem Foto leider schlecht zu erkennen). Sonst nichts.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

* Ich weiß, wie Schliff aussieht. Selber habe ich schon sehr viele geschliffene/überschliffene Flintbeile und Bruchstücke davon gefunden.

rolfpeter

Servus,

was ähnliches habe ich auch mal gefunden. Einen flachen, klingenförmigen Abschlag, an dem auch nur die Kanten geschliffen oder poliert sind. Dorsal- und Ventralseite sind unbearbeitet.

Einsatzzweck??

Sowas sollte man mal einer Gebrauchsspurenanalyse unterziehen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

fuchs

Hallo, ich hätte da mal eine Idee.
Man vermutet doch, daß Dechsel (Amphibolit) durch Sägen ihre Grundform erhalten haben. Da dachte ich an eine abgenudelte Flintsäge. Aber vermutlich ist das Teil schon viel zu glatt, um noch Material abzutragen. Würde höchstens was bringen, wenn zB Sand als Schleifmittel zugegeben wird. Ist aber nur Spekulation.
Herzliche Grüße, Christian

Khamsin

Moin!

Im Neolithikum wurde Felsgestein zwar erfolgreich gesägt. Nach meiner Kenntnis bediente man sich dazu aber niemals solcher "Sägen" bzw. "Sägeblätter" aus Feuerstein. Dies unbeschadet der Tatsache, dass die Altvorderen im späten 19. und frühen 20. Jh. - aber auch etliche Archäologen b.G. bis heute (!) - gezähnte Artefakte aus Kieselgestein nonchalant als "Sägen" bezeichnet haben und bezeichnen! Bestes Beispiel: spätneolithisch-frühbronzezeitliche nordische Flintsichel mit gerader gezähnter Kante; keine Säöge, sondern ein "Erntemesser". Fakt ist, dass es keine gezähnten Sägeblätter aus Kieselgestein in der Steinzeit gab und dass man Geweih, Knochen, Elfenbein und erst recht Holz niemals mit derartigen Artefakten zerlegt hat.

Die Sägeblätter, mit denen man Felsgesteinstücke seit dem Altneolithikum erfolgreich in beliebig grosse Roh"barren" zerlegt hat, bestanden aus vergleichsweise "weichen" Felsgesteinarten sowie aller Wahrscheinlichkeit nach vorzugsweise aus nicht zu hartem Holz. Der Zerlegungsvorgang war ein "trennender Schliff", ähnlich wir beim Hohlbohren.

Wer sich einmal ein teilgesägtes, plattiges Rohstück (AHS-Material) mit beeindruckenden Sägefacetten in Form halber Sägeschnitte anschauen will, dem empfehle ich:

Quitta,H., Ein Verwahrfund aus der bandkeramischen Siedlung in der Harth bei Zwenkau. Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte 1. Leipziger Beiträge zur Vor- und Frühgeschichte (1955) 20-59 und Tafeln 10-18. (Leipzig).

Bei dem Fund dürfte es sich mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit um Reste einer opportunistisch gefertigten Beilklinge handeln.

HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"