Silex Typ Flintsbach

Begonnen von osman.herberger, 27. April 2009, 19:13:24

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osman.herberger

Servus miteinander,

ich hatte gestern die Gelegenheit, das ehemalige Silexabbaurevier von Flintsbach zu besuchen. Flintsbach (was für ein treffender Ortsname!) liegt in Niederbayern zwischen Deggendorf und Vilshofen, am Nordufer der Donau.
In Flintsbach, wo es das einzige Vorkommen von Kalkstein im weiteren Umkreis gibt, befindet sich ein Ziegel- und Kalkmuseum. Der steile Hang im Wald oberhalb des Museums ist übersät mit riesigen und tiefen Gruben und Einschnitten. Hier wurde seit dem Neolithikum Silex abgebaut (zumindest habe ich bisher noch keine Quelle gefunden, die von einem Abbau vor dem Neolithikum spricht). Später dann wurde der Flintsbach-Silex für die Steinschloßgewehre des 17./18. Jahrhunderts in Form von Flintensteinen verwendet.
Im Wald liegen obertägig überall und in verschiedenen Größen Silexknollen herum. Ich habe mir gedacht, es könnte (insbesondere für die Sucher aus den südlichen Gefilden) ganz interessant sein, hier im Forum ein paar Fotos der Knollen und ihrem Innenleben zu zeigen und habe daher ein paar ,,Anschauungsobjekte" nach Hause mitgenommen. Dort habe ich dann völlig unfachmännisch zwei der Knollen zertrümmert.
Die Homepage flintsource.net unterscheidet übrigens zwei Abbaustellen: Flintsbach-Ziegeleimuseum und das unweit nördlich davon gelegene Flintsbach-Hardt. Für die Abbaustelle Flintsbach-Hardt ist im Bayern-Viewer des Landesamtes ein Bodendenkmal eingetragen: ,,Silexabbaurevier des Neolithikums". An der von mir gestern aufgesuchten Abbaustelle Flintsbach-Ziegeleimuseum ist (seltsamerweise) kein Bodendenkmal eingetragen.
Die genaue Bezeichnung des Flintsbach-Silex lautet:
Jurahornstein der Ortenburger Kieselnierenkalke Typ Flintsbach-Hardt

Liebe Grüße

Stefan
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Bavaricum

Grüß Dich Stefan,

das sind wirklich Interessante Bilder. Diese Art Feuerstein könnte ja auch bei mir auftauchen.

Danke für die Bilder !!!

Andreas

steinsucher

Hallo Stefan, hallo Forum,

das ist ein sehr interessanter Ansatz um hier im Forum Material vorzustellen. Danke dafür. Ich werde das demnächst aufgreifen und aus meiner Sammelgegend mal das "Rohmaterial" auf diese Weise vorstellen. Das eine oder andere mal ist es ja bei Stücken aus Fundstellen schon geschehen. Aber eben noch nicht durch Material von den Abbaustellen oder Aufschlüssen. Allein die so genannten "Maasschotter" sind da sehr interessant, weil vielfältig in Farbe und Konsistenz.

Gruß aus Heinsberg/Rheinl.

Fritz.

Silex

Kieselnierenkalk....Supername und ausnahmsweise gut nachvollziehbar.
Danke, Stefan für  diesen anschaulichen "Ausflug"...zumindest süddeutschen Suchern ist  da schon etwas geholfen.
Verbreitungstafeln und Handelswege waren aber wohl nicht zu besehen...da die Verwechslungsgefahr zu anderen Vorkommen eher gegeben zu sein scheint?
Wenn ich mich recht erinnere könnten ein paar Artefakte aus eben diesem Rohstoff (von der Archäologin bestimmt) in meiner Heimat gefunden worden sein.
Bei uns gibt es nur einen nachgewiesenen, vorgeschichtlichen  Abbauort (Seulohe) ...aber es waren sicherlich mehr.
Vielleicht hat jemand ein Werkzeug aus diesem Material parat....ein paar von uns sind ja in der Peripherie  unterwegs.....
Man denkt oft wir sind schon an den Grenzen eines Steineunterforums angelangt, dabei kratzen wir immer noch an der Oberfläche. Solche Beiträge öffnen wieder die Augen was gemeinsames Wirken, persönliche Kreativität und Grundlagenermittlung vermögen.

Bis bald!
Edi



Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

osman.herberger

Danke an Euch für die Rückmeldungen !

Szeletien (Jürgen) hat hier im Forum zwei Funde eingestellt, die scheinbar aus dem Typ Flintsbach gefertigt wurden:
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,34533.0.html
http://www.sucherforum.de/index.php/topic,34339.0.html

Edi, ich hab nochmal das Internet durchstöbert zum Thema "Verbreitung/Handelswege des Flintsbach-Silex". Der Herr Binsteiner (Geologe, glaub ich) hat ja schon mehrere Texte zum Thema "Feuersteinstraße" veröffentlicht. Ich konnte lediglich eine kurze Zusammenfassung eines Beitrages auftreiben. Ich darf zitieren:

Materialinterferenzen im Verbreitungsgebiet bayerischer Jurahornsteine in Mittel- und Osteuropa

Im Zuge einer umfassenden Aufnahme bayerischer Jurahornsteine an neolithischen Fundplätzen Mittel- und Osteuropas konnten spezifische Vergesellschaftungen mit den Silexmaterialien aus anderen Abbauregionen näher bestimmt werden. Die Hornsteine aus den Bergwerken von Arnhofen und Baiersdorf im Lkr. Kelheim und Flintsbach im Lkr. Deggendorf sind dabei ein wesentlicher Bestandteil in den Silexinventaren der ausgewählten Schlüsselregionen. Mittlerweile lassen sich zahlreiche Beispiele anführen, bei denen der Transport der bayerischen Hornsteine auf direktem Wege erfolgt sein muss. Dazu zählt vor allem die Verbindung zwischen der Donau-Altmühl-Region Niederbayerns über den Bayerischen Wald und den Böhmerwald ins Pilsener und Prager Becken. Diese Feuersteinstraße nach Böhmen ist von der jüngeren Linienbandkeramik bis in die Zeit der Chamer Kultur nachweisbar.
(Zitat Ende)

Also scheint auf der Feuersteinstraße nicht nur der Arnhofener Silex, sondern auch der Flintsbach-Silex verbreitet worden zu sein. In einem anderem Beitrag konnte ich lesen, dass der Flintsbach-Silex auch verstärkt donauabwärts im Raum Linz auftaucht.
Sehr interessant zu diesem Thema wäre folgender Beitrag von Alexander Binsteiner: Die Lagerstätten und der Abbau bayerischer Jurahornsteine sowie deren Distribution im Neolithikum Mittel- und Osteuropas. Jahrbuch RGZM 52, 2005,(Mainz 2006).
Vielleicht verfügt ja jemand hier im Forum über diesen Beitrag...

"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Silex

Zitat von: osman.herberger in 27. April 2009, 21:48:31

Sehr interessant zu diesem Thema wäre folgender Beitrag von Alexander Binsteiner: Die Lagerstätten und der Abbau bayerischer Jurahornsteine sowie deren Distribution im Neolithikum Mittel- und Osteuropas. Jahrbuch RGZM 52, 2005,(Mainz 2006).
Vielleicht verfügt ja jemand hier im Forum über diesen Beitrag...


Den hat mir der Binsteiner zukommen lassen....hatte ich total vergessen...ich such mal. Wenn da werde ich mich melden
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger


Ich habe mal eine besondere Katergorie unter Flinttypen für diesen Flintsbach-Silex gemacht.
Hoffe es ist richtig verstanden, dass es ein selbstständiger Typ ist !?

Siehe hier:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,26571.msg150723.html#msg150723

:winke:

Silex

Danke! Mein Lieblingsdäne!
Ich wusste es.
Bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Mark77

Zitat von: Der Wikinger in 27. April 2009, 22:02:32

Ich habe mal eine besondere Katergorie unter Flinttypen für diesen Flintsbach-Silex gemacht.
Hoffe es ist richtig verstanden, dass es ein selbstständiger Typ ist !?

Siehe hier:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,26571.msg150723.html#msg150723

:winke:

Das Material wird ferner als Ortenburger Kieselnierenhornstein bezeichnet, Flintsbach gehört gleich wie z.B. auch Meierhof, Münster-Buchberg oder Dotter zu dem gleichen Material. Dies sind dann lediglich verschiedene Fundpunkte an denen das Material zu finden ist, resp. die dazugehörigen Schichten ausbeissen.

Grüßle, Mark77

Der Wikinger


Heisst das, ich sollte den Namen ändern ?  :kopfkratz:

szeletien

Hallo Wikinger, hallo Freunde

Hab ein paar Fotos für die genaue Bezeichnung dieser Silexarten. Ich kenne beide Lagerstätten sehr gut, weil sie eigentlich direkt vor meiner Haustür liegen. Hier noch ein Link über unsere Südostbayerischen Arten.  http://www.uf.uni-erlangen.de/rohmat/a_page.html

Grüsse Szeletien

Der Wikinger


Danke szeletien !  :-)

Jetzt als Unterkategorie des Hornsteins.
Jetzt ist es hoffentlich besser ?  :engel:

Gucken: http://www.sucherforum.de/index.php/topic,26571.msg150723.html#msg150723

:winke: