Was ist es? Teil 1

Begonnen von Markus, 14. April 2009, 13:47:50

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Markus

Huhu  :winke:

Sodele - jetzt hab ich auch einmal ein bissel Stein gesucht. Bin auch fündig geworden...  :-D
Jetzt meine Frage: Ist das ein Artefakt? Oder Laune der Natur und der Ackergeräte?

Gibt es so etwas wie "Klopfsteine"?

Fundort: Rheinland (glaube das ist sogar noch Kreis Heinsberg...ich schau nachher mal nach)
Fundlage: Anhöhe/Kuppe...fällt leicht zu einem ehemaligen Bach ab
Material: Kann ich mangels Fachwissen leider nichts zu sagen

Über eine Antwort würde ich mich - wie immer - sehr freuen.

Gruß
Markus

Markus

Und hier noch mein vermeintliches "eindeutiges Artefakt"!

Markus

Und die Klingen/Lamellen dazu.

Hoffe die Bilder reichen zur Bestimmung  :zwinker:

Napoleon1

Das erste Objekt sieht mir eher wie ein geofakt aus, Klopfstein würde ich aufgrund der Form eher ausschließen.
Das 2. sieht aus wie ein runder Schaber, auf jeden fall ein Artefakt. Ob neolith. oder mesolith. kann ich nicht bestimmen, da müssn die Experten ran. Der Fundort in Bachnähe und abfallendes gelände ist typisch. Hast du evtl. auch Keramikscherben gefunden?
Wie groß ist das Gebiet in dem due die Klingen usw. gefunden ahst? kleiner als 60 Meter Durchmesser oder größer?

Gruß  :winke:

Markus

Hallo Napoleon!

Obwohl ich diesmal jeden Fitzel aufgehoben und befingert habe, war leider keine Keramik dabei - muss mir dieses dunkle Zeugs nochmal beim Amt ankucken....nicht das ich da immer dran vorbeilaufe  :kopfkratz:


Die "Stelle" zieht sich bis jetzt über 3 Äcker. Immer schön am Hang entlang. Würde jetzt mal sagen so ca 300 Meter. Und immer wieder liegt halt was "Steiniges" dazwischen.
Ist übrigens doch noch Kreis Heinsberg (liegt aber ganz knapp am Kreis Düren).

Gruß
Markus

neolithi

Ich schließe mich Napoleon 1 an. Der erste Stein ist eher vom Gerölle ramponiert. Das zweite Stück sieht von der Oberseite sehr nach Rundschaber aus.Mich irritiert aber die unförmige Unterseite. Bei den Klingen/Abschlägen handelt es sich größtenteils um Artefakte.

HG
neolithi

Kelten111

Ich würde sagen  das erste ist ein mesolitischer restkern ( sehr mitgenommen)
Das andere ein Rundschaber auch meso! :winke:
:zwinker:

steinsucher

Hallo emce80, hallo Forum,

die Gegend hört sich so nach "nördlich von Aldenhoven", Ederen, Linnich an? Sieht jedenfalls so aus.

Deine Funde zeigen ein wenig das Spektrum des dortigen Neolithikums. LBK? Rössen? Vielleicht auch jünger?

Das erste Teil ist so ein typischer Restkern, der dann zum Picken von z. B. Mahlsteinen genutzt wurde. Dieser hat noch nicht so viele Zerrüttungen und Narben vom Klopfen. Manche sind richtig rund davon geworden und über und über mit diesen Zonen bedeckt. Material ist Feuerstein, wohl Rijckholt.

Das zweite Teil kann ich nach dem Bild schlecht beurteilen. Es sieht aber schon nach Kratzer aus.

Die Sammlung der Abschläge und Klingen(fragmente) ist typisch für die Gegend. Manche dieser Formen hat man schon mit Sichelglanz gefunden, was auf Erntemesser-Einsatz hindeutet.

Alles Artefakte, alles sammeln!

:super:

Gruß aus Heinsberg, Fritz.



rolfpeter

Servus,

das sieht mir sehr mesolithisch aus, Markus.

Das erste sollte ein Kernstein sein.
Unter dem 2. kann ich mir ehrlich gesagt nix vorstellen. Da sind jede Menge moderner Macken dran. 1. Bild, die gesamte rechte helle Partie ist modern. Dann ist noch eine alte Sprungfläche drin, der helle Strich. Auch die Negative, wo das so hell durchschimmert sind normalerweise modern. Ist aber ein Artefakt, vielleicht auch ein Kern.
Die kleinen Kerlchen sind Artefakte: Abschläge, klingenförmige Abschläge, Lamellen, eben eher mesolithisch.

Wenn die Stelle an einem Bach liegt, dann sind solch weit verstreute Plätze nicht untypisch für das rheinische Mesolithikum. Ich vermute, daß die Trupps dort über Jahre immer wieder hingekommen sind.
In der Umgebung von Lövenich gibt es einige Stellen, die auch relativ nahe beieinanderliegen, könnte glatt von dort stammen, Mikrolithen gibt es dort nur sehr wenige.

Material ist durchweg Schotterflint.

Keramik wirste dort wohl keine finden.

Fritz kennt die Gegend allerdings besser als ich, vielleicht schreibt der ja noch was dazu.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Markus

Hallo zusammen!

Danke für die Antworten.
Es macht echt Spaß das "Zeugs" aufzusammeln - nicht das ich das Lager wechsel.... :zwinker:
Und vor allem.....es ist mal richtig alt! Nicht nur olle 2000 Jahre.

Ich stelle morgen noch paar Fotos vom vermeintlichen "Kratzer" rein....vielleicht isses ja doch einer.
RP bekommt übrigens von mir beim nächsten Treffen (Stiftshoffest??) ein kühles Blondes ausgegeben.
Lövenich ist nämlich richtig!  :super: :staun: Konntest Du das nur am Fundmaterial feststellen?

Besten Dank und Gruß
Markus

P.S. Jetzt suche ich schon seit geraumer Zeit nach den Literaturtips die meine Fundgegend betreffen.
Da wurde ein Bonner Jahrbuch genannt und noch andere Bücher. Ich find aber den Thread nicht mehr...  :heul:

rolfpeter

Der Fritz könnte natürlich auch Recht haben.
Neolithische Abschläge sehen auch so aus und auf den Stellen gibt es eigentlich mehr Neolithikum als Mesolithikum.
Trotzdem plädiere ich für Mesolithikum. Die Klingen sind mir nicht regelmäßig genug und wenn es eine fette neolithische Stelle sein sollte, dann müßte auch vielleicht ein Gerät, also Kratzer, Entemessereinsatz oder so dabei sein.
Und das Material ist zwar teilweise Rijckholt aber wenn ich mir die Rinde ansehe doch schon merklich abgerollt, also Rijckholt-Schotter.


Tja Literatur mit Fundplatzangaben ist rar. Bonner Jahrbücher vor 1980 kämen in Frage. Für Heinsberg gibt es 3 Ausgaben "Archäologie im Kreis Heinsberg". Mit etwas Glück findet man die antiquarisch.
Ohne kommt man aber auch gut zurecht. Auf Löß bei gut abgeregnetem Feld einfach lostippeln, da findet man immer was...ist auch irgendwie spannender.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Markus

Huhu RP!

Da habe ich mich etwas missverständlich ausgedrückt - mir geht es nicht um Fundstellen.
Es wurden mal in einem Thread hier im Steinzeitunterforum ein Bonner Jahrbuch und einige andere Bücher genannt, in denen eine Typologie der Steinartefakte enthalten war. Ich meine es wurden neolitische Funde behandelt.
Und da halt im Bonner Jahrbuch alles abgehandelt wird was in meiner schönen Heimat - dem Rheinland - gefunden, entdeckt und ausgewertet wurde, such ich halt diesen besagten Thread (ich hab nur noch 44 Seiten vor mir...wenn ich nicht zu schnell irgendwo drübergeflogen bin).

Von der Reihe "Archäologie im Kreis Heinsberg" kenne ich nur Teil I und II. Ein dritter Teil ist mir noch nicht untergekommen.
Vor 1 Woche erst habe ich mir den 2.Teil von Heinen/Arora gekauft.....für 12,50 € inklusive Versand  :zwinker: Sehr informativ!!! Und vor allem...meine "Hausstelle" wird darin mehr als ausführlich beschrieben  :super:
So eine ähnliche Abhandlung über das Neolithikum und ich bin ruhig  :-D

Gruß
Markus


rolfpeter

Ahh so!

Landschaftsverband Rheinland und Rheinisches Landesmuseum Bonn (Hrsg.),  Rheinische Ausgrabungen Band 19, Beiträge zur Urgeschichte des Rheinlandes III, Rheinland Verlag, Köln 1979.
Hier ist "Lutz Fiedler, Formen und Techniken neolithischer Steingeräte aus dem Rheinland" und "Margarethe Dohrn-Ihmig, Bandkeramik an Mittel- und Niederrhein" drin. Damit ist Dir fürs erste geholfen.

Schau mal in meiner Homepage, da steht auch so allerlei über Artefakte und über das, was typisch im Rheinland ist, drin.

HG
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Markus


steinsucher

Hallo Markus, hallo Forum,

ZitatIn der Umgebung von Lövenich gibt es einige Stellen, die auch relativ nahe beieinanderliegen, könnte glatt von dort stammen, Mikrolithen gibt es dort nur sehr wenige.
Vielleicht wurde nicht weiter gesucht? Man stolpert fast auf jeder Fundstelle über das eine oder andere mesolithische Teil.

Na dann Lövenich, ist ja auch ungefähr im vermuteten Bereich. Ein paar hundert Meter entfernt, in Baal, habe ich mal meinen Hund erziehen lassen wollen. Danach hat er mich erzogen.

Gut, RP vermutet Mesolithikum. Ist immer schwierig zu sagen, wenn die richtigen Leitfiguren sich verweigern. Aus den "reinen" mesolithischen Stellen aus Hambach und Teveren kenne ich diese Teile nicht. Dabei bleibt allerdings offen, wie groß der "Restkern" ist.

So aus dem Bauch heraus passt das nicht in das Mesolithikum - verzeih mir RP. Ich habe aber genau diese "verwurschtelten" Teile, nämlich Rijckholt-Klingenfragmente, ziemlich grob und seitlich bestoßen, oft auf Stellen gefunden, die nicht eindeutig datierbar waren. Dort lagen alle (oder sagen wir mal viele) möglichen Feuersteinbeil-Typen und und manchmal auch Dechsel aus Felsgestein. Die guten Plätze waren ja auch immer belegt. Ich könnte sofort diverse "Kopien" hier zeigen. Mesolithikum würde ich hier nur mit eindeutigen Leitformen oder Schlagtechniken akzeptieren.

Das erstaunliche, zumindest nach meinem Eindruck, ist ja, dass die mesolithischen Teile immer irgendwie einen frischen Eindruck machen, trotz Patina in einigen Fällen. Vielleicht auch, weil sie in der Regel klein sind. Die neolithischen Teile sind fast immer total heruntergearbeitet, abgenutzt oder beschädigt. Das hat sicher mit der Beanspruchung zu tun. Auch das sagt mir: eher neolithisch.

Ich gebe hier nur meine Meinung zum Besten. Natürlich keine Gewähr. Bestimmen kann das nur eine Fachkraft.

Den "Restkern" habe ich gesehen und "Lousberg" gesagt. Aber das Foto hat mich getäuscht. Ich habe solche "Klopfkugeln" aus Lousberg-Feuerstein, diese dürfte aber aus Rijckholt kommen. Mesolithische Restkerne kenne ich so nicht.

Auf jeden Fall: Es passt in die Gegend.

Gruß und frohes Diskutieren,

aus Heinsberg,

Fritz

FontRobert

Bei dem ersten Fund handelt es sich definitiv um einen Restkern, der aufgrund seiner Größe nicht sonderlich mesolithisch anmutet. Interessanter sind im Kreis Heinsberg die mittelpaläolthischen Fundstellen um Baal, doch halte ich persönlich nichts davon, gezielt bereits bekannte Fundstellen aufzusuchen! Bleibt zu hoffen, dass die Funde kartiert werden, und bei entsprechender Stelle (Aussenstelle Titz) gemeldet werden............

Grüße!

rolfpeter

Servus Fontrobert und herzlich willkommen bei den Steinfreunden! Du scheinst Dich ja in der Gegend auszukennen, das freut mich besonders. Sammelst Du dort auch?

Das stimmt schon, was Du bezüglich der Größe von mesolithischen und neolithischen Kernsteinen schreibst. Ich muß gestehen, erst jetzt auf das Rechenpapier geschaut zu haben.
Auch sonst stimme ich Deiner Meinung ausdrücklich zu. Wenn man eine Gegend systematisch begeht, stößt man aber automatisch auf bekannte Fundstellen, das läßt sich nicht vermeiden. Und das trifft besonders für die Gegend zu, um die es hier geht. Die ist so stark "abgesammelt", daß es einen wundert, das überhaupt noch was zu finden ist.

Ich kann zwar nicht für jeden hier im Forum die Hand ins Feuer legen, aber von Markus ist mir bekannt, daß er seine Funde meldet. Überhaupt scheint es so zu sein, daß die jungen Sammler - mit oder ohne Metallsuchgerät - intensiv mit der amtlichen Bodendenkmalpflege zusammenarbeiten. Das kann man leider von vielen älteren und erfahrenen Sammlern nicht sagen. Oft kommen die Amtsarchäologen nur durch Zufälle an Informationen über teilweise beträchtlich umfangreiche und schrecklich undokumentierte Sammlungen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

FontRobert

Habe in der Vergangenheit auch ausgiebig in der Gegend prospektiert, bin aber mittlerweile verzogen. Komme zu Familienfesten noch in die Gegend, begehe dann auch die mir bekannten Fundstellen (überwiegend Michelsberger Kultur/Mesolithikum) meiner Heimatortschaft. Meine persönlichen Highlights sind eine Ahrensburger Stielspitze, ein Rückenmesser, und ein Napoleonshut.  Werde demnächst mal ein paar Bilder einstellen! Hier übrigens ein nützliches kostenloses Programm zur Verwaltung von Funden:

http://www.buchenwald.de/software/fundb-g.html

Grüße!

rentner

@FontRobert:
Super, Danke für den Link

Markus

Huhu FontRobert  :winke:

Erstmal ein nachträgliches "Herzlich Willkommen im Sucherforum".
Danke für Deine Einschätzung meiner Funde. Ich kann Dir versichern, dass alle meine Funde ordnungsgemäß gemeldet werden, jedoch nicht an die Außenstelle Titz-Höllen (die ist nämlich nur für den Tagebau zuständig), sondern an die Außenstelle Nideggen-Wollersheim.
Hier habe ich ja einen der besten Ansprechpartner in Sachen Steinzeit: The Godfather of Neolithic, the one and only Jürgen Weiner!  :smoke:

Wo genau hast Du denn hier im Kreis gesucht? Paläolithikum wäre natürlich was feines...hier habe ich ja direkt eine der erfolgversprechensten Stellen vor der Haustüre  :zwinker:
Mal sehen was ich da beim Spaziergang mit Hund in Zukunft zu Tage fördern werde...muss ich aber bei einem eventuellen Fund erst einmal verdauen....ich bekomm schon nen Herzkasperl wenn ein Fund älter als 3000 Jahre ist.

@RP: Jetzt sinds schon 2 Bier  :prost:

Gruß
Markus

FontRobert

#20
Danke! Bei Herrn Weiner bist Du ja wahrlich bestens aufgehoben, da er ja ein anerkannter Experte in Sachen Rohmaterial, Feuersteinbergbau und in der Artefaktmorphologie ist. Archäologe sein, bedeutet ja ansonsten nicht zwangsläufig Ahnung von Steinartefakten zu haben. Wer in seinem Studium lediglich ein Semester lang eine Vorlesung über die Typologie von Steinartefakten absolviert hat (im besten Falle!), neben den Pflichtgrabungstagen sonst nicht viel auf Grabung zugegen war, sich zudem nicht für die Steinzeit interessiert, kann sicherlich keine fundierte Sachkenntnis über Steinartefakte liefern. Sicherlich nicht jeder Ur-und Frühgeschichtler besitzt die ausreichende Sachkenntnis, und ich habe auch hier schon haarsträubende Dinge vermeintlicher Experten gelesen. Ich habe um Heinsberg nichts spezielles gesucht, überwiegend jedoch röm., jungsteinzeitl. und mesolith. Funde gemacht. Persönlich interessiere ich mich besonders fürs Jungpaläolithikum, doch sind in meinem Suchgebiet die Grundvoraussetzungen dafür denkbar schlecht. Ich habe einen mutmaßlichen Fundplatz in der Nähe des Stadtgebiets Heinsberg ausmachen können, der zwar von der "Artefaktausbeute" mager ausfällt, aber ziemlich nach Magdalenien riecht. Die Lage des Fundplatzes ist klassisch, jedoch bedarf es noch weiterer Begehungen, um klare Aussagen darüber treffen zu können.   
Grüße!