Hand-Bohrer

Begonnen von Marienbad, 15. März 2009, 16:18:38

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Marienbad

Das Nutzen eines Klingenbohrers ist in der Regel nur möglich, wenn er geschäftet ist.
Ich habe ein Hirschhorn als multi-Gerät genutzt. Das Horn habe ich so zugearbeitet, dass
ich es auch als Druckgerät (Druckstab) nutzen kann.





An dieser Flintbohrspitze sind schön die Retuschen für die Schäftung zu sehen, die
unretuschierten Kanten in der Mitte dienen als Anschlag in der Schäftung. So kann
die Bohrspitze schnell entnommen werden und sitzt dennoch fest.



Mit dieser geschliffenen Flintspitze kann ich mit sehr viel Kraft große Retuschen drücken,
das Teil ist schon oft nachgeschliffen worden, denn es wurde viel genutzt.

Gruß  Manfred

Diese Modelle sind nicht archäologisch und wissendschaftlich bewiesen.

Der Wikinger

Hallo Marienbad.

Ich glaube nicht, dass man in der Steinzeit Flint für Druckstab-Material verwendet hat !!   :nono:

:winke:


Marienbad

Moin Wikinger :winke: 

Ich meide Metalle aller Art wenn ich am werkeln bin. Besonders habe ich da den Kupfernagel im ,,Auge" !!!!! :zwinker:
Es ist meine Arbeitstechnik und nicht die der Steinzeit, das ist Richtig. Aber ob in den mesolithischen Werkstätten mit Flint ,,gedrückt"
oder nicht ,,gedrückt" wurde, wer will das sagen!!  :idee:

HG Manfred

Khamsin

Moin!

Metall als Druckmaterial ist ethnohistorisch nachgewiesen und für manche hochspezielle Flintartefakte aus ägyptischen prädynastiscen und europäischen steinzeitlichen (chalkolithischen) Fundstellen mehr als wahrscheinlich gemacht, zumal es aus Letzteren entsprechende Funde gibt, die indes alle als "Ahlen" behandelt werden, weil sich kein Mensch vorstellen konnte, dass eventuell damit tatsächlich Flint gedrückt wurde.

Wenn in der Steinzeit in Kulturen mit hohem Anteil an gedrückten Flintartefakten wirklich mit "Flintdruckstäben" (welcher Form auch immer) gedrückt worden wäre, dann müsste man die auch schon einmal gefunden haben. Das ist indes nach meiner Kenntnis nicht der Fall, weder in Europa noch z.B. in beiden Amerikas, Asien oder Afrika.

Und es ist doch bemerkenswert, dass sich die überwältigende Mehrzahl der contemporary flint knappers - und zwar wirklich die cracks und nicht solche, die mal "ab und zu auf einen Flint klopfen" - darüber einig sind (kann man bereits und zu recht in den grundlegenden Arbeiten des berühmten Donald Crabtree, Pocatello, Idaho aus den 1970er Jahren nachlesen), dass eine Bearbeitung von Flint (und ähnlichen Kieselgesteinen) mit Flint (und ähnlichen Kieselgesteinen) nicht gut geht. Völlig unabhängig davon hat ein französischer Prähistoriker bereits in den 30er/40er Jahren des letzten Jahrhunderts im BSPF geschrieben "On ne peut pas retoucher silex avec du silex!". Dem is tnichts mehr hinzuzufügen.

Last, but not least: Ist es nicht merkwürdig, dass alle veritablen Schlagsteine (mit Ausnahme von Klopfern!!!) niemals aus Flint bestehen?! Und wenn doch mal welche in der Literatur auftauchen, dann - oh Wunder - handelt es sich bei näherer Betrachtung um verkieselten Kreidekalk, nicht aber um Flint!

Zur endgültigen Arrondierung des Problems noch dies: in den 1970ern waren manche namhaften deutschen Urgeschichtlicher der Ansicht, man habe z.B. jungpaläolithische, aber auch altneolithische (Flint-)Klingen unter Verwendung von Zwischenstücken (punches) aus Stein (länglichen Geröllen) hergestellt. Ist es nicht merkwürdig, dass man bislang noch nie einen auch nur halbwegs überzeugenden Steinpunch aus einem europäischen urgeschichtlichen Fundplatz geborgen hat?!
Und die Tatsache, dass Witold Migal, ein Steinzeitarchäologe aus Polen, erfolgreich - so wird berichtet - mit Steinpunches Klingen hergestellt hat, ist für die Archäologie ohne weiterreichende Bedeutung.

Damit verhält es sich letzten Endes, wie mit dem "Feuerbohrer" in der Steinzeit, von dem bislang aus ganz Europa zwar jeglicher Hinweis fehlt, der dafür aber um so notorischer und oft wider besseres Wissen bemüht wird. In Europa wurde niemals Feuer gebohrt, sondern geschlagen, das jedenfall legen die archäologischen Funde übereinstimmend und zugleich erschlagend nahe.

Und nur die Funde (und die Befunde) sind die Basis für eine gedeihliche Arbeit, nicht aber persönliche Präferenzen, die sich häufig als das Ergebnis einer blühenden Phantasie herausstellen. Und hier fühlt man sich sehr an das köstliche Argument eines "gut in der Hand liegens" erinnert, dem man letztlich keine Überzeugungs- geschweige denn eine Beweiskraft zubilligen kann.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Marienbad

#4
Hallo und moin Khamsin !  :winke:

Danke für Deine ausführliche Beschreibung und die Hinweise. :super:
Da ich es mir zur Aufgabe gemacht habe div. Arbeitsgeräte aus den frühen Epochen herzustellen um sie dann im Einsatz auszutesten, vermeide ich alle modernen Werkzeuge und Werkstoffe für deren Fertigung. Mit dem Flintspitzen-Druckstab habe ich testweise gearbeitet, um die Wirkweise von Flint auf Flint erkennen zu können. Die Ergebnisse sind nicht schlecht, es bedarf aber sehr viel Geschick, Ausdauer und Übung.
Die in der Fachliteratur beschriebenen Hinweise über die ,,Drucktechnick" sind mir wohlbekannt, auch das im Fundmaterial keine Flint-Druckstäbe vorkommen ist für mich nicht neu.
Darum habe ich ja auch unter dem abgebildeten ,,Kombigerät" den Hinweis geschrieben, dass es nicht archäologisch und wissendschaftlich erwiesen ist.
Mit freundlichem Gruss Manfred. :winke:

Khamsin

Moin!

Klar Manfred, hab ich doch gelesen! Ich wollte nur mal grundsätzlich die Situation schildern, wie sie sich den Archäologen und damit ja auch uns darstellt!

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"