Böhrerchen ?

Begonnen von osman.herberger, 02. Februar 2009, 20:15:47

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osman.herberger

Hallo zusammen,

heute war hier nach langer Zeit mal wieder ein ideales Such-und-Finde-Wetter: Milde Temperaturen, gutes Licht, der Boden so weit angetaut, dass ein problemloses Befreien der Funde ohne gleichzeitigem Versinken in der Humusschicht möglich war.
Der - wie Edi so schön sagen würde - neolithische Premiumacker ist weiterhin unerschöpflich, was älteste (verzierte) Keramik und Feuerstein(-geräte) anbelangt. Größere Werkzeuge aus Stein (Beile, Dechsel etc.) konnte ich leider, bis auf eine Ausnahme, bisher nicht finden. Aber vermutlich waren da schon Generationen vor mir suchend und findend unterwegs...

Aber zum Thema...Habe ich es hier mit 2 kleinen Bohrern zu tun ?
Beim ersten bin ich mir ziemlich sicher, beim zweiten nicht so ganz...
Und konnte man bzw. frau mit solch winzigen Teilen wirklich bohren ??? Die Teile sind gerade mal 2,5 cm lang und ca. 6 Millimeter breit...

Liebe Grüße

Stefan
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

osman.herberger

"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

rolfpeter

Servus,
ich denke schon, daß es sich bei beiden Stücken um Bohrer handelt.
Für kleine Löcher braucht's halt kleine Bohrer.
Höbsch!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Bin auch für (2) typische "Siedlungsbohrer" des süddanubischen,oberpfälzisch-niederbayerischen Neolithikums.
Wenn ich mich nicht irre sind diese speziellen, schmalen Konsorten relativ genau   bestimmend für das, die....jetzt weiß ichs nimmer....
Mich würde mal interessieren ob die auch wirklich so nackt in der Hand geführt wurden (ginge das Stefan?) oder ob da nicht doch Schäftungsspuren (Glanz, Hilfsretuschen....) zu erkennen sind.

Da geht es dann ab Stefan....nach dem ersten Frühlingsregen....

Bis bald

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

osman.herberger

#4
Danke für Eure Einschätzungen !

Edi, gut, dass Du es ansprichst: Schäftungsspuren konnte ich keine erkennen, aber bei Bohrer Nr. 1 fällt auf, dass nach diesem V-förmigen Einschnitt (siehe die ersten beiden Fotos an der Unterseite!), weggehend von der Bohrerspitze, kleine und ganz feine Retuschen gesetzt wurden, also vermutlich Hilfsretuschen.
Ich hab versucht, sie fotografisch einzufangen.

Bei Bohrer Nr. 2 ist das nicht so markant erkennbar, aber hier gehen die Retuschen (auf einer Lateralseite) von der Bohrerspitze weg fast bis zum anderen Ende durch. Und je weiter sie sich von der Spitze entfernen, desto feiner werden sie.

Ich glaube schon, dass die Dinger so nackt wie Mensch sie schuf in der Hand geführt wurden. Selbst mit meinen grobmotorischen Wurstfingern könnte ich damit wohl ein Loch bohren. Ich hätte halt eher Angst, dass die Teilchen, so dünn wie sie sind, abbrechen.
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)

Silex

Gerade diese  Verkleinerung der Hebelwirkung macht mich stutzig.
Die Dinger können "nackt" eigentlich nur zwischen Daumen  und der linken Zeigefingerflankenseite (beim Rechtshänder) geführt worden sein. Da zählt jeder Millimeter  Drillhebelwirkung. Eine Verrundungsretusche spräche eher für die Aufnahme in ein  beinernes/hölzernes Griff-"Heft".
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo Osman  :-)

Meiner Meinung nach sind sie beide Drillbohrer gewesen, die so geschäftet sein könnten:




(Bild aus: Peter Vang Petersen: Flint fra Danmarks oldtid)

:winke:

Khamsin

Moin!

Edi, das erinnert doch fatal an die Stücke in dem von uns beiden so geschätzten Werk "Steinzeitliche Kulturen zwischen Donmühl und Altnau" (Ingolstadt 1989), Beitrag von

Weinig,J., Die feinstratigraphische Grabung einer oberlauterbachzeitlichen Hausstatt am Brunnbuck bei Gaimersheim", ebd. 135-152, Abb. 9-14.

Und natürlich muss man unserem Wikinger hier unbedingt zustimmen: die Stücke waren mit ziemlicher Sicherheit an einem Bohrstab für einen Drillbohrer geschäftet.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

osman.herberger

Hallo Khamsin !
Danke für Deinen Beitrag und den Hinweis auf das Buch, welches seit kurzem auch in meinem Besitz ist, aber aufgrund mangelnder Zeit noch ungelesen auf meinem Bücherstapel liegt...
Die Gruppe Oberlauterbach ist auch diesem Fundplatz nachgewiesen. Ich durfte dort auch schon etliche Keramikscherben mit der charakteristischen Oberlauterbach-Verzierung auflesen.

Und noch ein Danke an den Wikinger für den Drillbohrer-Hinweis und das aussagekräftige Foto !

Liebe Grüße

Stefan
"Was man liebt, das asphaltiert man doch nicht ständig !" (Gerhard Polt)