Beilklingen - Vorarbeit

Begonnen von rolfpeter, 29. Januar 2009, 16:38:26

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rolfpeter

Servus!
Unverhofft kommt oft!  :-D

Ich hoppelte mit meinem hüftsteifen Hundeopa schon wieder zurück zum Wagen. An der Stelle, wo ich letztes Frühjahr eine endneolithische Pfeilspitze gefunden hatte, wollte ich noch einen kleinen Suchgang machen. GPS eingeschaltet, Waypoint rausgesucht, los geht's. Keine 5m von der Pfeilspitzenstelle grinst mich dieser Kamerad an! WOW ist das goil! Bei solchen Gelegenheiten stehe ich immer kurz vor'm Herzkasperl.
Eine Vorarbeit für eine Beilklinge. Das ganze Stück ist von der Seite Wellaform und die Schneide ist recht unsymmetrisch geschlagen. Vielleicht sollte ja auch eine Dechselklinge daraus werden. Egal.
Maße: 138*64*23 mm. Schliffspuren gibt es noch keine.
Das Teil ist aus einem Feuerstein-Fladen hergestellt. Dorsal- als auch ventralseitig sind noch ordentlich große Cortex-Flächen. Material - ich bin mir nicht sicher. Auf den 1. Blick könnte es sich um Rijckholt handeln. Es gibt aber nicht diese Rijckholt-typischen Pünktchen. Auf den 2. Blick ist es eher Simpelveld. Vielleicht findet sich ja ein Rohmaterial-Fachmann, der eine Ferndiagnose wagt.
Vollständig erhaltene Halbfabrikate von Beilklingen sind für mich ein relativ seltenes Fundgut. Ist erst der 2. Vertreter der Gattung in meinem Sammelsurium!

Ich habe das Gerät ein wenig aufwendiger fotografiert, verzeiht die ggf. längere Ladezeit für das Bildchen.



HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Larry Flint

Hallo RP,

höbsches Teil!

Ich habe vor etlichen Jahren mal ein ganz ähnliches Stück aus einem mittelalterlichen Marktplatzpflaster in Kölle gefischt, das aus Rheinuferschotter aufgebracht war. Es stammt ursprünglich aus Rijkholt und wenn der Bastlmann mal wieder bei mir reinschaut, um ein Bild zu machen, hänge ich es in diesen Thread...

In dieser grob zugerichteten Form sind die Beilklingen gehandelt worden - der Endverbraucher hat sie dann geschliffen, aber das ist ja sicherlich bekannt.

:winke:

Larry

Kelten111


szeletien

Servus rolfpeter

Unglaublich, toller Fund.

bernolef

Bin baff über diese Aufnahmen. So plastisch, daß man meint, das Ding greifen zu können. Solche Fotos übertreffen selbst Zeichnungen. Ein Kunstwerk!

rolfpeter

Danke Jungs,

die Oberflächenbeschaffenheit des Objektes erleichtert aber auch die Arbeit! Sehr schön ausgeprägte Negative werfen deutliche Schatten, das fördert die "Räumlichkeit" in der Darstellung.
Das Originalbild ist 5500 * 5000 Pixel groß, da sieht man jeden Mückenfurz!

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Moin, moin!

"Sehr schön ausgeprägte Negative werfen deutliche Schatten, das fördert die "Räumlichkeit" in der Darstellung". Na, stell mal Dein Licht nicht zu sehr unter den Schatten!

Das stimmt ja alles schon, aber man muss 1. natürlich die immer wieder faszinierende Wirkung von Licht und dem notgedrungen daraus resultierenden Schatten kennen und 2. entsprechend intelligent ausleuchten!
Macht man das nicht, dann helfen auch die schönsten ausgeprägten Negative null und nichts!
Ergo: Bilder wie diese sieht man selten, um so grösser meine Dank.

Im übrigen liegst Du mit Simpelveld ebenso hervorragend in der möglichen Bandbreite, wie Rijckholt gewiss nicht in Frage kommen kann.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

RonnyNisz

Ein wirklich wunderschönes Stück. Am interessantesten finde ich die Rindenreste auf beiden Seiten, da hat sich wohl der Steineithandwerker schon von der natürlichen Form inspirieren lassen.

Wenn doch meine Äcker auch mal so was hergeben würden...

Glückwunsch von

Ronny
Jeder Steinbruch ist meine Heimat

rolfpeter

Servus,

der Simpelveld-Feuerstein kommt plattig-fladig vor, wenn ich es richtig weiß. Dem guten Steinschläger blieb vermutlich nicht viel Gestaltungsspielraum bei seiner Arbeit.

Ja Khamsin. 1 bis 2 Stunden Arbeit stecken schon in einer solchen Fotografie. Knipsen in allen Lagen, Freistellen der Ansichten, Größe anpassen, Zusammenführen, fertig.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

queque

Die Arbeit hat sich aber gelohnt. Wunderschönes Stück.
Voll freudiger Anteilnahme
Bastlmann

Khamsin

Salaam!

Ich glaube nicht, dass der tiefe diagonale, kurze Abschlag an der rechten Längskante (Blick aus Richtung Nacken) von dem Hersteller angebracht worden ist; wohl eher Pflug etc. Worüber sich der gute Mann indes schwer geärgert haben dürfte, ist das breite Kerlchen auf der Ventralfäche in deren oberer Hälfte, das auf der rechten Seitenansicht gut erkennbar ist. Sowas ist eigentlich ziemlich fatal.

Mit dem Knaben hätte ich gerne einige Worte gewechselt. Allerdings ist das - nach meiner persönlichen praktischen Erfahrung mit Fladen - deren Krux! Denn die sind oft in Längsrichtung onduliert. Und da muss man schon sehr, sehr genau präparieren, um einmal die "center plane" (nach Errett Callahan 1979) richtig einzustellen und zum anderen natürlich eine gleichmässige Wölbung von Dorsal- und Ventralfläche zu schaffen. Ein einziges Mal nicht aufgepasst, und der Abschlag "taucht ab". Auch ein Blick auf die Schneidenposition zeigt, dass der gute Mann es mit den Winkeln nicht so genau genommen hat. Unser Wikinger wird genau verstehen, was ich meine!
Freilich ändert das nichts an der Tatsache, dass hier ein ausgesprochen bemerkenswertes Stück, und dann noch als optisches highlight, präsentiert wird.

Herzliche Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"