Der Mikrolith aus dem Bach

Begonnen von rolfpeter, 29. Januar 2009, 19:01:00

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rolfpeter

Servus,

mir war ja kürzlich ein Mikrolith beim Stiefel- und Steinewaschen in den Mühlengraben entkommen. Ob ihr's glaubt oder nicht, ich habe ihn heute wiedergefunden. Gleiche Stelle, gleiche Welle, der kleine Mann lag noch genau da, wo ich ihn verloren hatte. Hier ist der Winzling:



Diese einfache dreieckige Form ist laut Arora für den Fundplatz typisch.

Was es sonst noch gab:

ein Kratzerchen:



und ein kleines dünnes Etwas, distal randlich retuschiert, fast wie ein kleiner Kratzer. Die "Kratzerkappe" ist 0,8mm dick.



Hier ist die retuschierte Kante. Ist das ein Kratzer?



Über Mesolithikexpertisen würde ich mich freuen.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

arriba

Hallo RP

Na, dat is ja ein Ding! Schön das er aufgetaucht ist  :super:  - hat dir wohl keine Ruhe gelassen  :zwinker:  Obs ein Kratzer ist  :kopfkratz:  In meinen Büchern steht  bei solchen Teilen oft nur "Retuchierter Abschlag" 


:winke: Rikke

szeletien

Servus rolfpeter

Nun hast Du ihn ja doch noch gefunden, Super!!! Das war Bestimmung! Sehr schöne Artefakte und eindeutig Mesolithikum , tolle Fotos.

Gruss Jürgen

Silex

Die Wahrscheinlichkeit dass es ein anderer oder ähnlicher ist  scheint mir größer als bei einer Resuchaktion das verlorene Ding wiederzufinden, R.P.
Sowas ist mir noch nie widerfahren....und mir ist schon etliches Größeres abhanden gekommen!!!
Ist das ein giftiges Ding..... und  fast jeden Suchaufwand rechtfertigend.
Ungewöhnlich dünkt mir die Retuschierungstechnik die fast senkrecht ins Material hineingearbeitet zu sein scheint.

Der eindeutige Kratzer in der Mitte scheint noch Abarbeitungen einer eventuellen Schäftung zu tragen..... vielleicht könnte auch ein geißfussähnliches Gerätespitzchen gegenüber der Kratzerkante stichelig gearbeitet haben , wie es  nicht selten in unserem Endpaläolithikum so gearbeitet. 
Allerdings bin ich im hiesigen Mesolithikum noch nie auf so einen eindeutigen Kratzer gestoßen (und das , obwohl die überragende Silexartefaktmenge hier aus der Mittelsteinzeit stammt).
Hier gibt es nur flüchtige, kratzwirkende Klingenpartien oder ebensolche an Restkernen und Abschlägen.

Die sehr ähnlich gestaltete Mikrolithik dagegen hat sich anscheinend flächendeckend  über den Kontinent verbreitet.
Darum kann ich auch bei dem letzten Gerät kaum zur Erhellung beitragen....
Vom Gefühl  und der Grobform her würde ich aber eine Spitzen- oder Kleinmesserfunktion nicht von vorneherein verwerfen.
Oder sind die deutlichen Spuren an der Schneide sicher rezent?
Von der Flachheit her dachte ich auch schon an ein Mikrolithenvorprodukt oder einen veritablen endgültigen.

Die Makroaufnahme der Retuschierung  zeigt dagegen wieder eindeutige Abnutzungsspuren.
Bei uns wäre es demnach ein Kratzer, weil die Spanne zwischen damals und heute  "hier"- bei so kleinen Dingern aus dem Mesolithikum- fast nie solche Verrundungen zeitigen würde.

Das macht Steinzeitsuche so unheimlich schwierig und gleichermaßen interessant.
Umgebungsmillieu, regionale Eigenheiten der Damaligen, Rohstoffeigenschaften...etc. lassen meist den langjährigen, ortstreuen  Sucher zum Spezialisten werden dem nur manchmal jemand beispringen kann um weiter zu helfen.

Aber es ist sehr lehrreich  so etwas sehen zu dürfen,
auch wenn die Hilfe für den Zeigenden oft minimal sein mag.
Langsam und mählich rundet sich doch ein Bild.

Bis bald

Edi

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Zitat von: Silex in 29. Januar 2009, 21:18:45
Die Wahrscheinlichkeit dass es ein anderer oder ähnlicher ist  scheint mir größer als bei einer Resuchaktion das verlorene Ding wiederzufinden, R.P.

Doch, mein lieber Edi, das ist die Spitze!
Der "Bach" ist auch nur 1m breit, fließt gemütlich durch die Aue und führt klares Wasser. An der Stelle führt ein Betonrohr das Wasser unter einem Wirtschaftsweg her, da brauchte ich nicht lange zu suchen.
Wenn ich nochmal da bin, mache ich ein Foto.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Ich zweifle mitnichten Deine Glaubwürdigkeit an, R.P.- wollte nur wortkrückenhaft  meiner Verwunderung  Ausdruck verleihen!
Aber Deinen Mühlbach schau ich mir gerne an. Mit Blick auf die Fundstelle.
Meine Fundstellen sind auch schon "gefiltert": Simmiguufel- und Hundpfotenreinigungswasseransammlungen sind nicht selten unbewusste Anfangs-und Endbegehungsstellen.
Gute Nacht
vom
Edi

Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Servus,

hier ist es: das Höllenloch vom Mühlengraben. 400er Betonrohr und was so aussieht wie eine, Zitat Problembär: "gludernde Lot, in die gludernde Glut, in die lodernde Flut", das ist eine temporäre Vereisung des Rinnsales.



Hier auch noch eine Gesamtansicht: alles ist platt wie ein Bügelbrett, die Mittelgebirgslandschaft im Hintergrund ist vollsynthetisch. Wenn ich in meinen Schreibseln mal von "Spornlage, Hochfläche...." berichte, dann sind das Hubbel, die sich sanft ansteigend gerade mal 5 bis 10 m über das Bügelbrett erheben.



HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert