Klopfer und Dechsel

Begonnen von rolfpeter, 20. Mai 2008, 22:02:07

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rolfpeter

Servus Freunde,

ich habe letzten Herbst eine schöne alt-, mittelneolithische Siedlung entdeckt. Direkt am Bach gelegen, Bodenqualität steinig bis mies, also das richtige Terrain für Mais. Zuerst hat der Bauer irgendwelche furchtbar stinkige Plempe aufbringen lassen, mit einem Gerät, wie ich es noch niemals vorher gesehen habe. Befüllt wurde es aus einem Tankwagen und selbst war es auch irgendwie ein Tankwagen. Am Heck war eine Mimik, ähnlich einer Sähmaschine, Grubberzinken und hinter jedem Zinken eine Injektionsleitung, die den Unrat direkt unter die Erdoberfläche gepumpt hat. Belgische Firma, naja, die füttern ja auch ihre Küken mit Altöl. Danach wurde Mais eingesät und dann gab's ein Gewitter. Aber das nur am Rande.
Wenn es nicht so grausam stinken würde, wäre es der ideale Sammelort. Im Mais kann man sich nicht verlaufen, tippel, tippel, immer weiter, Feld zu Ende, 6 Schritte nach rechts, Kommando zurück.
Vor 7000 Jahren hatten die Leute wohl andere Sorgen: wie kriege ich die Kinder satt! Am besten mit Dinkelbrei. Es gibt dort nämlich eine Unzahl von Mahlsteinbruchstücken, und wo die sind, gibt es auch viele Klopfsteine aus Feuerstein, so auch hier. Allein heute habe ich 4 schöne Exemplare aufgelesen. Bemerkenswert ist der Stein unten rechts auf den 1. Foto. Als ich ihn aufhob dachte ich: da schau her, ein Klopper aus Lousberg-Flint, mitten im Altneolithikum...datt jiddet jahhnet. Daheim nach der Bürstenbehandlung zeigte sich dann ein ein hellgrau-braun abgesetzter Flint - wie beim Lousberg - nur mit deutlich glattgerollter Rinde...ein Schotterflint...oder gibt es auch Lousberg-Schotter? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.





Wo Mahlsteine und Klopfkugeln liegen, da sind die Dechselklingen nicht weit. Hier sind die drei Exemplare von heute: allesamt Vertreter der breit-flachen Sorte. Links der ist aus Wetzschiefer, leider zerbrochen aber an der Längsseite sieht man noch deutlich den Schäftungsglanz, völlig unverwittert. Die beiden anderen bestehen aus Amphibolit und sind gräßlich verwittert. Obwohl Amphibolit an anderen Fundorten der Verwitterung meistens widersteht, ist es an diese Stelle das krasse Gegenteil. Das feuchte Umfeld scheint dem Boden an der Stelle irgendwelche Amphibolit-Killer zu entlocken. Ein befreundeter Alt-Sammler hat aus der Gegend, jenseits des Baches, etliche große Dechselklingen gefunden, die auch ähnlich molestiert sind.



So, das war's für heute.
Herzlich Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

Ja , RP die Maisfrischansaatsuche.... man findet nicht so viel... irgendwie ist  die Konzentration bei der Vermeidung von Tretfehlern beeinträchtigt.  Danke für die schönen , fremden Beispielfotos!
Danke  auch für den Bogen zur vorgeschichtlichen Ernährung...obwohl da  heutzutage in gewisser Weise kaum mehr Entsprechungen vorhanden sind. Diese Menschen waren  noch relativ  frei....trotz aller Sorgen.... das was sie nicht verbrauchten konnten sie  wieder ansäen (wohl viel zu oft zu wenig) ...das  geht heute gar nicht mehr.....oder?

Jetzt kommt noch ein geniales Augensucherwochenende und dann ..... kommt die Entspannung....
Viel Glück und Kontemplation wünscht
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Grenzton

Hallo RP.

Du hast mir wieder mal die Augen geöffnet...  :besorgt:
Während meiner letzten Baugrundbegehung habe ich genau so einen Klopfer aus Flint wie Du ihn uns hier u.a. zeigst liegen gelassen,  :heul:
Ich hätte nicht geglaubt das solche Klopfsteine auch aus Feuerstein gefertigt wurden.
Ich werde morgenfrüh gleich los, vielleicht ist er ja noch da.

Kalle
Ich möchte schlafend sterben wie mei Opa, und nicht schreiend wie sein Beifahrer!