möglicherweise mesolithisch???

Begonnen von LITHOS, 13. Juni 2007, 22:50:16

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LITHOS

Guten Abend zusammen!

Habe das relativ gemäßigte Wetter dieses Tages genutzt und bin zu einer mir länger bekannten Fundstelle im oberen Drittel Deutschlands gefahren, um zwischen jungen Maispflanzen Artefakte aufzulesen. War nicht ganz erfolglos. Inklusive aller Klingen, Späne, Abschläge, Trümmer, Kernreste und auch Schaber (um die hundert Silices sind es wohl insgesamt) waren heute ein paar Gerätschaften dabei, welche, im Gegensatz zu dem üblichen Material, mesolithisch anmuten. Bin mir absolut nicht sicher und bitte daher um Expertenmeinung.

LITHOS


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LITHOS


LITHOS

die letzten Bilder...
Teil 3 hat auf der linken Lateralen eine Retusche. Leider nur ein Fragment.

Der Wikinger

Hallo LITHOS !!  :-)

Ganz feine Sachen !!  :super:

Das Stück oben Nr. 4 von links ist mit allergrösster Wahrscheinlichkeit eine Querschneider - Pfeilspitze (wenn auf beiden Seiten retuschiert) !!!

Ich hätte gern davon ein paar Fotos gesehen.

Hier ein link zu Querschneidern von mir gefunden:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,24528.0.html

(Ich komme noch zu den anderen Funde zurück ! )  :winke:

LITHOS

Danke Dir,

Und Du liegst da ganz richtig! Ist einer. Hab noch einen von dort, der ist nicht ganz so schön.
Problematisch ist nur, dass auf dieser Stelle hauptsächlich spätneolithisches Material zu finden ist. "Leider" wurden die guten Stellen an den Gewässern nicht nur kurzzeitig belegt.
Ein paar Fotos bekomme ich sicher hin :winke:

Der Wikinger

Danke LITHOS !

Das von dir Teil 2 genannte Stück, sehe ich als ein kleiner Bohrer oder Pfriem, eventuell mit einer Extrafunktion in der kleinen Kerbe auf der Seite.
Dies könnte zum reinigen von Draht aus Darm oder organischen Drähte benutzt worden sein.


Harigast

Schöne Sachen und schöne Fotos. :super:

LITHOS

Danke Harigast,
Hoffe sehr, dass sie was Schönes sind :zwinker:.


Anbei nun die Querschneider.
Teil 1 und 2 sind klassisch. Der dritte ist aus einem Abschlag. Beide Seiten sind retuschiert, doch leider fehlt die Schneide.

LITHOS


LITHOS


LITHOS

Zitat von: agersoe in 13. Juni 2007, 23:25:57
Danke LITHOS !

Das von dir Teil 2 genannte Stück, sehe ich als ein kleiner Bohrer oder Pfriem, eventuell mit einer Extrafunktion in der kleinen Kerbe auf der Seite.
Dies könnte zum reinigen von Draht aus Darm oder organischen Drähte benutzt worden sein.



Hoppla Agersoe,

In meinem Elan habe ich diese Antwort bisher übersehen. Vielen Dank für Deine Meinung!
Wie steht es mit einer Altersansprache? :zwinker:

Der Wikinger

Zitat von: LITHOS in 14. Juni 2007, 00:12:00
Zitat von: agersoe in 13. Juni 2007, 23:25:57
Danke LITHOS !

Das von dir Teil 2 genannte Stück, sehe ich als ein kleiner Bohrer oder Pfriem, eventuell mit einer Extrafunktion in der kleinen Kerbe auf der Seite.
Dies könnte zum reinigen von Draht aus Darm oder organischen Drähte benutzt worden sein.



Hoppla Agersoe,

In meinem Elan habe ich diese Antwort bisher übersehen. Vielen Dank für Deine Meinung!
Wie steht es mit einer Altersansprache? :zwinker:

Hmmm, die Datierung ist hier schwierig.

Diese Funde sehen unmittelbar mesolitisch aus, könnten aber eigentlich auch neolithisch sein, jedenfalls ist bei mir der Querschneider auch im Neolithikum recht gewöhnlich.

Ehe ich das zu beantworten wage, möchte ich eigentlich gern ein bisschen mehr zu den Beifunden hören:

Was für Funde nennst du "hauptsächlich spätneolithisches Material" ?

Ich wüsste auch gern ein bisschen mehr zur Fundstelle ? Die Lage in der Landschaft, Wassernäher .... usw..

Wie sehen die Kerne aus, wenn du welche hast ??

Gibt es im Material geschliffene Beile, und wie sehen die aus ??

Muss morgen früh aus, bis morgen dann !!  :gn :winke: :winke:

LITHOS

Nicht ganz einfach.
Die Stelle ist eine flache Düne, welche direkt an einen kleinen Fluß angrenzt. Im Umfeld finden sich weitere Dünen, welche sich im Fundmaterial kaum etwas zu dieser nehmen. Beile bilden die Ausnahme, sind aber da. Beile und Keramik beginnen dort im Spätneolithikum. Weiterhin findet sich dort Keramik aus der Jungbronzezeit, dann sehr wenig aus der vorrömischen Eisenzeit und bisher nur zwei Scherben sicher aus der römischen Kaiserzeit. In dieser Umgebung hatte ich bereits mesolithische Funde. Trotzdem mangelt es noch an Erfahrung und Typenkenntnis.

LITHOS

Hallo,
Dieses Stück beschäftigt mich grad. Handelt es sich dabei um einen simplen Kernrest oder ist es ein Kernbeil?

LITHOS


Der Wikinger

Hallo LITHOS  :-)

Es ist eindeutig kein Kernbeil !

Am besten sieht man es auf dem Foto von der Profile von der Schneide her gesehen.
Das Kernbeil hat normalerweise einen mehr oder weniger rombischen Querschnitt. (kann auch abgerundet rombisch sein.
Das kommt von der Herstellungsweise, wo der Kern abwechselnd von oben und unten von beiden Seiten in Form geschlagen wird.




Hier ein paar Links mit Kernbeilen, wo man diese Technik sehr deutlich sieht:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,24074.0.html

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,23474.msg133817.html#msg133817

:winke:

Silex

Hab nur eine Minute Zeit...später mehr...Superteile und Fotos desgleichen. Teil 3 muss ein Mikrolith sein....ein ganz feiner....wenn er nicht abgebrochen ist ...wie Du schreibst....Schau bitte noch mal nach....er sollte eigentlich intentionell gekappt sein  oder Du erkennst eine kleine Basisretusche..... Ob und ob nicht entscheidet dann (in unseren Breitengraden) schon mal  im Groben die Zeitstellung....
Bis Denne
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

LITHOS

#19
Hallo Agersoe,

Man kann nicht alles haben.  :zwinker: Danke!

Silex, ich sehe eine geringe Retusche. Foto folgt.

LITHOS

#20
Hier eine Zusammenstellung der besseren Schaber.
Weiterhin noch ein Gerät mit 33 mm Länge.

LITHOS


LITHOS


Silex

Nochmal zu  numero tres. Dürfte ein Mikro sein. Die Basis ist schön feinziseliert retuschiert und ( am untersten Foto) kann man schön sehen wie er da  entweder was Besonderes machen wollte - um z.B. die Schneide rechts zu optimieren...oder ihm ein Missgeschick passierte .... und die  weitere Retuschierung dann unterließ   ... um die Gesamtform zu wahren...vielleicht....Der Bereich der Nichtretusche steckte  ja auch nicht im Pfeilschaft....
Dies habe ich allerdings bei uns - so noch nicht gesehen.... und die restlichen Geräte bis auf die Kratzer sind bei uns auch eher außergewöhnlichst.
Deine Fotos sind so zum greifen  gut dass man, wenn Du mal die Rohmaterialien sicher bestimmt hast, die unbedingt in unsere Rohmaterialrubrik einfließen lassen muss.....
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

LITHOS

Danke Dir, Edi!
Über die Rohmaterialrubrik verständigen wir uns zu gegebener Zeit.

Der Wikinger

Hallo wieder LITHOS !  :-)

Das Klingenartefakt würde ich ganz klar als eine stark abgenutztes Klingenmesser einordnen.  :winke:


LITHOS


LITHOS

Hallo,
Habe noch einen 27 mm langen Querschneider von der Stelle.

LITHOS


Der Wikinger


Ja, LITHOS es gibt so grosse Querschneider, bei uns nennen wir sie "Bären-Pfeile".

Leider, leider muss ich aber deine Interpretation des Stücks als Querschneider zurückweisen.  :heul:

Es fehlt das entscheidene Merkmal, dass auf beiden Seiten Retuschen sein müssen.

Ich habe selbst sehr viele von solchen Stücken gefunden, und dachte zuerst, es seien Quereschneider.
Als ich aber vor einigen Jahren von einem absoluten Steinzeitspezialisten, Chefarchäologe Jørgen Skaarup von Langelands Museum Besuch hatte, hat er viele davon wegsortiert, weil sie nur einseitig retuschiert waren. Das Stück hat sicherlich hervorragend als Pfeilspitze funktionieren können, muss aber leider beidseitig retuschert sein um als Querschneider bezeignet zu werden.

:winke: