Zum Thema Querschneider-Pfeilspitze !

Begonnen von agersoe, 15. Mai 2007, 22:45:44

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Der Wikinger

Hallo Leute  :-)

Das Thema Querschneider wurde schon hier in "Steinartefakte" diskutiert: http://www.sucherforum.de/index.php?topic=24494.0

Hier mal noch mein Senf dazu:

Hier meine ganze Sammlung von Querschneidern:

Der schwarzpatinierte ist das älteste Exemplar aus einer frühen, submarinen Ertebölle-Siedlung, war in Gütja gelagert.
Die anderen sind mit einiger Wahrscheinlichkeit alle Spätmesolitisch (Spät-Ertebölle) - frühneolitisch, einige auch mittelneolithisch.
Was interessant ist, ist auch das Faktum, dass in meiner Sammlung 4 aus 9 Querschneidern NICHT aus Klingen, sondern aus simpleren Abschlägen hergestellt sind. (Die 4 unteren Exemplare)



Hier der klassische Querschneider, in diesem Falle aus einer A-Klinge hergestellt.


Von unten gesehen, beidseitig retuschiert (wie die Definition eines Querschneiders verlangt:


Hier dann ein Beispiel von einem Querschneider, der aus einem simplen Abschlag gemacht wurde,
wie man sieht, sind die Klingenmerkmale nicht vorhanden:






Hier ein anderes (Pracht-) Stück, mit sehr schöner, schlanker Form, nicht aus einer Klinge gemacht.
sieht fast wie eine winziges Scheibenbeil aus:


Die feine Kantenretuschierungen:


Bei Peter Vang Petersen werden mehrere Typen genannt, u.a. gibt es auch Beispiele,
dass kleine Abschläge von geschliffenen Beilen für Querschneider verwendet wurden.

Es gibt sogar ein Typ, wo die Seitenkanten geschliffen wurden !!  :platt:
Dieser Typ soll ausser in DK auch in Nordwest-Deutschland bekannt sein.

Tjaa, auch der kleine Querschneider ist eine ganze Wissenschaft für sich !!  :engel:

:winke: :winke: :winke:






northend


Offa

Hallo Agersoe,
danke für deinen lehrreichen Senf und für die aussagekräftigen Bilder dazu. :super:
Was ist denn deine Einschätzung zu dem diskutiertem Stück vom Insurgenten???
:winke:Offa


Albrecht


Der Wikinger

Zitat von: Offa in 16. Mai 2007, 08:07:25
Hallo Agersoe,
danke für deinen lehrreichen Senf und für die aussagekräftigen Bilder dazu. :super:
Was ist denn deine Einschätzung zu dem diskutiertem Stück vom Insurgenten???
:winke:Offa


Hallo Offa !  :-)

Tja, das Stück vom Insurgenten ist rätselhaft !!

Unmittelbar denke ich eher kein Querschneider, ich habe jedenfalls nie ein Exemplar gesehen, wo diese Rückenkerbe drauf ist.

Aber wie bei Steinzeitwerkzeugen generell, man kann ja nie wissen !!

:winke:

Silex

Danke für diese interessanten Beiträge und Bilder.
Was mich noch interessieren würde...da es diese Dinger in unseren Breiten quasi nicht gibt...:  man liest da manchmal was von Querschneidern als spezifische Pfeilkopfbewehrung zur Vogeljagd..... ist da was dran? Denn normalerweise sollte sich dann so ein Spezialgerät auch in unserer vogelreichen Gegend entwickelt haben.
Sind diese "Querschneider" sicher als Projektil"spitzen" anerkannt  ...und wenn... ist das Mesolithikum die Hauptepoche  dieser Spezialform.
Danke nochmals
vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Danke für die Information und die schönen Bilder!
Bei uns gibt es auch nur ganz selten mal nen Querschneider, will sagen, ich hab noch nie einen gefunden.
Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Zitat von: Silex in 16. Mai 2007, 20:55:48
Danke für diese interessanten Beiträge und Bilder.
Was mich noch interessieren würde...da es diese Dinger in unseren Breiten quasi nicht gibt...:  man liest da manchmal was von Querschneidern als spezifische Pfeilkopfbewehrung zur Vogeljagd..... ist da was dran? Denn normalerweise sollte sich dann so ein Spezialgerät auch in unserer vogelreichen Gegend entwickelt haben.
Sind diese "Querschneider" sicher als Projektil"spitzen" anerkannt  ...und wenn... ist das Mesolithikum die Hauptepoche  dieser Spezialform.
Danke nochmals
vom
Edi

Danke Jungs !  :-)

Edi, bei uns war der Querschneider, der dominiernde Pfeiltyp von der jüngeren Kongmose-Zeit etwa 5.700 v.Kr und von da an durch mehr als 2000 Jahre !!

Der Pfeil war einfach herzustellen und super effektiv. Die breite, scharfe Schneide hat grosse Wunden durch das Beutetier geschnitten und der Pfeil war extrem tötlich.

Der Pfeil wurde für Gross-Jagd verwendet. Ob auch Vögel damit erschossen wurden weiss ich nicht, aber sie würden das arme Tier kräftig demolieren. Für das Vogelschiessen sind Pfeile bekannt, die keine Steinspitzen hatten, sondern nur eine leicht spitze Holzknüppel vorne.

Ein bekannter von mir, der Jagdbogenschütze ist, hat mir vor einigen Jahren einen selbstgemachten Querschneider für ein paar Euro abgekauft, und hat das scharfe Stück mit Araldit auf eine abgeschliffene, eiserne Jagd-Pfeilspitze montiert. Auf eine Jagdreise in Kanada hat er einen wilden Renntier damit erschossen.
Nach vielen Stunden eines Jagdtages hat er einen sehr grosse, alten Renntier vor den Bogen gehabt, und hat einen perfekten Schuss abgeben können.
Er hat mir erzählt, dass der Pfeil sich quer durch das Tier geschnitten hat, und unterwegs das Herz traf. Das Tier ist in wenigen Sekunden verblutet. Leider war die Spitze nacher ganz zersplittert, denn das Tier ist leider auf die Seite gefallen, wo der Pfeil ganz durchgekommen ist, als es um sein Leben gerungen hat. Der Pfeil war etwa halb angebrochen, so kräftig ist er durchs Tier gegangen.

Als er es mir erzählt hat, hatte ich so ein merkwürdiges, ambivalentes Gefühl. Auf der einen Seite tat es mir um das Tier ein bisschen Leid . Auf der anderen Seite war ich unheimlich stolz, dass eine von mir hergestellte Pfeilspitze wirklich ein wildes Tier töten konnte !!


:winke: :winke: