Steinei und Steinmauer

Begonnen von Laurin5, 20. August 2006, 13:03:39

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Laurin5

Guten Tag,
ich bin Besitzer eines Ackers, auf dem ich in den letzten Monaten einige sehr interessante Funde gemacht habe (u.a. 2 Bronzefibeln, allerlei Keramik und einen Bronzering). Nun habe ich eine kleine "Sondierung" vorgenommen und bin in rund 70 cm tiefe auf eine Steinmauer (ohne Mörtel) gestoßen. In dieser Tiefe habe ich auch ein Steinfragment gefunden, das an der Oberfläche völlig glatt bearbeitet ist und die Form eines Eies zu haben scheint.
Frage 1: Was könnte das Steinfragment sein?
Frage 2: Wie alt könnte die Steinmauer sein? Kann man von der Tiefe auf das Alter schließen?
(Das Denkmalamt ist bereits informiert)
Herzliche Grüße
Laurin5

Silex

servus Laurin5
"kleine Sondierung" in 70 cm Tiefe???
Ich seh da keine Mauer unten  sondern  vielleicht ein weitergehendes Pflaster - wie es auch bei Grabhügeln vorkommt- Ohne Archäologen (die Beifunde sprechen wohl auch diese Sprache) würde ich da keinen Handgriff mehr  tätigen--- sonst ist dieser  eventuell außergewöhnliche Fund verloren-
auch wenn da etwas Metallschnickschnack  anfallen würde-  (was inzwischen gar nicht mehr wahrscheinlich ist )........
Falls es so ein Glücksfall wäre- dann hättest Du auf dem eigenen Grund jederzeit die Gelegenheit bei einer eventuellen Ausgrabung hautnah dabeizusein.
Bei alledem stütze ich mich aber lediglich auf Deine Angaben - Ob die Steine manuell verlegt sind kann man auf dem Foto nicht mit Sicherheit ansprechen.....
wenn der eiförmige Stein auch noch aus dem Pflasterhorizont stammt und so wie es aussieht Brandeinwirkungsspuren aufweist   , die Metallbeifunde nahebei waren...dann werden Spekulationen schon  angebracht sein.
Als Laie kann man hier nur Unheil anrichten.....
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Zitat von: Silex in 20. August 2006, 15:38:12

Als Laie kann man hier nur Unheil anrichten.....


So isses !!!  :belehr:

steinadler

nicht weiter freilegen !!!!!!!
sofort melden !!!!!!! :nono:
ich glaube an gott , aber keine bestimmte religion !

schaut mal rein : http://yggdrasil-online.de/cms/

Valens

Zitat von: petersen in 22. August 2006, 15:31:57
nicht weiter freilegen !!!!!!!
sofort melden !!!!!!! :nono:

Zitat von: Laurin5 in 20. August 2006, 13:03:39
(Das Denkmalamt ist bereits informiert)

... erst lesen, dann maßregeln!

Silex

servus, Laurin 5
Das war aber dann  nach meiner Antwort editiert- oder? Denn sonst hätte ich´s  anders geschrieben.
Hältst Du uns bitte auf dem Laufenden? Das wäre nett.....
Danke,
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Daniel

@Silex
Ich meine fast,daß stand von Anfang an da.
Ansonsten müßte ja der Hinweis auf eine Änderung da sein. :belehr:

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Laurin5

Servus an alle,
ich habe das Denkmalamt bereits informiert bevor ich die Mauer angeschnitten habe; allein die Keramikfunde, Fibeln, Bronzering und andere bedeutende Funde (mutmaßlicher Kultplatz mit Kultstein) gaben mir dazu Anlass genug. Leider war das Interesse nicht besonders groß; von der Mauer habe ich dem zuständigen Beamten bereits am nächsten Tag telefonisch berichtet. Nun scheint die Sache doch ins Rollen zu kommen; der Beamte will noch in dieser Woche einen Lokalaugenschein vornehmen. Es ist geplant, noch in diesem Herbst durch Arächologen eine Sondage durchführen zu lassen, das heißt, man möchte das Areal um die Mauer vollständig freilegen, dabei sollte auch eine Datierung möglich sein. Im Übrigen habe ich - um die Sache voran zu bringen - vor rund zehn Tagen auf dem Acker Hafer ausgesät. Gegen Ende September sollte man dann vielleicht am Bewuchs von der Luft Strukturen erkennen. Ich habe bereits einen Paragleiter engagiert, der mir entsprechende Aufnahmen machen wird. Selbstverständlich werde ich persönlich keine Grabungen mehr durchführen, weil es auch in meinem Interesse ist, dass das Ganze wissenschaftlich aufgearbeitet wird. Vielleicht lässt sich über den Winter eine größere Grabung organisieren, wozu allerdings Sponsoren gefunden werden müssen.
Gerne halte ich euch am Laufenden.
Herzliche Grüße
Laurin5

Ruebezahl

Hallo Laurin5,
erst mal vielen Dank für deinen Bericht. Sehr positiv finde ich, dass du zu den wenigen Landwirten zählst, die sich für die Geschichte, die in ihren Äckern steckt interessiert und sie erforschen bzw. bewahren möchtest.
Die Denkmalämter gehen oft davon aus, dass wenn die Spuren nur tief genug in der Erde sind, sie auch noch ein paar Jahre auf die Erforschung warten können.
Notgrabungen bestimmen dagegen meist den Arbeitsalltag der Archäologen.
Ich bin schon gespannt, wie sich deine Geschichte weiter entwickeln wird.
Grüße aus Ostfalen
Ruebezahl

"Große Erfolge sind weniger spürbar als persönliche Vorteile"
Napoleon Buonaparte

Laurin5

Guten Tag!
In der vergangenen Woche haben drei Archäologen im Auftrag des Landes eine Sondierung durchgeführt. Sie haben zwei weitere Schnitte angelegt und sind dabei in einer Tiefe von ca. 1 m auf mächtige Steinansammlungen gestoßen, die mit Sicherheit von Menschenhand dort verlegt wurden. Laut Aussage der Archäologen handelt es sich vermutlich um (mörtellose) Mauerreste (siehe Bilder), die quer zum Hang und in einem Abstand von etwa 2 m parallel zueinander verlaufen. Ob die Mauern Teil eines Gebäudes oder einer Wehranlage sind oder gar nur zur Hangsicherung gedient haben, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Die letzte Möglichkeit ist eher unwahrscheinlich, weil das Gelände – so wie es sich gegenwärtig darstellt – überhaupt nicht steil ist. Ein Archäologe, der auch Geologe ist, hat auch die Schichten genau untersucht. Obenauf liegt die für einen Acker übliche Humusschicht, es folgt eine hauchdünne Sandschicht, dann wiederum eine sehr dicke Humusschicht, in welche die Mauern eingebettet sind. Der Laufhorizont wird in ca. 1,9 m Tiefe vermutet. Diesen hat man allerdings nicht frei gelegt, weil dies nach Aussage der Archäologen bereits eine Grabung gewesen wäre, wozu sie nicht beauftragt waren. Eher enttäuschend waren die Beifunde. In 1,8 Tiefe hat man eine Tonscherbe gefunden, die mit Sicherheit prähistorisch ist. Gefunden wurde auch ein etwa faustgroßes Stück Bronzeschlacke. Insgesamt wurden drei Mauern angeschnitten, die parallel zueinander verlaufen, wobei eine Mauer aufgrund ihrer Machart (kleinere Steine) jünger zu sein scheint als die beiden anderen. Präzisere Angaben zu dieser Sondierung kann ich machen, wenn der Bericht der Archäologen vorliegt. Vom Ergebnis der Auswertung wird es abhängen, ob im Frühjahr eine Grabung durchgeführt wird. Als Grundbesitzer würde ich ein derartiges Vorhaben unterstützen, weil sich laut Aussage der Archäologen mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Reste einer bronze- oder eisenzeitlichen Siedlung im Boden befinden. Um eine Grabung gezielt durchführen zu können, haben die Archäologen angeregt, das Gelände zuerst mit einem Bodenradar zu untersuchen. Ob sich das finanziell machen lässt, kann ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht sagen.
Weiß jemand von euch, was eine Untersuchung mit Bodenradar auf einer Fläche von ca. 6.000 m² kosten würde? Falls das Land die Kosten hierfür nicht übernimmt, könnte ich mir vorstellen, das Geld über Sponsoren aufzubringen. Kennt jemand von Firmen, die so etwas machen? Ebenfalls interessieren würde mich, wie typische bronze- oder eisenzeitliche Siedlungsstrukturen im alpinen Raum (Südtirol) aussehen. Gibt es dazu Literatur oder Infos im Web?
Ich bin gespannt auf eure Antworten und verbleibe einstweilen mit herzlichen Grüßen
Laurin

Laurin5

Hallo,
ich verstehe eigentlich nicht das Schweigen der "Fachwelt" auf meinen letzten Beitrag zu diesem Thema.
Gruß Laurin5

Der Wikinger

Zitat von: Laurin5 in 01. November 2006, 23:48:10
Hallo,
ich verstehe eigentlich nicht das Schweigen der "Fachwelt" auf meinen letzten Beitrag zu diesem Thema.
Gruß Laurin5

Hallo Laurin !!!

Es tut mir leid, aber ich muss deinen Beitrag völlig übersehen haben !!!  :heul: :besorgt:

Hätte ich es früher gesehen, hätte ich auch folgendes gesagt:  :-)

Ich kann leider keine von deinen Fragen beantworten, ich möchte aber sagen, dass dein Bericht sehr interessant ist,
und dass es sehr spannend ist was die Konklusionen sein werden !!  :super: :winke:

Ich hoffe du wirst berichten was weiter passiert.

Ich rate mal, dass ich nicht der einzige bin, der deinen Beitrag übersehen hat. Es passiert manchmal wenn viele Beiträge gleichzeitig eingestellt werden.

:winke:

Laurin5

Guten Tag!
Mittlerweile haben wir eine deutsche Firma beauftragt, das Gelände mit Geomagnetik und Georadar zu untersuchen. Die Kosten hierfür in der Höhe von rund 3.200 Euro haben wir selbst übernommen. Geomagnetisch haben wir eine Fläche von ca. 1,2 ha untersucht (geht relativ schnell). Diese Technik ergibt normalerweise ein Bild, so als ob man von oben herab in die Erde sehen würde. Bis auf ein paar Besonderheiten, die noch näher untersucht werden müssen, hat diese Methode leider nicht viel gebracht. Der Grund dafür ist, dass bei uns die Steine stark eisenhaltig sind, was zur Folge hat, dass auf dem Bild viele Störungen auftreten. Auch die ,,Tiefensicht" ist mit rund 30 cm nicht ausreichend für unser Gelände, weil alle Mauern tiefer liegen. So wurde auch die Fortsetzung der Mauern, die die Archäologen angeschnitten haben, bei dieser Technik nicht angezeigt, obwohl sie mit hundertprozentiger Sicherheit da sind. Mittlerweile wissen wir auch, dass sich noch weit mehr Mauerreste im Boden befinden, weil wir diese mit Sonden ausgemacht haben. Das vorläufige Ergebnis der Geomagnetik lege ich dennoch bei; vielleicht gibt es ja Experten in diesem Forum, die etwas herauslesen können. Die Quadrate entsprechen einer Länge von 40 x 40 m.
Auf einer kleineren Fläche haben wir mit Georadar gearbeitet. Damit kann man bis über 2 m in den Boden ,,schauen". Allerdings sind die Ergebnisse nur im Profil zu sehen (fieberkurvenähnlich), das heißt, am PC müssen diese mühsam zusammengestellt werden. Das Ergebnis wird in etwa zwei Wochen vorliegen. Wir alle hoffen sehr, dass wir dann ein gutes Stück weiter sind.
Wir sind gerade dabei, das Aushubmaterial von der Probegrabung zu sieben. Dabei haben wir einige sehr alte Keramikstücke gefunden, u.a. ein größeres Stück mit Kammstrich. Dieses Stück ist mit Sicherheit handgefertigt (ohne Töpferscheibe) und dürfte in die Eisen- oder Bronzezeit datieren. Des Weiteren haben wir beim Sieben eine kleine Scheiben- bzw. Mondfibel aus Bronze gefunden. Diese beiden Stücke habe ich unter der entsprechenden Rubrik bereits in dieses Forum gestellt.
Herzliche Grüße
Laurin5

Gratian

Gut Fund!   :engel:
Gratian

ANTE ROMAM TREVERIS STETIT ANNIS MILLE TRECENTIS
PERSTET ET AETERNA PACE FRUATUR. AMEN.

Laurin5

Hier einige Bilder der Steinmauern bzw. Steinansammlungen in ca. 1 m Tiefe, die unsere Archäologen frei gelegt haben (und keine Ahnung haben, worum es sich handeln könnte).
Grüße Laurin5

Silex

Servus Laurin5
Waren da unten irgendwelche  menschliche Artefakte zu finden oder Spuren davon (Brandeinwirkung, Keramik, behauene Steine etc. ...)?
Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Laurin5

Hallo Edi,
bei der Mauer, die auf den zwei oberen Bildern zu sehen ist, wurden mehrere Kohlestücke, 2 Stück Bronzschlacke und ein Stück Keramik gefunden. Das Keramikstück (nach Aussage der Archäologen mit Sicherheit prähistrisch) lag jedoch merkwürdigerweise gut einen halben Meter unter dem Fundament der Mauer in rund 1,8 m Tiefe. Da die Sondage mit Bagger und Schaufel durchgeführt wurde, ist anzunehmen, dass mehrere Artefakte noch in der Erde liegen. Mittlerweile haben wir etwa 10 % des Materiales gesiebt und dabei an die 15 Keramikstücke gefunden, u.a. auch jene mit Kammstrich und die kleine Mondfibel. Leider kann man diese Funde nicht mehr der entsprechenden Schicht zuordnen, was sehr, sehr schade ist.
Herzliche Grüße
Laurin5

Silex

Danke Laurin 5,
Da muss aber eine besondere Geländesituation vorliegen... mit sicherlichem  Einschwemmungspotential...
Die "Steinsetzung" selbst? Konnte die als menschlich verursacht "bewiesen" werden?
"So viele Fragen, so wenige Antworten..." schrieb B. Brecht.... und dabei dachte er nicht mal in solchen Zeiträumen...
Halt uns auf dem Laufenden
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.