Mineralwasserflasche"UNVERKAEUFLICH"

Begonnen von Spuli, 04. Juli 2006, 17:31:56

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Spuli

Hallo,
hat jemand nähere Informationen zu dieser Flasche?

Die Flasche ist eindeutig handgeblasen, 21 cm hoch und der Durchmesser beträgt 7,5 cm.
Das Porzelanstück seines Bügelverschlußes habe ich leider nicht gefunden.
Zur besseren Erkennung des Bildes, habe ich manche Lienien nachgezogen oder verstärkt.
Bei den Buchstaben 1+5 (von unten) des linken Schriftzuges bin ich mir nicht ganz sicher.
Gefunden habe ich die Flasche in der (S/W) Umgegend von Kassel.

Schönen Dank im Vorraus
Mike

CptAhab

"handgeblasen", ´tschuldigung hab gerade n Schalk im Nacken.  :narr:
The world is full of crashing bores. - Mozer

Spuli

Naja, nicht direkt mit der Hand?!
eher mit dem Mund geblasen   :super:

Genmutant


Rambo

Es ist mir unklar wieso diese Flasche "Mundgeblasen" sein soll.
Ich würde sagen eine schöne Pressglasflasche.
Mundgeblasen ist dieses Flasche nicht, lediglich der Flaschenrand ist aufgesetzt, was allerdings einen Eindruck erzeugt, als würde die Flasche geblasen sein.
Bei der Herstellung von mundgeblasenen Flaschen kann man kein solches Motiv wie auf der Flasche machen, da die Flasche in der "Holzform" gedreht werden muß um eine gleichmäßige Wandstärke zu erzielen.
Gruß Rambo
Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn

Spuli

Hallo Rambo,

auf die Idee, daß die Flasche mundgeblasen ist bin ich darauf gekommen, weil ich neulich in einem Bericht über Glaskünstler (auf XXP "Glasgeflüster") gesehen habe wie so eine Prägung auf die Flasche kommt.
In der ersten Holzform wird der Rohling gedreht und in seine grobe Form gebracht, in der zweiten Holzform in der die Prägung eingeschnitzt ist, wird die Flasche in seine endgültige Form gebracht.

Ich lasse mich aber gern eines Besseren belehren!

Gruß Mike

Spuli

Ich habe noch mal ein Foto gemacht, auf dem man sieht, daß die Flasche in seiner (ersten) Holzform wohl im Uhrzeigersinn gedreht wurde. Ich hoffe es ist erkennbar?!

tholos

Hi Spuli,

das ist ein schwieriges Thema. Ich hab grad heute mit einem Sammler gesprochen, der meinte, dass es sich um eine halbmaschinelle Fertigung handelt. Und er nicht von einer mundgeblasenen Flasche ausgeht. Ich bin übrigens anderer Meinung und sehe es wie du. Zeitlich würde ich die Flasche wegen dem Hebelverschluss nach 1890 einordnen, von der Fertigung her könnte die Flasche noch bis spätestens 1920/1930 entstanden sein. Ich tippe innerhalb des in Frage kommenden Zeitraumes allerdings auf ein frühes Stück.
Wie sieht es denn mit der Umschrift aus, das erste Wort ist wichtig. :besorgt:
Zur Fertigung ein Artikel von: M. Schneegluth. Der Arbeitstag eines Glasmachers.

... Mit der Glasmacherpfeife wird ein Klumpen glühender Glasmasse aus dem Ofen geholt, es wird gedreht und gepustet und die künftige Flasche im eisernen "Klotz" vorgeformt. In der wassergekühlten Form wird die Flasche schließlich ausgeblasen und ein Fußhebel betätigt, so dass sich die zweiteilige eiserne Form öffnet. Noch hängt die Flasche an der Pfeife; so wird sie auf den Pfahl geschwenkt. Die Trennstelle wid mit Wasser bestrichen, dazu dient das "Schrenneisen". Nun geht der Glasmacher mit Pfeife und Flasche erneut zum Ofen. Die Flasche wird abgeschlagen und in eine "Hülse" gesteckt. Jetzt wird der "Bund" aus flüssigem Glas mit dem Bundeisen umgelegt. Wieder zum Pfahl zurückgekehrt, wird mit der "Mündungsschere" die Mündung aufgetrieben....

Gruß

tholos :super:

Spuli

Hallo tholos,

schönen Dank erstmal für deine Bemühungen und Antwort mit der tollen Beschreibung!

Aber deine Frage:
Zitat von: tholos in 19. Juli 2006, 00:20:59

Wie sieht es denn mit der Umschrift aus, das erste Wort ist wichtig. :besorgt:


.....kann ich dir leider nicht beantworten. Es gibt leider keinen Schriftzug, weder am unteren Rand noch auf dem Flaschenboden.
Die Schrift auf der linken Seite des Bildes, konnte ich auch nur mit viel Fantasie und ein wenig Logik rekonstruiren.

Gruß Mike

Rambo

Ja Leute, besser als tholos hätte ich es auch nicht erklären können.
Mundgeblasenes Glas ist an bestimmt Formen gebunden. Ich habe 2 Jahre in einer Glashütte gearbeitet  :cool1: (Man weiß als junger Spund ja nicht, wie man seine Kohle verdienen möchte) und dort wurden und werden noch immer Gläser geblasen, leider jedoch heute nur noch als Schaubetrieb. http://www.glasmuseum.at/ Mein Onkel war in dieser Glashütte bis zu seiner Pension  als Glasbläser beschäftigt und so  habe ich so manches ,,Flascherl" selbst geblasen.  :frech: Daher habe ich eine bescheidene Ahnung was geht und was nicht geht. Flaschen mit einem Logo oder ähnliches, wie diese hier, kann man sicherlich so nicht machen. Halbmaschinell ist möglich, für mich sogar sicher. Das Problem beim Aufsetzen von "Glasmündungen" ist immer die Trennstelle.
Die Schlieren können auch vom drehen in der Form sein. Übrigens werden beim Mundblasen traditionsgemäß Buchenholzformen welche man mit Wasser kühlt,  verwendet. Schon hier zeigen sich die Grenzen der Machbarkeit auf, man müsste die Verzierung, oder das Firmenlogo seitenverkehrt ins Holz bringen. Bei der begrenzten Haltbarkeit von Holzformen wäre der Aufwand einfach zu groß.
Anders ist es bei Pressglasflaschen. Hier werden  Metallformen verwendet. Beim Pressglas kann man daher auch Glasformen herstellen, welche beim Mundblasen undenkbar sind.
Es werden sowohl beim Mundblasen als auch bei der maschinellen Flaschenerzeugung immer   2 Formen verwendet. Der Unterschied ist nur, einmal macht der Glaser die Arbeit und einmal eine Maschine.
Eine Vorform in die das "Köberl" kommt, das dann soweit aufgeblasen wird, bis eine ungefähre Form der Flasche entsteht. Danach wird das Ganze beim Mundblasen wieder im Ofen erwärmt ( bei der maschinellen Erzeugung ist das nicht notwendig, da der ganze Vorgang so schnell vor sich geht, das das Glas nicht abkühlen kann und vor allem, das Glas wird auch ,,heisser" verarbeitet). Danach kommt das Ganze  in die Fertigform und wird dort fertig  geblasen. Die Formen (auch die Holzformen) können zwei- oder auch dreiteilig sein, je nachdem wie groß  eine Flasche oder ein Glaskörper einmal sein wird.  Bei der maschinellen Erzeugung muß man zu dem die Glasform so wählen, das man die ,,Naht" nicht erkennen kann. Hier wird das Glas ja nicht gedreht und daher kann man die Nahtstelle erkennen wo die Formenteile zusammenkommen.  Sehr gut kann man das an einer Bierflasche sehen. Die Flasche muß allerdings noch vergütet werden. Das ist ein nochmaliges Erwärmen und abkühlen des Glaskörpers um Spannungsrisse zu vermeiden.


Gruß Rambo

Willst du der Väter Taten kennen
folge ihrem Erdensein,
lern das Gute zu erkennen
und das Schlechte still verzeihn