Ertebölle-Kultur, zwei Werkzeuge

Begonnen von cragar, 16. November 2005, 23:17:39

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cragar

Hallo, Freunde der steinzeitl. Zeugnisse.....  :winke:  Habe heute Abend mal kurz Zeit gefunden zwei Stücke der Ertebölle-Menschen vorzustellen....aus meinen Urlaubsfunden vor ein paar Wochen.............auf allen Vieren, auf dem Boden kriechend, habe ich sie unter einer dicken Laubschicht  hervorgezogen.............. wohl eine Pfeilspitze (46 mm lang/max. 20 mm breit), beidseitig retuschiert und eine Klinge (sehr dünn geschlagen, 49 mm lang/max. 20 mm breit) mit einer sägezahnartigen Retusche...........Die "Pfeilspitze" hat zwei sehr scharfe Kanten aber die querschneidige Spitze ist recht stumpf (nat. gerundet, nicht abgebrochen!)...... Es grüßt Euch freundlich cragar

cragar

...nun noch Detailaufnahmen der Klinge mit den merkwürdigen Sägezähnen....

rolfpeter

Servus Cragar,

ich würde beide Stücke als Klingen ansprechen. Pfeilspitze wäre etwas gewagt. Obwohl sehr deutliche Fotografien vorliegen, erkenne ich bei der Pfeilspitze keine seitlichen Retuschierungen.  Im oberen Bild das untere Artefakt ist bestimmt kein Querschneider. Ich kann nicht genau erkennen, von welcher Seite die Klinge geschlagen ist. Aber das Dings rechts könnte der Schlagflächenrest sein, an den lateral 'ne Art Stichelschlag anschließt.

Also, es sind m.E. beides Artefakte, beides Klingen. Bin aber alles andere als Ertebölle - Spezialist,
obwohl ich mich nach einer guten Sammel-Ernte freuen kann wie Bolle.
:narr:

Gruß
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Hallo Cragar

Eine Pfeilspitze ist es, glaube ich, auf keinem Fall.

Die alles dominierende Pfeilspitze der Erteböllezeit ist der Quer-Pfeil
Siehe Bild.



Dein erstes Bild:
Ist die Klinge ganz oben an der Spitze, die nach links zeigt, retuschiert ??

MfG agersoe



cragar

Einen guten Abend wünsche ich rolfpeter und agersoe :winke: !!!  .......meine Bezeichnung "Pfeilspitze" soll nur so eine Art Arbeitstitel sein....weil ich eben nicht weiß, wie ich dieses Werkzeug nenne. "Pfeilspitze" auch deshalb, weil es am breiten Ende beidseitig retuschiert/eingekerbt ist... wie zur Schäftung...also: "geschäftete Klinge"??? Nun zum anderen Werkzeug....@agersoe: Ja, es ist ganz deutlich retuschiert, eben "sägezahnähnlich"... das Material ist hier ausgesprochen dünn, besonders an dieser Stelle... dort ist der retusch. Abschnitt fast wie eine kleine Säge ausgebildet... So long, cragar

Der Wikinger

Hallo Cragar  :-)

Was mich besonders interessiert ist die markierte Fläche !

Es sieht so aus als sei da eine Retuschierung ??



MfG agersoe

cragar

Hallo agersoe,  :winke: es sieht tatsächlich so aus... Die andere Seite ist die Bulbusseite mit deutlicher Schlagspur....dieses nun fotografierte Ende sollte also das natürliche Ende sein... aber  :zwinker: es sieht sehr nach Retusche aus!!!!! Wie Du vermutet hast...., aber was bedeutet das nun? Als langjähriger Sucher mit leider nur geringen Grundkenntnissen.... weiß ich aber immer noch nicht, um was für ein Werkzeug es sich hier handelt. Es grüßt Dich freundlich cragar

cragar

Sorry, ich vergaß die Bilder hochzuladen...

Der Wikinger

Hallo Cragar  :-)

Ich glaube, du hast ein sehr besonderes Gerät gefunden !!!

Die komische Zahnung könnte vielleicht etwas mit einer Schäftung zu tun haben ??
Dein Stück ist jedoch nicht hohl-retuschiert, aber trotzdem:

Siehe mal diesen Artikel:
http://www.jkoeninger.de/PDF/NAU%208%20S%2046-50.PDF

Ein Klingen-Schaber !!
Die von dir erwähnte Zahnung könnte sehr wohl etwas mit einer Schäftung zu tun haben,
Ob sie geschäftet war weiss ich nicht, aber wenn ich so dieses Foto sehe, könnte ich eine Vermutung haben:

Sind vielleicht die kleinen schwarzen Punkte, die am Stück zu sehen sind Pech ???
In einer kräftigen Luppe oder einem Mikroskop wird es sich als kleine fettige Kugeln zeigen.



MfG Agersoe




cragar

Super Tipp agersoe!!  :super: Wenn ich auch leider keinen Pechrest entdecken konnte.... nur Erdanhaftung.....weil, ich wasche meine Funde fast nie mit Wasser ab, sondern nur vorsichtig mit trockenen weichen Borsten gereinigt.... ist halt so eine Angewohnheit....und irgendwie bleibt mit den Erdresten auch so eine Art Aura bestehen.....für mich....na ja, andere Bürsten ihre Funde wie die Wilden.... das ist nicht so meine Sache..........Wie auch immer,...... ein guter Tipp war der: Klingenschaber.....scheint für mich nachvollziehbar.....beide Klingenseiten sind sehr scharf und die Spitze ist geradlinig retuschiert....an der Basis evtl. zwecks Schäftung etwas "ausgedünnt"..... Auch die Fundregion kommt so ungefähr hin..... Meinen Respekt für Deine super Recherche .... !!! Es grüßt Dich freundlich cagar

Der Wikinger

Cragar  :prost:

Es macht mir ja nur spass zu recherchieren.

Es wäre vielleicht eine Idee ausnahmsweise die stelle vorsichtig unter einer Stereoluppe zu reinigen, denn die Erdanhaftung könnte ja in Reste von Pech sitzen ??  :staun:

Ich habe selbst ein paar Funde der Maglemose-Kultur gemacht, wo noch Pechreste dran waren.

Sind die Funde aus Norddeutschland, bzw. aus bekannten Fundorten der Ertebölle-kultur ???

MfG agersoe


cragar

agersoe, werde in den nächsten Tagen mal mein altes Mikroskop ausgraben und mir diese Partien genauer anschauen... aber wie schon gesagt...mit meiner "Diamanten-Lupe" 10x, konnte ich nur Erdanhaftungen erkennen... Zum Fo mag ich nur sagen, das meine letzten Funde aus der Nähe(!!) bek. FO stammen.... passend zu Deinem Link, aber eben nur in der Nähe; dort wo man sie eigentlich nicht so recht vermuten würde.... war halt für mich damals ein Zufall im Urlaub....und so suche ich den Ort jedes Jahr wieder auf... in der Hoffnung, das dort die Einheimischen mir nicht zuvor gekommen sind...denn Sucher gibt es bekanntlich überall... In meiner Heimat, an der Weser, habe ich auch einen guten FO.... eiszeitl. Kiese, aus denen ich regelmäßig schöne Dinge herausfische... werde hier nach und nach etwas davon vorstellen.... Ich besitze noch so viel Unbekanntes, das in Dutzenden Pappkartons ruht und auf Bestimmung wartet... Das braucht Zeit....Einen schönen Abend wünscht Dir cragar

cragar

.... da mein zweites unbek. Objekt hier nicht so richtig zum Zuge kekommen ist...möchte ich doch noch einmal nachhaken: Das beidseitig retuschierte Werkzeug, d. h. beidseitig eingekerbt....fast wie zur Schäftung....ist eine ganz normale Klinge???? Ist das denn üblich, solcherart Retuschierung???? Bitte, klärt mich auf,denn gerade dieses Stück finde ich sehr interessant.... und beim Auffinden hat es mich richtig durchzuckt :zwinker: , ...ich glaubte mal etwas besonderes in den Händen zu halten..... also hier noch einmal die Fotos.... Freundliche Grüße von cragar :winke:

cragar

.... ratlos bin ich, was dieses Objekt betrifft.... hier noch eine Ansicht der Spitze des Werkzeuges...

Der Wikinger

Hallo Cragar  :-D

Ein solches Gerät wird in unserer Terminologie "strangulierte Klinge" genannt.

Der Typ ist z.B in der mesolithischen "Maglemose-Kultur" gewöhnlich.

Die beiden Kerben werden so interprätiert, dass sie eine Schäftung erleichtern.
Die Archäologen finden oft Spuren, die zeigen, dass die Stücke als Messer verwendet wurden, da musst du nach kleine Absprengungen und Blank-Schleifung der Längenkanten schauen.

MfG agersoe


cragar

Herzlichen Dank agersoe, für Deine freundliche Antwort :winke:!! Das war eine gute Erklärung....! Wie ich eben überprüft habe, befinden sich entlang beider Schnittkanten....schräg weglaufende feine "Linien" dicht an dicht....... zusätzlich zeigen die Kanten partitielle kleine Ausbrüche.... Nochmals, mein Dank und so long.....cragar :winke: