Mountainbiker zerstören Bodendenkmal

Begonnen von Bavaricum, 12. Juni 2010, 06:40:34

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Bavaricum

Erdinger Anzeiger vom 12.06.2010


Mountainbiker auf Abwegen

Taufkirchen - Mountainbiker haben mehrere Bodendenkmäler zerstört. Den Freizeitsportlern war wohl ihr Handeln gar nicht bewusst.

Hans Jell traute seinen Augen nicht. Bei seinem regelmäßigen Rundgang zu den Bodendenkmalen der Gemeinde Taufkirchen stellte er beim Burgstall und Erdwall bei Flaring schlimme Verwüstungen fest.

Mountainbiker hatte wohl aus Unwissenheit hier gefährliche Sprungschanzen installiert und tiefe Löcher gegraben, um ihren Sport auszuüben. Um weiteren Schaden zu verhindern, schaltete der Archivar die Gemeinde und das Landesamt für Denkmalschutz in München ein. Auch einige der Moutainbiker klärte er bereits auf. Sie fielen aus allen Wolken, weil sie nicht um die mittelalterliche Wallanlage mit Vorbefestigung wussten, die wahrscheinlich um 800 bis 900 nach Christus von den Nobiles, damaligen Adeligen, als Sitz angelegt wurden. Möglich scheint auch, dass sich die damalige Bevölkerung bei den Ungarneinfällen in dem Wäldchen auf der Anhöhe in Nähe des Waldbades zurückgezogen hat, um Schutz zu finden, meint er.

Zwei Drittel der Viereckanlage, die Seitenlängen von bis zu 100 Meter hatten und je nach Lage meistens quadratisch ausgerichtet waren, ist schon seit langem verschwunden. Diese Holzbauten wurden mit Erde überschüttet und waren bis zu acht Meter hoch. Vom ungeschulten Auge sind die Wälle und die dahinter liegenden Gräben nicht leicht zu erkennen. Sie wirken oft wie natürliche, bewaldete Hügel. Später wurden auf solchen Anlagen oft steinerne Burgen errichtet.

Nicht so in dem Waldstück bei Flaring. Schon in den 50er Jahren rutschte ein erheblicher Anteil des Burgstalls ab, weil in direkter Nähe Sandabbau erfolgte, weiß Jell. Den Hobbysportlern macht der Archivar keinen Vorwurf. ,,Sie haben den Schaden nicht bewusst angerichtet" und hätten auch gleich Einsicht gezeigt. Ihm gehe es jetzt vor allem darum, weitere Zerstörungen aus Unwissenheit zu verhindern. Darum hat er bei der Gemeinde einen Antrag gestellt, am betreffenen Ort Hinweisschilder aufzustellen. Dies wird in der nächsten Sitzung behandelt.

Auch Martin Pietsch, zuständiger Sachgebietsleiter beim Amt für Denkmalschutz war erschüttert, als er die gemailten Fotos von Jell sah. Er kam extra nach Flaring, um sich ein Bild zu machen. Dabei traf auch er einen Biker in voller Montur, dem sein Frevel äußerst unangenehm war und der versprach künftig auf das Bodendenkmal Rücksicht zu nehmen. Pietsch informierte zudem das Landratsamt Erding und Bürgermeister Franz Hofstetter über den Schaden.

Die gegrabenen Löcher und aufgeschichteten Hügel sollten wieder zugefüllt bzw. abgetragen und in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. ,,Das ist kein großer Aufwand", sagt der Experte und erklärt, außerhalb der Anlage könnten die Sportler ihrem Hobby gerne weiter frönen. Dafür liege auch die Erlaubnis mindestens eines Waldbesitzers vor. Erfreut zeigte er sich über den engagierten Heimatforscher, dem daran liege die historischen Quellen zu erhalten, die belegen, dass die ersten Siedlungen in Taufkirchen wesentlich älter als um das 13. Jahrhundert seien.


Quelle: Mountainbiker auf Abwegen

Daniel

Inwieweit sind die Radler schuld wenn sie nicht einmal wissen,daß da ein BD ist? :kopfkratz:
Die bisherigen Kommentare zeugen ja auch davon,daß denen gar nicht bewußt ist,was da überhaupt ist.
Zumindest bei uns in der Gegend sind Schanzen mit Infotafeln versehen.
Der tiefe Graben auf den der Herr deutet ...
Soll der von den Radlern stammen? :kopfkratz:

Gruß Daniel
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

thovalo

Zwei Fakten:

Unwissen schütz vor Strafe nicht (da haben die Jungs ja Glück gehabt)


Und wie so oft: wo ein Bodendenkmal drin ist sollte auch Bodendenkmal drauf stehen!

   
Da sitzt mit großem Abstand gegenüber den Bikern der letzendlich Verantwortliche Nichtaktive beim Denkmalamt und ist "entsetzt"! Ein Schauspieler in hohen Amt! Wer entsetzt tut ist auch unschuldig!

Gut, dass es dann engagierte Mitbürger gibt, die dem fernen Amtsträger die Wahrnehmung seiner grundlegenden Pflichten der Aufsicht nahe bringt!


Das mit dem Burgstall ist ein Komödienstadel! Ein Klassiker!

:winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Belenos

Moin,

mit der Unterzeichnung der Konvention von La Valetta haben sich die Beteiligten verpflichtet das archäologische Erbe zu schützen. Man sollte keine Konventionen unterschreiben, wenn man nicht bereit ist dafür auch das nötige GEld locker zu machen und damit das nötige Personal einstellt. Taxifahrende Archäologen soll es in ausreichender Zahl geben, die nur auf neue Planstellen warten.

Viele Grüße

Walter