Aufeinandertreffen des Homo sapiens mit einem neuen 'Zweig' des Neandertalers

Begonnen von Jondalar, 08. Oktober 2024, 21:24:19

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Jondalar

Hallo zusammen,

ich habe mir gerade eine Doku über die Funde der Grotte Mandrin im Rhône-Tal und deren Interpretation angesehen: 

https://www.arte.tv/de/videos/083910-000-A/thorin-der-letzte-neandertaler/

Die Grotte Mandrin im Rhône-Tal ist eine faszinierende Ausgrabungsstätte. Der Archäologe Ludovic Slimak entdeckte hier Fossilien und Feuersteine, die beweisen, dass Neandertaler die Höhle über 80.000 Jahre lang bewohnten. Zudem wurde in der Höhle der erste Neandertaler in Frankreich seit einem halben Jahrhundert ausgegraben: Er bekam den Namen Thorin.
Bevor die Neandertaler vom Erdboden verschwanden, lebten sie für eine Dauer von rund 300.000 Jahren auf dem eurasischen Kontinent. Erst seit der Arbeit des Teams um Ludovic Slimak weiß man, dass Neandertaler auch in Südfrankreich lebten und hier wahrscheinlich sogar einige Jahrtausende mit Vertretern des anatomisch modernen Menschen zusammenlebten. In der Grotte Mandrin sind archäologische Fundstücke außergewöhnlich gut erhalten. Ausgrabungen beweisen, dass Menschen die Höhle rund 80.000 Jahre lang bewohnten. Die neue Forschungsmethode der Rußpartikelanalyse erlaubt eine präzise Aussage darüber, wie lange die Höhle bewohnt wurde. Zudem wurden in einer Ausgrabungsschicht, die 54.000 Jahre zurückgeht, ungewöhnliche Vertiefungen gefunden. Sie zeigen, dass die ersten Vertreter des Homo sapiens, die sich in der Höhle niederließen, mit Pfeil und Bogen jagten – und das 40.000 Jahre vor der bisher angenommenen Erfindung dieser Jagdmethode. 2015 wurde eine neue Entdeckung gemacht: In einer Schicht, die auf circa 10.000 Jahre nach der Ankunft des anatomisch modernen Menschen zurückgeht, wurden die fossilen Überreste eines Neandertalers gefunden. Sie zeigen, dass der Neandertaler in die Grotte Mandrin zurückgekehrt sein muss. Zunächst wurde seine DNA einer alten Neandertaler-Linie zugewiesen. Über einen Verwandten wurde dann aber eine neuere Abstammungslinie der Art in Südeuropa gefunden. Seither kann bei den späten Neandertalern von einem mediterranen Zweig gesprochen werden. Die Geschichte des Aufeinandertreffens zweier Arten der Gattung Mensch im Rhône-Tal ist ein archäologischer Thriller (Quelle: Arte)

Viele Grüße

Jondalar

RockandRole

:-) guten Morgen

Zum Glück bin ich heute früher aufgestanden. Der Film ist wahrlich fesselnd und wirft so einigen Forschungsstand über den Haufen.

Diese Pfeilspitzen erinnern mich jedenfalls an die Levallois-Spitzen, das muss man sich aber noch einmal genauer anschauen. Jedenfalls soll es ja ein Pendant im Libanon geben, und weil die südfranzösische Fundstelle noch eine isoliere Fundstelle zu dieser Zeit 52k ist, wird ein Erreichen mit nautischen Mitteln erwägt. 40000 Jahre wird nun die Nutzung von Pfeil und Bogen nun auch für Europa vordatiert.

Besonders faszinierend ist die Geschichte mit der Feuerstelle, deren Nutzung man auf das Jahr genau datieren kann. 13.04.51373 Neandertaler, 27.03.51372 Homo sapiens sapiens. Unglaublich krass.

Dann noch die Rhone als der erste Limes zwischen den Cousins. Unheimlich.

Liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen

RockandRole

Da hast du mich heute ganz schön beschäftigt mit deinem Post.

Hier ist ein Artikel über diese Spitzen.

https://journals.plos.org/plosone/article/file?id=10.1371/journal.pone.0277444&type=printable
Achtung unbekannte Größe, kann aber nicht viel sein.

Meist zeigt der SFR sorgfältige Präparationsspuren. Das haben Levallois-Spitzen aber ja auch. Im Gegensatz zu L-Spitzen sind diese aber im Gesamten dann schon filigraner.

In der Arbeit wird aber noch eine weiter europäische Fundstelle mit diesen Spitzen gezeigt. Das macht den Landweg wieder wahrscheinlicher. Aber wahrscheinlich ist das, obwohl sensationell, wieder nur die Spitze des Eisbergs. Es bleibt spannend

Liebe Grüße Daniel 
gefährliches Drittelwissen

thovalo

Zitat von: RockandRole in 09. Oktober 2024, 20:08:14Da hast du mich heute ganz schön beschäftigt mit deinem Post.

Hier ist ein Artikel über diese Spitzen.

https://journals.plos.org/plosone/article/file?id=10.1371/journal.pone.0277444&type=printable
Achtung unbekannte Größe, kann aber nicht viel sein.

Meist zeigt der SFR sorgfältige Präparationsspuren. Das haben Levallois-Spitzen aber ja auch. Im Gegensatz zu L-Spitzen sind diese aber im Gesamten dann schon filigraner.

In der Arbeit wird aber noch eine weiter europäische Fundstelle mit diesen Spitzen gezeigt. Das macht den Landweg wieder wahrscheinlicher. Aber wahrscheinlich ist das, obwohl sensationell, wieder nur die Spitze des Eisbergs. Es bleibt spannend

Liebe Grüße Daniel 

Ich denke auch, das ist erst der Beginn einer weiteren langen Forschung zu den dort aufgebrachten Themen und Thesen. Die Frage des Einsatzes der Sptizen als Pfeillbewährungen wurde im Film ja auch experimentalarchäologisch in Angriff genommen. Das kann aber immer nur ein Annäherung sein und ist immer noch von einem klaren Beweis entfernt. Es gab schonmal eine DOKU und ich meine auch bei Arte, in der gleichfalls ein deutlich früherer Gebrauch von Pfeil und Bogen anhand solcher Spitzen angenommen worden war.

Es wurde aber auch gesagt, dass der Gebrauch von Pfeil und Bogen im Norden um etwa 12.000 v. Chr. eingesetzt hat. Der hätte dann sehr spät eingesetzt.


Ein immer wieder interessantes Thema mit vielen Facetten!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Hallo zusammen,

ich fand die Doku auch gut. Oft steht bei derartigen Sendungen ja ein 'reißerisches' Thema 'drüber und am Ende kommt nichts bei 'raus.

Vielen Dank auch für Euere Anmerkungen und Dir, Daniel, für den link. Da kann man sich die Spitzen ja noch einmal in Ruhe betrachten und nachlesen. Wenn Dein Profilbild auftaucht muss ich immer schmunzeln. Das macht gute Laune...
Viele Grüße

Jondalar

RockandRole

Hey Jondolar,

na dann lassen wir es doch noch einmal auftauchen  :zwinker:  ich muss erst einmal die Funde von dieser Woche genauer sichten. Wir waren dieses Jahr zum ersten Mal richtig im Paläolithikum unterwegs. Vielleicht ist noch der ein oder andere Fund für´s Forum dabei.

liebe Grüße Daniel
gefährliches Drittelwissen