AchimT´s Petschaft aus Lüneburg

Begonnen von LITHOS, 07. Juni 2010, 16:19:01

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

LITHOS

Hi,
Vor ein paar Wochen war AchimT mal zu Besuch auf einer unserer Grabungen in Lüneburg und fand doch glatt diese schöne Petschaft im Abraum. Der Topfund dieser Grabung.
Vielen Dank! :super:
Jan

chabbs

#1
Tatsächlich ein schönes Petschaft!

Gehört noch zu den "Normanischen Schilden", auch die Schrift ist schön majuskelich... :zwinker: , aber noch nicht gebrochen oder geschlossen. Also, so rein vom Anschauen her, hätte ich es vielleicht sogar etwas früher eingeordnet. Nicht um 1300, sondern 13. Jahrhundert. Und davon eher so in die Mitte...

Aber wenn man natürlich schon eine Person hat, der man es zuordnen kann, erübrigt sich ja eine weitere Datierung.

Ich habe bei mehreren Typaren beobachten können, dass man dort weit traditionellere Motive und Schriften aufgegriffen hat, als man von der Zeitstellung erwarten dürfte. Vielleicht verband man mit dem "Alten" schon ein höheres Prestige oder eine erhöhte Glaubwürdigkeit.

Man muss trotzdem zu dieser Zeit schon keine ganz bedeutende Persönlichkeit mehr erwarten. Der Ritterstand bediente sich auch der Siegel, auch niedere Drosten und Verwalter (Schulten etc.) besaßen schon ihr eigenes Petschaft. Es gab da keine wirklichen Kontrollinstanzen, die den Siegelgebrauch eingeschränkt hätten. Rein rechtlich konnte jeder Freie ein Sigilum benutzen....



Ich liebe diese Dinger!

steinadler

ich glaube an gott , aber keine bestimmte religion !

schaut mal rein : http://yggdrasil-online.de/cms/

Grafschaft Mark

Chabbs der Petschaft Gott  :super:

Danke für diese Ausführung und Lithos danke fürs zeigen!!!

Tolles stück und super erhalten  :super:

stratocaster

Ich hab das Bild mal gespiegelt und farblich invertiert.
Jetzt kann man die Schrift ganz gut lesen.

Frage an die Experten:
Wann oder unter welchen Umständen ist ein Siegelstempel
rund, mandelförmig oder wie dieser hier schildförmig ?

Die mandelförmigen waren wohl eher der Kirche vorbehalten,
siehe auch hier
http://www.martin-von-tours.de/galerie/siegel/
oder liege ich da verkehrt ?

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

chabbs

#5
Zitat von: stratocaster in 08. Juni 2010, 12:44:28
Ich hab das Bild mal gespiegelt und farblich invertiert.
Jetzt kann man die Schrift ganz gut lesen.

Frage an die Experten:
Wann oder unter welchen Umständen ist ein Siegelstempel
rund, mandelförmig oder wie dieser hier schildförmig ?

Die mandelförmigen waren wohl eher der Kirche vorbehalten,
siehe auch hier
http://www.martin-von-tours.de/galerie/siegel/
oder liege ich da verkehrt ?

Gruß  :winke:

Nein, das hat nichts mit der Funktion zu tun. Das oben ist kein mandelförmiges Petschaft! Es ist an die normannischen Schilde angelehnt. Diese werden stilistisch in die Zeit vor dem 13. Jhdt. eingereiht.

ZitatDer Schild ist der wichtigste Bestandteil des Wappens. Wechselt seine Form im Laufe der Geschichte von dem so genannten normannischen Schild über die Dreiecksform, den tartschenförmigen Schild und die barocke Kartusche zu dem heute üblichen, unten halbkreisförmigen Rundschild, der sich für die Aufnahme komplizierter und gegliederter Wappenbilder besonders eignet.

Später danach tauchen verstärkt Rundsiegel mit Perlkranz auf, es halten sich die Wappen in Schildform aller möglichen Typen dann aber eben auch innerhalb der runden Typare.

Die "mandelförmigen" Petschaften sind eher der Mode geschuldet... ich kann gerne noch mal in der Literatur nachschlagen, aber eine besondere Funktion hatten die nicht.

Es scheint mir einfach nur ein Zeichen zu sein, dass es einfach niemals zu einer Vereinheitlichung oder Strukturierung des Siegelgebrauchs gekommen ist. Man war in Gestaltung, Gebrauch und Typarwechsel (!) viel freier, als man vermuten würde. Es gab einfach keine verbindlichen Regeln, außer denen der Heraldik. Und selbst da wurden oft Fehler gemacht...