Bernstorf-Schatz in Bayern soll Fälschung sein

Begonnen von RonnyNisz, 24. Oktober 2014, 11:32:22

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Ringgeist

Zitat von: stratocaster in 22. Dezember 2016, 22:06:25
Da ist wohl etwas aus den vorläufigen Aussagen der BAM fehl-interpretiert worden
Man erinnere sich auch hieran:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/kranzberg-triumph-fuer-manfred-moosauer-1.2983018

ZitatKrause ging auch kurz auf die Prüfung des Goldes durch die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung ein, deren Analysen ebenfalls erst im Herbst veröffentlicht werden sollen. Sie bestätigten frühere Messungen in München und Frankfurt, bei denen einige wenige, heterogen verteilte Spurenelemente nachgewiesen worden seien - laut Krause ein Beweis, dass es kein modernes Industriegold ist.
Im Paper stehts genau umgekehrt, man konnte den Frankfurter Kram nich reproduzieren und bestimmte Eigenschaften der Heterogenität (z.B. bezüglich Abkühlmerkmale im Kristallisationsmuster) konnten als Indikator für altes Gold widerlegt werden.

Ringgeist

Hat schon jemand die neuste Ausgabe von Archäologie in Deutschland? Die Vorschau verspricht ja wiedermal lustiges:
https://www.aid-magazin.de/zeitschrift/einzelhefte-archiv/jahrgang-2017/heft-12017/brennpunkt/brennpunkt-goldfund-bernstorf.html
ZitatSicher kein modernes Gold! – die Kontroverse um »Bernstorf«
Text: Rupert Gebhard / Rüdiger Krause
Über die große bronzezeitliche Befestigung von Bernstorf beim oberbayerischen Kranzberg und die dort gemachten Gold- und Bernsteinfunde haben wir in der AiD mehrfach berichtet. Zuletzt in unserer Ausgabe 3/2016 mit einem Meinungsbild von Professor Dr. Ernst Pernicka vom Curt-Engelhorn-Zentrum für Archäometrie in Mannheim, der in seinem Beitrag erhebliche Zweifel an der Echtheit der Bernstorf-Funde anmeldete. Professor Dr. Rüdiger Krause von der Goethe-Universität Frankfurt, der über Jahre die Grabungen am Fundort geleitet hat, und Professor Dr. Rupert Gebhard, Leiter der Archäologischen Staatssammlung München, haben zusammen mit anderen Spezialisten eine umfassende wissenschaftliche Aufarbeitung der Bernstorf-Funde abgeschlossen. Die Ergebnisse wurden in einer umfangreichen Monografie im Dezember 2016 vorgelegt. Wir haben nun beide gebeten, ein Statement zur Einschätzung von E. Pernicka abzugeben, denn unsere Leser sollten bei einer so interessanten und spannenden Materie keinesfalls ein einseitiges Bild bekommen (...)
Den ausführlichen Originalbeitrag finden Sie in Heft 1 / 2017.

Ringgeist

#152
Heute war scheints die Vorstellung des Buches über Bernstorf (sollte ja schon am 23.12 sein, glaub ich) von Krause und Gebhard. Soweit ich weiß, wurde das Landesamt für Denkmalpflege NICHT eingeladen.
Der Spiegel berichtet über den Inhalt des Werkes:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/muenchen-archaeologen-halten-bernstorfer-goldschmuck-fuer-echt-a-1128637.html

EDIT: Grad was kurioses entdeckt:
https://www.merkur.de/lokales/dachau/landkreis/schaetze-suchende-landplage-560859.html
Aus dem Artikel:
ZitatEbenso zählt der Fund einer ,,Villa Rustica" bei Fahrenzhausen zu den Verdiensten der beiden (Moosauer und Bachmaier).
Das is ne glatte Lüge :wuetend:


EDIT2: Nochmal was zur Publikation von Krause und Gebhard:
http://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/3400-jahre-altes-gold-von-bernstorf-keine-faelschung/
ZitatDie Vorwürfe, bei den in Bernstorf gefundenen Goldbleche und den mit Ritzungen versehenen Bernsteine handele es sich um Fälschungen, waren insbesondere in den vergangenen zwei Jahren durch den Chemiker E. Pernicka vom Curt-Engelhorn Zentrum für Archäometrie in Mannheim vehement verfochten und zuletzt sogar mit unkritisch verwendeten und falschen Fakten belegt worden.
Ach du heiliger Bimmbamm, da haben se jetz aber n ganzes Fass mit Würmern aufgemacht :staun: :staun: :staun:

Merowech

Zitat von: Ringgeist in 09. Januar 2017, 14:05:36
Heute war scheints die Vorstellung des Buches über Bernstorf (sollte ja schon am 23.12 sein, glaub ich) von Krause und Gebhard. Soweit ich weiß, wurde das Landesamt für Denkmalpflege NICHT eingeladen.
Der Spiegel berichtet über den Inhalt des Werkes:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/muenchen-archaeologen-halten-bernstorfer-goldschmuck-fuer-echt-a-1128637.html

EDIT: Grad was kurioses entdeckt:
https://www.merkur.de/lokales/dachau/landkreis/schaetze-suchende-landplage-560859.html
Aus dem Artikel:Das is ne glatte Lüge :wuetend:


EDIT2: Nochmal was zur Publikation von Krause und Gebhard:
http://aktuelles.uni-frankfurt.de/forschung/3400-jahre-altes-gold-von-bernstorf-keine-faelschung/Ach du heiliger Bimmbamm, da haben se jetz aber n ganzes Fass mit Würmern aufgemacht :staun: :staun: :staun:



Ja wie jetzt ?......Archäologe oder (  der Internist Manfred Moosauer  ) ?? :kopfkratz:
Grüße    MICHA   Und nutze den Tag - na ja ? - die Nacht auch !  :zwinker:

stratocaster

Wenn man sich die Mitautoren des neuen Buches ansieht,
dann fehlen da die Namen Pernicka (Mannheim) und Radtke (BAM Berlin),
die beide mit unterschiedlichen Methoden eine Reinheit des Goldes von 99,99% gemessen haben,
wie es in der Natur nicht vorkommt und auch nicht mittels Zementation erreicht werden kann.
Das passt den Autoren natürlich nicht ins gewollte Weltbild.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Ringgeist

#155
So, Gebhard hat den zusammenfassenden Teil des Buches rausgehauen:
https://www.academia.edu/30830554/R._Gebhard_R._Krause_Bernstorf_-_Arch%C3%A4ologisch-naturwissenschaftliche_Analysen_der_Gold-_und_Bernsteinfunde_vom_Bernstorfer_Berg_bei_Kranzberg_Oberbayern

Leider is nix belegt. Erwin Neumair wird angeprangert (und grundsätzlich falsch geschrieben). Günther Knoll von der SZ wird verdächtigt sich persönlich beeinflussen zu lassen. Pernickas Methoden werden als unschlüssig dargestellt. Fälschungsverdacht wird umrissen, aber auch nur halbärschig. Pernickas Veröffentlichungen werden außerdem als suggestiv bezeichnet:
"Als  Chemiker  will  Pernicka  glauben  machen, dass die Läuterung des Goldes bestimmten Grenzwerten unterliege. "

Also viel Geweine aber nix handfestes. Schade.

stratocaster

Der Bericht von Radtke (BAM) ist doch drin.
Hatte ich irgendwie übersehen.

Gruß  :winke:
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mc.leahcim

Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

DMarkcollector

Hi,
Ich habe neulich 120 Jahre alten Bernstein in der Hand gehabt. Der war dunkel rot und schon mit dünnen rissen durchzogen.
2400 Jahre im Mutterboden, da ist kein Bernstein mehr schön gelb.
Grüße Jens

Furchenhäschen


sauhund

 :narr: Also gelb ist das Collier nun wirklich nicht...

Ringgeist

Zitat von: sauhund in 12. Januar 2017, 00:01:57
:narr: Also gelb ist das Collier nun wirklich nicht...
Tatsache, es ist gebräunt. Gebhard oder Krause haben auch irgendwo erwähnt, dass der Bernstorfer Bernstein seit längerem in Wasser (oder ne trickreiche Lösung?) gelagert wird, weil man nach einiger Zeit der Aufbewahrung Oberflächenveränderungen bemerkt hat (ich vermute am Siegel, denn das Gesicht war ja schon immer dunkel).
Wollte man das weiterspinnen könnte man z.B. behaupten, dass es daran liegt, dass das Siegel frisch poliert war und dann erst wieder nachoxidiert (gemeint ist Elektronenabgabe, nicht zwingend Reaktion mit Sauerstoff) ist. Aber ich müsste mich da wohl erstmal in Literatur für Bernsteinpflege reinlesen.

woodl

Servas zusammen !
Einige Anmerkungen zum Bernstein : Er ist chemisch und physikalisch keinesfalls homogen, sondern besteht aus einer Vielzahl verschiedener Verbindungen von Kohlenstoff mit Wasserstoff,
Sauerstoff und ein wenig Schwefel. Im Wasser ist er absolut unlöslich. Im Wasser und in wassergesättigten Gesteinsschichten überdauert Bernstein geologische Zeiträume - Millionen von Jahren.
Gruß woodl

Ringgeist

Zitat von: woodl in 12. Januar 2017, 11:05:30
Servas zusammen !
Einige Anmerkungen zum Bernstein : Er ist chemisch und physikalisch keinesfalls homogen, sondern besteht aus einer Vielzahl verschiedener Verbindungen von Kohlenstoff mit Wasserstoff,
Sauerstoff und ein wenig Schwefel. Im Wasser ist er absolut unlöslich. Im Wasser und in wassergesättigten Gesteinsschichten überdauert Bernstein geologische Zeiträume - Millionen von Jahren.
Gruß woodl

Aber knapp unter der Oberfläche auf nem Hügel? Da sollte der schon etwas angegriffen sein.

Wie dem auch sei. Ich bin mal Zeitungsberichte und persönliche Notizen durchgegangen und hab ne liste erstellt was denn so an Geldern geflossen, veranschlagt, geplant und gefordert wurde:

08.11.1995 1.500DM Sparkasse
08.11.1995 4.000DM Kranzberg
25.02.1997 4.000DM Kranzberg
08.03.2000 5.000€ Kranzberg
31.12.2006 3.000€ Allershausen
09.05.2007 1.000€ Fahrenzhausen
30.04.2007 1.000€ Rieger (welche Firma?)
31.12.2007 3.000€ Allershausen
29.05.2008 20.000€ Kranzberg
23.12.2008 20.000€ Landesstiftung
26.10.2010 -400.000€ Museum (kummulativ)
18.06.2010 70.000€ Sparkasse und Bezirk (kummulativ)
03.10.2010 90.000€ jährlich Ministerium (kam das dann auch so?)
09.04.2011 200.000 gebraucht
24.03.2011 200.000€ gebraucht
29.11.2011 200.000€ gebraucht
25.05.2011 300.000€ gebraucht (Umbau)
27.10.2011 750.000€ Kreisrat (Ausgang?)
18.02.2012 -350.000 Museum (kummulativ, 50.000 weniger als vorher???)
17.02.2012 50.000€ Kreisausschuss
04.03.2012 50.000€ Kreisausschuss (nochmal oder Doppelnennung?)
24.01.2013 -250.000€ Museum (wieder weniger?)
08.08.2013 10.200€ Audi
28.02.2013 15.000€ Flughafen
27.06.2013 2.000€ Allershausen
19.04.2013 250.000€ gebraucht (für Brücke)
02.12.2013 280.000€ Auftrag and Arctron
01.03.2013 340.000€ gebraucht
24.01.2013 350.000€ gebraucht
28.02.2013 4.000€ Flughafen (unbekannt wann)
01.01.2013 415.000€ geplant Kranzberg
24.01.2013 600.000€ gesamt gebraucht
29.03.2014 130.000€ geplant Spenden (also nurnoch 136.000€ Kranzberg)
29.03.2014 230.000€ geplant Kranzberg (gesamt)
29.03.2014 266.000€ geplant Kranzberg
11.03.2014 50.000€ Kranzberg
29.03.2014 630.000€ erwartet Museum (gesamt)


Hab sicherlich noch vieles übersehen.

DMarkcollector

Hi,
Ich hatte gerade einen langen Text zu den Bernstein geschrieben, aber irgendwie kommt mir das alles sehr spanisch vor. Darum hab ich ihn wieder gelöscht. Ich sammel seid 20 Jahren Bernstein und hab schon viel gesehen und gefunden, auch eine kleine bronzezeitlichen Schmuckperle aus Bernstein.
Alle Bodenfunde von Bernstein in Deutschland die ich kenne sind sind rötlich bis bräunlich verwittert. Die meisten werden durch aufwendige Präparation stabilisiert um sie überhaupt ausstellen zu können. Selbst in einer Lehmpackung dürfte der Bernstein nicht mehr so frisch aussehen wie das "Siegel"

Aber mal eine andere Frage, ich weiß nicht wie weit Ihr darin vertieft seid, aber an den Messstellen für Radioaktivität im Elbewasser in Cuxhaven besteht die Abschirmung aus Stahlblöcken die aus den deutschen Schiffswracks von Scapa Flow geschnitten wurden, da sie vor der ersten Atombombe usw. geschmiedet/gegossen wurden, und somit deutlich weniger Radioaktive Partikel enthalten. Dadurch können die Messungen präziser gemacht werden. Diese Partikel sind in der Atmosphäre allgegenwärtig und fein verteilt. Bei jedem umformen von Metall, durch hämmern oder schmelzen gelangen winzige Mengen dieser Partikel ins Metall. Die Mengen sind sehr sehr gering, aber nachweißbar.
Wenn es sich um Gold handelt das zuletzt in Atomzeitalter umgeformt worden ist, muss diese Gold eine minimal höhere Radioaktivität aufweisen als ein vergleichbar altes authentisches Objekt das bei offiziellen Grabungen zutage kam.   :kopfkratz:  denke ich...

Grüße Jens

stratocaster

Als ehemaliger Strahlenschutzbeauftragter stecke ich schon in dieser Materie drin.
Das ist ein interessanter Ansatz.
Muss mal in Ruhe darüber nachdenken.
Der Stahl von Schlachtschiffen, die im WK1 gesunken sind, ist für solche Zwecke
als Abschirmmaterial wohl sehr gesucht.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Furchenhäschen

Zitat von: sauhund in 12. Januar 2017, 00:01:57
:narr: Also gelb ist das Collier nun wirklich nicht...

das hat auch kein Mensch hier behauptet!  :narr:

Wenn man z.B. das Collier betrachtet stellt man fest, dass der Bernstein in sehr unterschiedlichen Farbnuancen verarbeitet wurde , von Orange bis dunkelbraun.
Die hellere und  transparente Beschaffenheit entsteht ja erst nach dem Anschliff bzw. polieren.
:winke:

Steinkopf

#168
Bernstein von Ost- und Nordseeküsten kann sehr unterschiedlich sein.
Bekannt ist er als gold-gelb transparenter Blickfänger.
Er kommt aber auch in Brauntönen, unscheinbar grau und undurchsichtig vor.
Sogar 'Milchbernstein', eine weiße Varietät gibt es.

Es kommt wohl auf die Bodenchemie an, ob und wie die Oberfläche sich verändert.
In Museumsausstellungen habe ich auch schon alte Bernsteinfunde gesehen, die so
unansehlich dunkel verwittert waren, dass ich diese nicht erkannt hätte.

In den Gebieten der Landhebung im Norden Jütlands taucht er nach dem Pflügen
auf den ehemaligen Strandgebieten auf.

Ein Großteil des heute feilgebotenen Bernsteins stammt als Pressbernstein oder Kunststofffake
aus den Gebieten der EU-Osterweiterung. Teilweise auch so gut gemacht, dass Bernsteinpulver
mit verarbeitet wurde und die Oberfläche den Test mit der heißen Nadel übersteht.

Zum Thema der Echtheit des Bernstorf-Goldes habe ich heute in der neuen Archäologie in Deutschland einen Artikel gefunden:
"Sicher kein modernes Gold!..."

LG

Jan

Ringgeist

#169
Zitat von: Steinkopf in 12. Januar 2017, 18:08:43
Zum Thema der Echtheit des Bernstorf-Goldes habe ich heute in der neuen Archäologie in Deutschland einen Artikel gefunden:
"Sicher kein modernes Gold!..."
Letztlich nur ne Kurzversion hiervon:
https://www.academia.edu/30830554/R._Gebhard_R._Krause_Bernstorf_-_Arch%C3%A4ologisch-naturwissenschaftliche_Analysen_der_Gold-_und_Bernsteinfunde_vom_Bernstorfer_Berg_bei_Kranzberg_Oberbayern

Grad fällt mir auf: In einem Pamphlet der Staatssammlung steht, dass der Goldschatz 140g wiegt. Das sind bis auf drei Nachkommastellen genau 4,5 Feinunzen. EDIT: Das Gold wiegt nur 110,7g wenn man die Werte aus der Erstveröffentlichung zusammenzählt (was auch zu den "nur etwas mehr als 110g" von Helmut Zellers Zeitungsartikel passt. Warum Gebhard dann in "Zwei Goldornate der Bronezeit" (2003) schreibt es wären 140g, ist mir schleierhaft.)

Ringgeist

#170
Helmut Zeller bringt wie immer Comedy-Gold:
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/haimhausen-wenn-hobby-archaeologen-goldrichtig-liegen-1.3332430

EDIT: Im obigen Post zum Geld hab ich versehentlich 750.000 (Kreisrat) geschrieben. Sollte aber 75.000 heißen. kanns nur nichtmehr editieren.

Ringgeist

Vermutlich den meisten schon bekannt, aber hier nochmal der Vollständigkeit halber. Die FAZ hat auch einen Artikel zum Buch, lässt aber beide Seiten zu Wort kommen:
http://www.faz.net/aktuell/wissen/archaeologie-altertum/bernstorfer-goldfund-bleibt-unter-faelschungsverdacht-14650115.html

Aus dem Nähkästchen:
Das Ende schwingt etwas um. Ich persönlich glaube nicht, dass der Fälscher ein "Meister" war (falls es denn einen Fälscher gab):
Es scheint eher so zu sein, dass (im Fall einer Fälschung) sich der/die jenige 2,5cm breite Goldblechstreifen gekauft hat (die vermeintlich aus der Bronzezeit waren?). Dann hat er/sie diese mit simplen Werkzeugen, z.B. Silex bearbeitet (siehe auch Erstveröffentlichung) und in Bernstorf eingebracht. Es wurden keinerlei Schmiedetechniken verwendet. Die Bleche wurden scheints nicht nennenswert gehämmert, gewalzt, gelötet, geschmolzen, hitzeverformt oder sonst was (nachdem sie bereits zu 2,5cm streifen gschnitten waren). Sie wurden nur geschnitten, geritzt, gestempelt, gedrückt, gebogen und geknickt.
Solche Arbeiten haben wir in der 6ten Klasse in Kunst gemacht. Dazu haben wir Kupferblech(?) auf Pappe geklebt und dann mit Werkzeugen geringer Härte in Form gedrückt (ich glaube mit dem Holzende von einem Pinsel. Der Typ von Kust-und-Krempel schlägt eine umgedrehte Wäscheklammer vor). So haben wir damals übergroße griechische Münzen gebastelt.

Was die Bernsteine angeht: Ich hab ein bisschen in piktographischen Darstellungen aus Mykene gestöbert und konnte kein Bild finden, bei dem die Augenbrauen in einem Zug mit der Nase gemalt sind wie auf dem Bernstein mit Gesicht. Ausnahme sind die diversen Totenmasken von dort, aber die waren ja schon Jahrhunderte verbuddelt als der Bernstein gemacht worden sein soll, und sind außerdem plastisch und nicht gemalt. Daher die Frage: Kennt jemand solche Bilder?

Ringgeist

Wer sich mit dem neuen Buch über Bernstorf auseinandergesetzt hat, der wird vermutlich nur Gebhards kostenlosen Auszug gelesen haben:
https://www.academia.edu/30830554/R._Gebhard_R._Krause_Bernstorf_-_Arch%C3%A4ologisch-naturwissenschaftliche_Analysen_der_Gold-_und_Bernsteinfunde_vom_Bernstorfer_Berg_bei_Kranzberg_Oberbayern

Der Beitrag vom Landesamt für Denkmalpflege hingegen dürfte bisher weniger bekannt sein und bietet Einblicke, die bisher nur in Gerüchten angedeutet wurden:
Zitat,,Am 21.08.1998 trafen sich bei den [...] Baumstümpfen
die Damen und Herren Gebhard, Lorentzen,
Wührer und Uenze von der Prähistorischen
Staatssammlung und vom Landesamt für
Denkmalpflege der Verfasser [Martin Pietsch,
C. R.]. Als ein mit der Metallsonde erfahrener
Mitarbeiter der Fa. Planum war vom Landesamt
für Denkmalpflege Herr Wolfgang Buchner beauftragt
worden. [...] Gegen
11 Uhr erschien Moosauer und kündigte für die
nächste halbe Stunde eine Bekannte an, ,,von
der er sagte – sinngemäß – sie habe hellseherische
Fähigkeiten." Angekommen habe sie gesagt,
,,sie habe das Gefühl, es sei noch etwas zu
finden und zeigte auf eine Stelle etwa 5 Meter
entfernt von der ersten Fundstelle am Rand der
angehäuften Baumstümpfe. Innerhalb kürzester
Zeit, etwa eine halbe Minute konnte dann
exakt an dieser Stelle ein weiteres Goldblech
gefunden werden.

In Gebhards 1999er Veröffentlichung zum Goldfund beschreibt er als Augenzeuge und auch maßgeblicher Bewerter der Fundumstände für den späteren Ankauf des Goldes, den Zwischenfall so:
ZitatBei einer [...] Nachuntersuchung am 21.8.1998 wurden zunächst die direkt anschließenden Baumstümpfe entfernt. Dabei wurden zwei weitere Objekte sichergestellt.
https://www.academia.edu/3098750/Der_Goldfund_von_Bernstorf

Wohl auf dieser Grundlage schickte Dr. Wanscher vom Ministerialrat auf Anweisung von Staatsminister Zehetmair im Juli 1999 einen Brief an ein paar Fachkollegen, mit den Worten
ZitatZu den [...] angesprochenen Fundumständen muss betont werden, dass unmittelbar nach Entdeckung der ersten Fundstücke durch Herrn Dr. Moosauer die Prähistorische Staatssammlung verständigt wurde. Die Nachuntersuchung wurde sachgerecht unter Beteiligung des Landesamtes für Denkmalpflege durchgeführt.

Man langt sich ans Hirn :nono:


stratocaster

Zitat von: Auricular in 21. Januar 2017, 21:55:00
https://m.kurier.at/wissen/forscherstreit-rund-um-einen-bronzezeit-schatz/241.940.504

Da ist von einer neuen Veröffentlichung die Rede, die dann aber nicht genannt wird  :nixweiss:
Oder habe ich etwas überlesen?

Die Sache mit der Tannennadel und der C14 Analyse ist neu für mich.

Gruß  :winke:
Das Sucherforum dankt all denen,
die zum Thema nichts beitragen konnten
und dennoch geschwiegen haben !

Ringgeist

#175
Zitat von: stratocaster in 22. Januar 2017, 10:38:54
Da ist von einer neuen Veröffentlichung die Rede, die dann aber nicht genannt wird  :nixweiss:
Oder habe ich etwas überlesen?

Die Sache mit der Tannennadel und der C14 Analyse ist neu für mich.

Gruß  :winke:

Tannennadel bringt Pernicka schon lange als Argument.
Die Veröffentlichung ist für dieses oder nächstes Jahr geplant (soweit ich weiß). Man arbeitet da wohl an was größerem. Auch im Interview mit der Münchner Abendzeitung hat Pernicka sowas erwähnt. Man darf also gespannt sein.

EDIT: Hab grad den neusten Artikel von Helmut Zeller nochmal überflogen. Ich spei rote Würmer...
ZitatEin Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege etwa faselt in einem Aktenvermerk davon, dass Manfred Moosauer Anfang 2000 mit einer Hellseherin im Amt aufgetaucht sein soll.
http://www.sueddeutsche.de/muenchen/dachau/haimhausen-wenn-hobby-archaeologen-goldrichtig-liegen-1.3332430
Der Helmut Zeller hat echt n Rad ab, wen man sich mal seine Artikel über Moosauer anschaut...
Zeller hat offensichtlich das Buch nicht gelesen. der "Mitarbeiter", Dr. Pietsch spricht in dem Aktenvermerkt davon, dass Moosauer 1998 mehrere Zeugen zu einer Begehung von Bernstorf mit einer Hellseherin mitgenommen hat. Weder 2000, noch im Amt.

Ringgeist

#176
Hinter den Kulissen passiert wiedermal viel. Medien bereiten breite Berichte vor, ich arbeite dran einen alten Beitrag vom BR zu digitalisieren (mir fehlt nurnoch ein Adapter), Akten aus den 50ern, 70ern und 90ern konnte ich auch auftreiben. Außerdem hab ich dem Wikipedia-Artikel zum Museum eine bessere Liste von Spendern hinzugefügt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bronzezeit_Bayern_Museum#Finanzierung
Vorher war das ja etwas dünn
ZitatDie Einrichtung und Ausstattung des Museum wurde finanziell unterstützt von der Gemeinde Kranzberg, der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, der Sparkasse und der Sparkassenstiftung, der Volksbank Raiffeisenbank Dachau e.G., vom Automobilhersteller Audi und dem Flughafen München. Der Flughafen München stellt auch Ausstellungsvitrinen im Flughafengebäude zur Verfügung.
Statt diesen 7 Spendern, sind es tatsächlich mindestens 43, vermutlich sogar mehr.

Ich habe jetzt Moosauers 2005er Buch über Bernstorf und es ist... seltsam.

Das Zitat
ZitatEs geht eine Sage, dass zwischen Tünzhausen, Bernstorf und Kranzberg eine versunkene Stadt liegt.
Schreibt Moosauer Josef Wenzl 1904 zu. Tatsächlich erwähnt er die Sage in seinem Tagebuch aber nur 1905, im Bezug auf einen Beitrag von 1893, der wiederum wohl nur ein Nachdruch des Grassinger Buchs von 1866 ist, das Moosauer wiederum auf 1864 datiert (er hat wohl seine eigene Handschrift nichtmehr richtig lesen können, denn das Buch ist wirklich auf 1866, genauer sogar "1866-1867" datiert).
Grassingers Zitat habe ich zwar schonmal gepostet, aber der Vollständigkeit halber nochmal:
ZitatZu Tünzhausen dagegen begegnet uns die Sage, daß zwischen hier und Kranzberg eine Stadt gestanden sein soll, und sind auch in dem Walde rechts von Tünzhausen gegen den alten Sitz Bernstorf zu wirklich Mauerwerke und Gewölbe im Wald bedeckt gefunden, denselben ist aber nicht weiter nachgegangen worden.

In Josef Wenzls Tagebuch steht am 28. August 1905 (Moosauer hält den Eintrag fälschlicherweise für den 12. Juli 1905, zeigt doch ein Pfeil von dem Absatz hinüber zur Seite mit dem 28. August 1905, um die Zugehörigkeit zu zeigen) zum Thema der Sage:
ZitatDiese Vorkommnisse sind offenbar gemeint in den Nachrichten (vgl. Prechtl "Die Furt Allershausen" usw.), wenn von der Stadt zwischen Kranzberg, Bernstorf und Tünzhausen die Rede ist. (J. B. Prechtl, Beitrag zur Geschichte Kranzbergs, im Sammelblatt des Historischen Vereins 3. Jahrgang, 1893)

Mit anderen Worten:
1864 ist vermutlich Fehlbuchung, es müsste 1866 heißen.
Das Zitat "Es geht eine Sage..." ist wohl frei erfunden. Zumindest konnte ich es in keiner der Originalquellen finden.

Ringgeist

Hab ein neues altes Video auf youtube hochgeladen. Leider ist die Qualität stellenweise sehr schlecht.

Ringgeist

Ich wühle mich unterdessen durch allerlei Quellen. Beim Lesen des Bernstorf Buchs (zweite Auflage von 2005) ist mir was kurioses aufgefallen:
Die spektakulären Funde wurden ja beim Durchwühlen von Abraum gemacht. Zum Teil sogar nach starken Regenfällen, wos also matschig war.

Das soll jetzt keine Verschwörungstheorie sein, aber ich war ja selbst schonmal Ausgraben. Zum Vergleich reicht auch Gartenarbeit.
Warum haben die nahezu blitzsaubere Hände? (Vor allem Moosauer auf dem Bild mit dem Bernstein)
http://imgur.com/a/p7Gcn
http://imgur.com/a/whLuB

Ich erinnere mich, dass wir uns nach Ausgrabungen immer erstmal ewig an einem mitgebrachten Wassertank die Hände und Teil Arme waschen mussten um uns überhaupt ins Auto zu trauen.

Ringgeist

Zeitspringer hat einen neuen Blog-Eintrag zum Theme Bernstorf verfasst:
http://zeitspringer.blogspot.de/2017/02/bernstorf-in-der-nachsten-runde.html

Er geht dabei auch auf die lustlos und unprofessionell gemachten Netzauftritte von Bronzezeitmuseum und Staatssammlung ein.

Inzwischen ist mir aufgefallen, dass Traudl im Bernstorf-Buch zwar als Autorin genannt wird, im ganzen Buch gibt es von ihr aber nur ein Foto: nämlich das obige von ihrer Hand. Sonst tritt sie fast nurnoch als Kaffee-Serviererin in Erscheinung (Seite 47: "Traudls Stehcafé neben der Feuerstelle"). Moosauer selbst ist auf mindestens vier Fotos (wobei eines das Hand-Bild vom obigen Post ist).