Unterstützung gegen Überbauung röm. Vicus in Burladingen

Begonnen von jansonde, 08. März 2012, 19:01:39

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jansonde

Hallo zusammen,

am 03.03.2012 erschien in der Südwest Presse folgender Artikel:

Burladingen. Gewerbe hat Vorrang vor dem römischen Erbe. Wenn das Burladinger Baugebiet Kleineschle gen Westen ausgedehnt wird, ist das römische Vicus, das unter den Wiesen schlummert, endgültig verloren.

zum Komletten Artikel:
http://www.swp.de/hechingen/lokales/burladingen/Gewerbe-statt-Roemererbe%3Bart5604,1361981


aktion archäologie bezieht dazu wie folgt gegenüber der Stadtverwaltung und der Presse Stellung:

Wirtschaft contra Kultur?

Wir denken hier zeigt sich ein sehr kurzfristiges Denken.
In der finalen und unwiederbringlichen Zerstörung nach vorher nur notdürftigen Bestandsaufnahme des kulturellen Erbes, hier einer ausgedehnten römischen Siedlung,werden die Spuren der Geschichte unwiederbringlich aus unserem Erlebnisbereich getilgt.

Was uns noch unverständlicher ist: entsprechende Ausweichfächen für eine gewerbliche Nutzung sind mit einer Fäche von 17 Hektar vorhanden!

Selbst wenn die Zeugnisse unserer Geschichte keinen Stellenwert im Bewusstsein einiger Entscheidungsträger haben, so muss man doch zumindest auch einmal einen Blick auf den Standort- und Wirtschaftsfaktor der Regionalgeschichte werfen.
Diese Bedeutung haben selbst unsere EU Politiker in den Fokus der Regionalförderung bei der Unterstützung und Erschließung geschichtlicher Zeugnisse zur Förderung beachtet und erhebliche Mittel bereit gestellt.
In den vergangenen Jahren haben sich kulturelle Stätten, besonders Zeugnisse der kulturellen Geschichte als wichtige Standortfaktoren zur Ankurbelung der regionalen Wirtschaft erwiesen.

Bei dem in diesem Artikel vorgestellten Ausdehnung der Anlage, sollte man
hier von einer vielschichtigen Quelle für die wissenschaftliche Forschung und von einem sehr interessanten touristischen Ziel ausgehen können.

Mit dem von der Rom-Expertin Dr. Brigitte Holzhauer vorgestellten Begriff einer Via Appia antica Burladingen wäre schon einmal der Grundstein für eine erfolgreichen Vermarktung gelegt.

Aber wie so oft sieht man in den politischen Gremien zuerst die Kostenhürde. Wir als private Organisation im Bereich der Erforschung der geschichtlichen Hinterlassenschaften, deren Bewahrung und Vermittlung, bieten wir hier gerne unsere Unterstützung an um die Schaffung einer geeigneten Struktur auf privater Initiative zu starten und die laufenden Arbeiten zu koordinieren.

Welche Erschließung für die wirtschaftliche Stärkung der Region nachhaltiger ist... muss an dieser Stelle nicht betont werden, da dies im Hinblick auf alle Belange offensichtlich ist.
Also sollte der Geschichte hier auch der entsprechende Vorrang eingeräumt werden.

Kultur ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor!

Wir möchten Sie bitte die Beschlussfassung nochmals zu überdenken!

Glenn Dedeke
Geschäftsführer
aktion archäologie
Verband zur Erforschung, Dokumentation und Erhaltung des geschichtlichen Erbes
www.aktion-archäologie.de

Wir würden uns über Unterstützung in Form von weiteren Leserbriefen an dieses Presseorgan sehr freuen.

Jøran-Njål

Hallo,

diesen Fall beobachte ich auch schon etwas længer.
Hat die Stadtverwaltung / Presse-Stelle eine Antwort geschrieben?

Gruss aus dem Wikingerland

Jøran-Njål
Der Raubgräberterminator meint: Freiheit für legalle Sondengänger und Archäologen. Nieder mit der Deutschen Sondengänger Union! Vertraut ihnen nicht!

jansonde

Hallo,

NEIN, die Stadt scheint mehr an einer kurzfristigen Entwicklung der Wirtschaft als an einer nachhaltigen Förderung von Geschichte, Kultur und Tourismus interessiert zu sein.

:besorgt:

Daniel

Habe im Frühjahr über diesen Fall einmal mit einem Archäologen vom Denkmalamt in Stuttgart gesprochen und ihm sogar den ausgedruckten Zeitungsartikel gezeigt.
Er meinte damals,der Fall sei dem Amt durchaus bekannt aber sie hätten keine Leute,keine Zeit und vor allem kein Geld für eine gezielte Ausgrabung.
(Kack-Sparmaßnahmen!)
Hier werden wohl letztendlich die Interessen der Wirtschaft siegen und die regionale Geschichte bleibt auf der Strecke!
Spalttabletten, meine Dame, sind bekömmlich und gesund.
Doch verwirrend ist der Name, sie gehören in den Mund.

Jøran-Njål

Ja, wobei der Unmut darüber in der dortigen Bevølkerung angestiegen ist.
Ich habe zwar eine Antwort mit Begründung erhalten, leider erhielt es auch
einen Sperrvermerk. Zumindest tut sich das etwas und erst mal soll dort
nicht gebaut werden.


Gruß aus dem Wikingerland

Jøran-Njål
Der Raubgräberterminator meint: Freiheit für legalle Sondengänger und Archäologen. Nieder mit der Deutschen Sondengänger Union! Vertraut ihnen nicht!

jansonde

Was darf ich unter "erhielt ich einen Sperrvermerk" verstehn?

Wer hat Dich für was gesperrt?

Jøran-Njål

Nun, in diesem Fall ist noch nicht wirklich alles geklärt und daher wird
dort auch noch nicht gebaut.

Warum dort gebaut werden soll, warum dort keine Grabung bisher geplant war, etc.
wurde mir per Schriftform mitgeteilt. Damit ich das nicht veröffentliche, wurde ich darauf
hingewiesen, dass es sich um "Vertrauliche Information" handelt.
Daher erhielt es von mir einen Sperrvermerk, da ich mich immer daran halte.

Ich hatte die Hoffnung gehabt, dass Du, bzw. Euer Verein (?) eine
öffentliche Pressemitteilung erhalten habt, aber ist ja leider nicht der Fall.

Gruß aus dem Wikingerland

Jøran-Njål
Der Raubgräberterminator meint: Freiheit für legalle Sondengänger und Archäologen. Nieder mit der Deutschen Sondengänger Union! Vertraut ihnen nicht!

jansonde

Das ist ja seeeehr geheimnisvoll.

Eine neue Form der Öffentlichkeitsarbeit der Verwaltung?

Furchenhäschen

#8
Zitat von: Jøran-Njål in 31. August 2012, 22:34:41
Nun, in diesem Fall ist noch nicht wirklich alles geklärt und daher wird
dort auch noch nicht gebaut.

Warum dort gebaut werden soll, warum dort keine Grabung bisher geplant war, etc.
wurde mir per Schriftform mitgeteilt. Damit ich das nicht veröffentliche, wurde ich darauf
Gruß aus dem Wikingerland

Jøran-Njål

Hallo,
weshalb dort gebaut werden soll, steht doch schon seit Ewigkeiten im Netz, auch im Handbuch der Stadtverwaltung (übrigens öffentlich gemacht)
Da darf man heute nicht so überrascht sein!
Lest mal bitte die Seite 47 im Link der Stadtverwaltung Burladingen, ein sogenannter Massnahmenkatalog, wohl auch noch EU-gefördert im Kulturprogramm der Stadt wird auch ein Engagemant für die Römer und Keltenfunde aufgeführt.
http://www.burladingen.de/servlet/PB/show/1275593/Manahmenhandbuch_Burladingen.pdf


In den Seiten vorher geht es um die Konzeptplanungen der Stadt

Die Weichen wurden ja schon 2005 gestellt:
Zitat: aus dem Katalog
Zielstellung
Vorhandene und auch potenzielle Gewerbeflächen in Burladingen sollen in einem regelmäßig aktualisierten Informationssystem aufbereitet und so
neuen Nutzungen zugeführt werden. Ziel ist es, ausreichende und bedarfsgerechte Gewerbeflächen verfügbar zu machen.
Ein Leerstandsmanagement soll bei der Revitalisierung der Kernstadt helfen. Weiteres Ziel ist die Förderung von (innovativen) Neuansiedlungen bzw.
Unternehmensgründungen in Burladingen zur Verbesserung des Branchenmixes und der Erhöhung der Kaufkraftbindung. Zudem sollen Investitionen
bestehender Burladinger Betriebe (Gewerbe-, Handels-, Dienstleistungs-, Gastronomie- und Beherbergungsbetriebe) zur Stärkung der örtlichen

Mehr möchte ich mich damit nicht beschäftigen müssen und auch nicht tiefer einsteigen, ich denke da hätte man deutlich zeitiger aktiv werden müssen, nicht erst 5 Minuten vor 12!!

Grüße
Peter

jansonde

Besser spät als nie?

"Man" evtl. schon. Aktion Archäologie wurde erst im März 2012 gegründet.  :glotz: