80 billige Meter - Das Ende einer Hofanlage (Sittarder Hof/Elsdorf/NRW)

Begonnen von Denarius, 10. Mai 2009, 23:32:59

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Denarius

Energie ist teuer.

Geschichte, Ortschaften, gewachsene soziale Strukturen und Naturräume scheinbar zu billig :-)

VoRWEgehen.

Leider auch über den Sittarder Hof, obwohl dieser nur ca. 80m vor der projektierten und genehmigten Abbaugrenze liegt.

RWE liefert uns zwar den sicherlich benötigten Strom, bescheißt uns aber auch nach Strich & Faden. Kulturobjekte wie der Sittarder Hof und benachbarte arch. Substanz könnten und sollten erhalten bleiben. In diesem Fall geht es nur um wenige Meter .... In der Umgebung werden demnächst weitere historische Anlagen und unzählige vorgeschichtliche, metallzeitliche, röm. Siedlungsstellen, etc.  ununtersucht zerstört. Wo bleibt der Aufschrei der Archäologie, - bzw. warum ist oftmals lediglich der Sondengänger der Dumme?





Ich kam, sah und fand !

Denarius

Ich kam, sah und fand !


Kernicus

schöne Bilder...bei den Bilder bekomme ich einwenig Heimweh....

Gruss Thorsten

Zollhund

Wenn ich dran denke was bereits schon für immer Geschichte ist.......... :staun:

mc.leahcim

Hallo Denarius,
ich habe meine Jugend in Elsdorf verbracht und die Wälder dort unsicher gemacht. Ich kenne auch den Sittarder Hof. Daher habe ich natürlich mit unterzeichnet. Anderersseits könnte man den Hof als Gebäude erhalten, aber alles an Pflanzen drumherum wird wohl absterben. Als die RWE schon im Vorfeld (also vor dem Beginn der eigendlichen Bagerarbeiten) angefangen hat das Grundwasser abzupumpen konnte man schon nach ein paar Jahren sehen wie der Wald getorben ist. Auch dem Sittarder Hof wird das Wasser ausgehen. Die ganze Gegend um das LOCH vertrocknet. Viele alte Bäume, z.Bsp. die bekannte "dicke Berta" zwischen Elsdorf und ehemals Etzweiler (Nähe Gut Reuschenberg /schon lange weg) hat sehr schnell die Blätter von sich geworfen. Heute ist sie ja schon lange weggebaggert. Aber auf Gut Reuschenberg haben sich die Archeologen so viel ich weiß vorher noch getummelt.

Gruß

Michael
Gum biodh ràth le do thurus. = Möge deine Suche erfolgreich sein (Keltisch/Gälisch)
Die soziale Kälte hilft nicht die globale Erwärmung aufzuhalten!!

Pantherchamäleon

Es ist tatsächlich überaus ärgerlich, dass es im Tagebau(rand)bereich keine Suchgenehmigungen zur Suche mit dem Metalldetektor gibt. Wer weiß, welches Kleinod man vor der entgültigen Vernichtung noch bergen könnte und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse, durch diese für mich nicht nachvollziehbare Handhabung, möglicherweise für immer verloren gehen.
Wie Denarius schreibt werden viele nachweislich alte Anlagen und Siedlungsbereiche u.a. der Römer, ohne, dass sich dort noch ein Archäologe blicken lässt weggebaggert. Ich habe bereits mehrfach versucht im Bereich Pier (bei Jülich) einen römischen Siedlungsbereich zur Suche zu beantragen. Dieser Antrag wird immer wieder abgewiesen. An besagter Stelle habe ich jedoch bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Archäologen seine Arbeit verrichten sehen. Schade und geradezu ärgerlich!

Grüße Pantherchamäleon       
MFG Pantherchamäleon

Loenne

Zitat von: Pantherchamäleon in 11. Mai 2009, 12:13:11
An besagter Stelle habe ich jedoch bis zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen Archäologen seine Arbeit verrichten sehen. Schade und geradezu ärgerlich!

Es gibt Denkmalschutzgesetze und die gelten für alle! Und die Archäologen sind verpflichtet diese zu überwachen. Sollte wissentlich archäologisches Gut zerstört und die Archäologen nicht tätig werden, würde ich eine Strafanzeige stellen. Es schadet überhaupt nicht, wenn man mal in diesen Filz sticht.  :wuetend:

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
www.scheibenknopf.de                

Pantherchamäleon

Grundsätzlich klappt die Arbeit mit den hiesigen Archäologen vorbildlich und reibungslos! Man arbeitet quasi Hand in Hand. Nur die Außenstelle, die für den Tagebergbau zuständig ist, scheint anderen Regeln (Bergbaugesetze?) zu unterstehen, oder Gesetze anders auszulegen. Ich finde es einfach sehr ärgerlich, dass diese EINE Außenstelle ihre eigenen Regeln zum sondeln im Rheinland aufstellt. Mal schauen ob sich auf einem netten Weg noch was erreichen lässt.

Pantherchamäleon
MFG Pantherchamäleon

fafnir

Wäre ja auch ungünstig, wenn dann im geplanten Abbaugebiet etwas mit der Sonde gefunden werden würde.

Dacki

Ich hatte gestern das Erlebnis, den Sittarder Hof von außen besichtigen zu können. Es war wirklich ein Erlebnis, denn man spürt auch heute noch eindrucksvoll die Ausstrahlung und den Geist einer vergangenen Zeit. Das ganze Anwesen "wirkt". So etwas kann heute nicht mehr geschaffen werden und sollte nicht einfach einer rücksichtslosen Energiepolitik zum Opfer fallen.

Aber leider werden wir da vergeblich hoffen. Ende der 70iger Jahre fiel das einmalige Bauwerk Schloss Harff dem Tagebau zum Opfer. Heute kann man an der ehemaligen Gedenkstätte sehr gut erkennen, wo dann der Tagebau später endete. Auch hier waren es nur 200 oder 300 Meter.  


Silex

Morken-Harff durfte ich mal in der Arbeit  nach historischen Fotos zeichnen und wiederauferstehen lassen ....egal was da für eine Geschichte dahintersteckt ....mit Macken und Sonstwas....das war ein besonderer Ort. Vor allem wenn man die Abbruchfotos gesehen hat.
Wir sind Junkies und hängen an der  Nadel (Öl, Kohle  und was noch kommen wird- immer wird ein Zapfhahn gegen "Kohle" reingeschoben- und du bekommst Wärme, Kraft, Informationen- aber für was? Für Zerstörung, Sinnentleerung und Auflösung).
Auf einem seltsamen Altar wird für ein noch seltsameres Glaubensbekenntnis geopfert. Für Plastikbecher und widerliches Lebensgefühl.
Mein Dorf wurde wegen Braunkohle großflächig weggeschoben- komplett.
Das gefällt Ihnen: Identitäten zerstören und heimatlose Sinnentleerte zum  Ersatzkauf bewerben.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Thorson

Wenn ich das mal so sagen darf: Denn sie wissen nicht was sie tun. Geldgier bis dorthinaus, Zerstörung von Gewachsenem, von Heimat und Identifizierung. Mögen die Götter ihnen nicht gnädig sein!
Thorson

Luci Fernatas

Zitat von: Thorson in 15. August 2009, 21:55:56
Wenn ich das mal so sagen darf: Denn sie wissen nicht was sie tun. Geldgier bis dorthinaus, Zerstörung von Gewachsenem, von Heimat und Identifizierung. Mögen die Götter ihnen nicht gnädig sein!
Thorson
Oh, die wissen genau, was sie tun. Als mein Onkel (Montaningenieur) kurz nach dem Studium ein Praktikum beim Tagebergbau absolvierte, schärfte ihm sein Chef ein, bloß niemandem Bescheid zu geben, falls er irgendwas Altes finden sollte. Geschichte ist denen egal.

platinrubel

habe auch unterzeichnet.
als ehemaliger kölner kenne ich auch das problem der region mit dem ansässigen energiekonzern RWE. Das ist einer dieser gewissenlosen und skrupellosen Heuschreckenkonzerne.
Solche Konzerne gehören mehr als überwacht und Notfalls aufgelöst und verstaatlicht. Aber: wer energie hat, der hat auch macht. Traurig
Bitte die Wortwahl zu entschuldigen. Bin bei Gott kein Kommunist.
Gruss aus Wien Platinrubel
Ich warte immer noch auf meine erste Goldmünze!!!

Thorson

Ja, ich weiß, daß diese Leute wissen was sie tun.
Ich habe mal für einen Kumpel der eine Grabungsfirma hatte gearbeitet.
Eines Abends hat er mich angeruffen ( um 21 Uhr) und hat gefragt ob ich zum Zeichnen
eines Befundes in die City kommen könne. Geld muß jeder verdienen; ich also raus
zum S-Bahnhof Hackescher Markt, runter in den Keller, ducrh Bauwerkzeuge
und ab zu einer Müllgrube, die hervorragend im Sand zu erkennen war.
Und was war, wir durften wirklich nur schnell zeichnen und dann wieder raus aus dem Keller.
Mal schnell noch ein paar sichtbare Sachen aus der ehemaligen Grube gezogen und schwupps,
schon saß der Betonpfeiler drin. In der renaissancezeitlichen Müllgrube,
die voll der schönsten Funde gewesen sein muß,
nach dem was wir mal so schnell herausklauben konnten.
Es hat kein Schwein interessiert was da eigentlich schönes war, nur der schnöde Mammon
und ja nicht den Investor verärgern.
Thorson