Klinge mit Schäftungsglanz

Begonnen von Marienbad, 20. Mai 2010, 21:27:42

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Marienbad

Hallo Leute,
vom gleichen torfigen Acker stammt diese endretuschierte Klinge, sie hat besondere Merkmale,
an denen man einiges erkennen kann. Sie ist 9 cm lang, 2,8 cm breit und 0,8 cm hoch.
Das Besondere an dieser Klinge ist der Schäftungsglanz, durch gelbe Ringe auf den Fotos sind
die Stellen gezeichnet. Leider kommt der Glanz auf den Bildern nicht zu stande. Aber der liebe
Ankor hatte die glänzenden Stellen gestern bewundern können :zwinker:.
Durch die Lage der Glanzstellen ist die Schäftungsstelle an der Klinge sehr eindeutig zu
ermitteln. Das Stück war quer geschäftet, im untersten Bereich an der retuschierten Stelle.
















Das schwarz eingerahmte müsste die Schäftungsstelle gewesen sein, denn
auch auf der Rückseite der Klinge sind die Glanzstellen sichtbar.
Und wie wir wissen entsteht der Glanz ja immer an den Stellen, wo der
Flint aus der Schäftung ragt.
Glanz von irgendwelchen Arbeitsgängen kann es nicht sein, da dieser dann
ja an den Schnittflächen der Klinge sein müsste.
Was meint ihr dazu ?
:winke: Manfred

Marienbad

Hallo Leute,

hier mal eine Replik von einer quer geschäfteten Klinge, sie ist aber am Bulbus geschäftet.



Dann habe ich noch ein Foto von einem Fundstück, es wurde von Harald Lübke aus der
östlichen Ostsee geborgen.


thovalo

#2
Lieber Marienbad!

Zitat:
Das schwarz eingerahmte müsste die Schäftungsstelle gewesen sein, denn
auch auf der Rückseite der Klinge sind die Glanzstellen sichtbar.
Und wie wir wissen entsteht der Glanz ja immer an den Stellen, wo der
Flint aus der Schäftung ragt.
Glanz von irgendwelchen Arbeitsgängen kann es nicht sein, da dieser dann
ja an den Schnittflächen der Klinge sein müsste.
Was meint ihr dazu ?



Da muss ich mal nachfragen: wenn du meinst, dass der schwarz eingezeichnete Bereich geschäftet (Schäftungsstelle) war, dann muss der Glanz in bzw unterhalb der Schäftung entstanden sein! So richtig verstanden? Und die Schäftung soll nur "seitlich" diese Stelle umfasst haben, oder doch ganzheitlich von der abgebrochenen Basis aus?


Ich habe gelegentlich Artefakte an denen der Bulbus oder andere exponierte Stellen in der Schäftung glänzend poliert sind. Das kann bei Deinem Stück ja nicht ganz passen, da der Glanz, so sieht es aus, auch zumindest einmal in der Buchtung eines dorsalen Negativs liegt.

Jetzt weiss ich nicht, wo ich das gelesen habe, aber es gibt Fundbelege, an denen die Schäftung noch zusätzlich ge- oder unterfüttert war (Dolch von Wiepenkathen?). Könnte solch eine "Fütterung" durch Unebenheiten bei mechanischer Beanspruchung die Glanzspuren (Polituren?) verursacht haben? Oder durch im Gebrauch abgeplatze Silexspliter die innerhalb der Schäftung "scheuerten"! Vielleicht war auch etwas im Birkenpech eingeknubbelt das scheuern konnte?

Den famosen Fund von H. Lübcke kenne ich und die Art der Umwicklung sieht schon fast ornamental zierend aus. Eine verblüffende und wohl auch praktisch funktionale Lösung zur Schäftung einer überraschender weise rechtwinklig abstehende Klinge!

Ich denk mal weiter nach  :kopfkratz:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Marienbad

Moin und  :winke:

Zitat:
Da muss ich mal nachfragen: wenn du meinst, dass der schwarz eingezeichnete Bereich geschäftet (Schäftungsstelle) war, dann muss der Glanz in bzw unterhalb der Schäftung entstanden sein! So richtig verstanden? Ja, richtig
Und die Schäftung soll nur "seitlich" diese Stelle umfasst haben, oder doch ganzheitlich von der abgebrochenen Basis aus?
Nur seitlich, wie auf den Beispielfotos.

:winke:   Manfred

thovalo

#4
Die Klinge war im rechten Winkel zur Schäftung in diese eingesetzt! Auch klar

Und die fehlende/abgebrochene Stelle hat dann unten raus geguckt?

Die Beispiele sind ja klar, aber die stecken doch GANZ in der Schäftung und die Schneide ragt in die "Luft" und bei Deinem Stück fehlt noch nen Stück unterhalb der vermuteten/eingezeichneten Schäftung! Was war denn damit?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Marienbad

Zitat von: thovalo in 21. Mai 2010, 22:29:53
Die Klinge war im rechten Winkel zur Schäftung in diese eingesetzt! Auch klar

Und die fehlende/abgebrochene Stelle hat dann unten raus geguckt?

Die Beispiele sind ja klar, aber die stecken doch GANZ in der Schäftung und die Schneide ragt in die "Luft" und bei Deinem Stück fehlt noch nen Stück unterhalb der vermuteten/eingezeichneten Schäftung! Was war denn damit?


Ja, das retuschierte Ende hat raus geguckt. Das ist eben das Eigenartige :kopfkratz:
Ob damit beidseitig gearbeitet wurde ? Denn auch an der Bulbusseite sind Retuschen  :kopfkratz:

thovalo

Dann bleibt nur noch das intensive Arbeiten am Original und ich bin gespannt was dabei noch an Erkenntnissen  heraus kommt!

Es scheint sich ja um eine vergleichsweise seltene individuelle Anpassung und Verwendung des Fundstücks zu handeln!

LG

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.