Zwei lithische UFOS aus geschieferten Gesteinen

Begonnen von thovalo, 29. Juni 2010, 17:05:58

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

thovalo

Hallo Forum!

ich schliesse hier noch zwei Artefakte desselben Platzes an, von dem auch die unter diesen "links" bereits eingestellten Stücke stammen:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43536.0.html

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43537.0.html

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43540.0.html


Diese beiden Fundbelege sind mir rätselhaft, sowohl in der Herkunft, ihrer Gestalt und möglichen Funktion!   :kopfkratz:


Das großformatige Fundstück ist erst durch die Bewegung in der Feldflur an beiden Schmalenden rezent angeschlagen und beschädigt worden.

Das Material scheint ein beeindrucken homogen ausgebildeter verkieselter Schiefer zu sein und stammt, nach dem hier mit beteiligten Archäologen, möglicherweise aus den im Neolithikum genutzten Vorkommen im Bach Kyll in der Eifel; nach Dr. Errera (Königl. Afrikamuseum Tervuren / Belgien) kommt möglicherweise auch Luxemburg als Herkunftsgebiet mit in Betracht. Zumindest ist das Stück absolut "ortsfremd" und weist einen axialsymmereich spitzovalen Läng- und einen ovalen Querschnitt auf!

Die ursprüngliche Funktion als deutlich jünger datiernder "Probierstein" würde ich nicht ausschließen wollen, denn dazu liegen in der Region zu viele römisch-kaiserzeitliche bis fränkisch, karolinger - und ottonenzeitliche Fundstellen. Allerdings weiter weg vom Bereich des konkreten Fundplatzes

Am zweiten Stück sind die beiden Schmalenden leider ganz weggebrochen. Die Form ist lang-schmal "trapezoid" ausgearbeitet, wobei sich die Glätte des Zuschliffs an den Schmalseiten noch klar und eindrücklich erhalten hat.  :glotz:

Von der Gesteinbildung her erscheint dieses Stück dem neolithischen "Pendilium" (Anhänger) aus dem Kölner Raum vergleichbar zu sein. Solange nicht ein anpassendes Teilstück mit möglicher Bohrung auftaucht, wird es hier bei der Ansprache als Artefakt unbekannter Zeitstellung und Funktion bleiben müssen, auch wenn die Fundzusammenhänge in die Zeit des Neolithikums weisen!


Anm: an beiden Stücken befinden sich keine Abriebspuren von Metall im Sinne des fraglichen Gebrauchs als Probiersteine


Wer Anregungen, Ideen und Vorschläge hat, wo man noch genauer hinsehen kann/könnte/sollte.............    immer her damit!!!!!  


Länge: noch 9.6 cm; mx. Breite: 4.6 cm; max. DM: 2.5 cm


LG  thomas

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1
...das kleinere Artefakt......


...... und in den letzten beiden Bildern auch der Kölner Fundbeleg zum Vergleich.....  :glotz:


Länge: noch 4.6 cm; max. Breite:1.9 cm; max. DM: 1 cm


LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Harkonen

Hallo,
ich meine,dass es sich um neolitische Schleif- oder Glättsteine handeln könnte.
Gruß
Harkonen

chmoellmann

Das erste Teil ist ja voll schön, so rein ästhetisch gesehen. Ich habe im Hinterkopf, dass ähnliche Formen aus Glas im Mittelalter in der Lederverarbeitung gebraucht wurden, weiß es aber nicht mehr so genau. Heute würde sowas auch als reiner "Handschmeichler" durchgehen, ist aber die Frage, ob in der alten Zeit die Menschen schon so viel Spaß am "Ding an sich" hatten, oder ob alles einen Werkzeugcharakter haben musste.
Wäre mein Name Dänicken, würde ich ja behaupten, dass es sich um eine Miniaturreplik eines Raumschiffes handelt, mit dem Außerirdische im Neolithikum die Erde besiedelt haben...
Das zweite sieht auch aus wie ein Schleifstein, wenn es nicht Schmuck ist.
Könnte beides aber auch eine kultische Bedeutung haben.

Ajo

:-)
Nur als Idee:
Bei Nr. 1 habe ich auch an einen Keramik-Glättstein gedacht.

thovalo

Zitat von: chmoellmann in 30. Juni 2010, 09:21:37
Das erste Teil ist ja voll schön, so rein ästhetisch gesehen. Ich habe im Hinterkopf, dass ähnliche Formen aus Glas im Mittelalter in der Lederverarbeitung gebraucht wurden, weiß es aber nicht mehr so genau. Heute würde sowas auch als reiner "Handschmeichler" durchgehen, ist aber die Frage, ob in der alten Zeit die Menschen schon so viel Spaß am "Ding an sich" hatten, oder ob alles einen Werkzeugcharakter haben musste.
Wäre mein Name Dänicken, würde ich ja behaupten, dass es sich um eine Miniaturreplik eines Raumschiffes handelt, mit dem Außerirdische im Neolithikum die Erde besiedelt haben...
Das zweite sieht auch aus wie ein Schleifstein, wenn es nicht Schmuck ist.
Könnte beides aber auch eine kultische Bedeutung haben.

Ja, finde das "Design" auch wunderbar!  (warum müssen an so schönen Objekten immer dicke Macken sein  :nono:)

@ Ajo Die Verwendung als Glättstein für Keramik halte ich für gut möglich!!!!

Ich kann aus dem Gesamtfundkomplex des Siedlungsreal ein verwendetes Geröll einstellen, das meiner Vermutung nach als sehr gut ein solcher Glättstein fungiert haben kann. An dem sind hoch glänzend polierte Partien erhalten, die hier zwar fehlen, aber in den paar Jahrhunderten nach dem möglichen Gebrauch macht die Oberfläche je nach Gesteinvarietät ja auch eine Wandlung durch......


Glaube nicht, dass das kleine Stück als Schleifstein fungiert hat, weil ich keinen Abtrag duch schleifende Aktivität erkennen kann.  :glotz:

Wie z.B. der kleine gelochte Schieferstab aus Köln gehört es vielleicht wirklich eher in die Abteilung der "stabförmigen Anhänger" ... von denen es auch weitere Belegstücke aus dem Rhein - Maasgebiet gibt.

LG th
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Servus,

wennst mich fragst, sollte es sich beim ersten Stück um ein Tonschiefergeröll handeln. Ist relativ weich läßt sich mit nem Nagel kratzen. Mach mal die Nagelprobe.

Als Herkunftsgebiet fürs Rheinland wird immer mal wieder das Flüßchen Sauer in Luxemburg genannt. Da die Sauer ein Nebenfluß der Mosel und somit des Rheins ist, könnte der Stein hangabwärts gespült worden sein. Da das Zeugs aber recht weich ist und ich nicht weiß, in welcher Größe die ursprünglichen Steine in die Sauer gelangt sind, bleiben bezüglich des Transports zum Niederrhein noch Fragen offen.

In meinem Sammelgebiet taucht es als Beilklinge oder Retuscheur häufig in spätneolithischem Kontext auf. Aber auch der mesolithische Retuscheur, den ich neulich gezeigt habe, besteht aus dem Material. Nahe beim Fundort des Retuscheurs fand sich auch noch ein unbearbeitetes Steinchen (Reserve?). Die schön abgerundeten Steinchen sind ja recht auffällig, Massenware sind die im Schotter nicht.

Als Schleifstein wäre es, bestünde es aus Tonschiefer, auch viel zu weich.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

Zitat von: rolfpeter in 30. Juni 2010, 12:09:23
Servus,

wennst mich fragst, sollte es sich beim ersten Stück um ein Tonschiefergeröll handeln. Ist relativ weich läßt sich mit nem Nagel kratzen. Mach mal die Nagelprobe.

Als Herkunftsgebiet fürs Rheinland wird immer mal wieder das Flüßchen Sauer in Luxemburg genannt. Da die Sauer ein Nebenfluß der Mosel und somit des Rheins ist, könnte der Stein hangabwärts gespült worden sein. Da das Zeugs aber recht weich ist und ich nicht weiß, in welcher Größe die ursprünglichen Steine in die Sauer gelangt sind, bleiben bezüglich des Transports zum Niederrhein noch Fragen offen.

In meinem Sammelgebiet taucht es als Beilklinge oder Retuscheur häufig in spätneolithischem Kontext auf. Aber auch der mesolithische Retuscheur, den ich neulich gezeigt habe, besteht aus dem Material. Nahe beim Fundort des Retuscheurs fand sich auch noch ein unbearbeitetes Steinchen (Reserve?). Die schön abgerundeten Steinchen sind ja recht auffällig, Massenware sind die im Schotter nicht.

Als Schleifstein wäre es, bestünde es aus Tonschiefer, auch viel zu weich.

HG
RP

Toller Tipp!  
Sofort gefolgt!!! :winke:


Was bröckelt ist mein Fingernagel  :heul:  !!!!!!!!!!!!!!


Das Material ist knallhart und ...... eher enorm homogen aufgebauter Kieselschiefer....

Die absolute Symmetrie ist wirklich irritierend, während annähernd symmetrisch im Flusstransport geformte Schiefervarietäten ja durchaus vorstellbar sind. Dieses enorm harte Material kam hier, wenn überhaupt, noch nie in so einem großen Format vor....

Aber es ist eben kein Typ und erstmal ein Geröll, das möglicherweise noch weiter zugearbeitet worden ist und in archäologischen Oberflächenfundzusammenhängen aufgetreten ist .....  ein klassischer Fundbeleg zwischen allen Optionen.....

UFO s halt!!!  :-D



PS: hoffe. dass Du mit J.W im Herbst dann mal selber die Nagelprobe machen kannst!  :zwinker:

:winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Zitat von: thovalo in 30. Juni 2010, 12:19:46
Toller Tipp!  
Sofort gefolgt!!! :winke:


Was bröckelt ist mein Fingernagel  :heul:  !!!!!!!!!!!!!!

Ich meinte nen Eisennagel!  :-D
Wenn es sich damit ritzen läßt, ist es Tonschiefer, wenn nicht, ist es Kieselschiefer.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

chmoellmann

Schraubenprobe wäre nicht so zweideutig gewesen... :-D