Zwei durchbohrte Schieferstücke

Begonnen von thovalo, 08. Juni 2010, 19:49:14

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

thovalo

Hallo Forum!

Die beiden bikonisch durchbohrten Schieferstücke kommen von zwei unterschiedlichen Fundpunkten.

Das linke Stück stammt aus dem Bereich einer wohl endneolithischen Fundstelle im Raum Köln, von der ein Sammler unter vielen anderen lithischen Artfakten auch eine rechteckig zugeschliffene kleinformatige Beilklinge aus Nephrit besitzt. Dieser hier gezeigte Fundbeleg ist definitiv nicht als Probier-, Wetz- oder Schleifstein anzusprechen. Schliffspuren, z.B. vom Anschärfen eines Messers, liegen nicht vor.

Das Stück entspricht auch in den Abmessungen "stabförmigen" bis "gestreckt konischen" endneolithischen Anhängern, die aus Schiefervarietäten, Geröllen, Knochen und Geweih gefertigt sein können.

Maße: Länge 4.8 cm; Breite oberes Ende: 1 cm; Breite unteres Ende: 1.3 cm



Der rechte Fundbeleg stammt von einem Fundareal aus dem Raum Bornheim.

Neben römischen, später merowingerzeitlichen bis ottonischen Siedlungsaktivitäten fanden sich dort auch lithische Artefakte.

Dieses Stück ist stärker beschädigt und war im Umriß ursprünglich wohl oval. Die Breitseiten sind nicht flächig plan ober überhaupt überschliffen. Spuren von Metallabrieb, die für eine Funktion als Probierstein sprechen würden, sind nicht vorhanden. Ggf. sind solche einmal vorhandenen Metallspuren durch den weitgehenden Verlust der Kantenverläufen an den Langseiten verloren gegangen.

Masse: Länge 6.9 cm; max. erhaltene Breite 3.3 cm.

Die zugehörigen lithischen Beifunde stelle ich gesondert ein!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo

#1
Weitere Ansichten des zweiten Stücks aus Bornheim.


Vom Fundareal aus Bornheim stammen auch die hier im angezeigten "link" eingestellten weiteren lithischen Fundbelege

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,43113.0.html
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Moonk

Hallo, schöne Stücke  :super:, sind das auf den letzten Bild, rötlich - bräunliche Anhaftungen (Mangan, Eisen). :kopfkratz:
HG Moonk :smoke:
Das Leben ist wie eine Hühnerleiter man kommt vor lauter ..... nicht weiter. HG Moonk

thovalo

@ moonk

Das scheint eine mit Eisenoxyd gefüllte Klüftung im Gestein gewesen zu sein  :glotz:


:winke:

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Alkfred

Ein dem länglichen vergleichbares Teil ist mir aus meiner Gegend aus kaiserzeitlichen Kontext bekannt. Für mich ist es nur ein Anhänger.

fuchs

Hallo miteinander,
Anhänger wird wohl stimmen, aber die zeitliche Bestimmung ist wohl nicht so einfach. Ähnliche Artefakte sind in Gangelt, Kreis Heinsberg gefunden worden. Diese könnten evtl mit Steinartefakten der Federmesser-Gruppen in Verbindung gebracht werden. Allerdings handelt es sich um Oberflächenfunde. Aus: Urgeschichte im Rheinland, Köln 2006, Seite 347.
Herzliche Grüße, Christian

thovalo

Stimmt Fuchs!

Den aus Gangelt kenn ich auch, erinnere mich!   :winke:


@ alkfred

kaiserzeitliches ist da weit und breit nicht vorhanden.....  aber das heisst ja insgesamt nicht so viel und: "nur ein Anhänger.." ......... i m m e r h i n !  :zwinker:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

rolfpeter

Ich habe auch ein durchbohrtes Etwas.
Weiß nicht, ob ich den schon mal gezeigt habe.
Stammt aus der Nähe des Grabens eines neolithischen Erdwerks.

Oben und unten und rundum glatte und grade Kanten, nicht abgebrochen, 7mm dick.

Vielleicht fällt euch dazu was ein.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

 :glotz:

Erst schon mal konisch durchbohrt.

Die Form und das Material lassen weder auf einen Probier- noch auf einen Wetz- oder Schleifstein schließen.

Die "stabförmigen" Anhänger sind tatsächlich typologisch und überregional im Neolithikum verbreitet, aber auch dieses Stück erscheint nicht "funktional" erklärbar zu sein. Ich schau mich mal in der Literatur zum "Süden" um. Auch Hoof führt neolithische Anhänger aus der Rhein - Massregion auf!

LG  Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.