Definitiv kein Flintenstein ;)

Begonnen von Jondalar, 12. November 2025, 08:57:13

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Jondalar

Hallo zusammen,

nachdem ich schon zweimal einen Kratzer gemutmaßt hatte und dieser in Verdacht geriet ein Flintenstein zu sein,

https://sucherforum.de/steinartefakte/rechtshanderkratzer/

https://sucherforum.de/steinartefakte/ringfingernagelkratzer/

diesmal ein (zumindest für mich) zweifelsfreier Abschlagkratzer, den ich vor ein paar Wochen fand. Interessant finde ich, dass die 'Rinde' erhalten ist und die retuschierten Bereiche bereits wieder soweit patiniert sind, dass farblich kaum ein Unterschied besteht.

Länge: 50mm
Breite: 36mm
Höhe: 13mm
Gewicht: 32 gr.
Fundort: Landkreis Helmstedt

Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Nanoflitter

Sehr schön! Also, wenn ich das hier bei mir gefunden hätte, würde der als mittelpaläolithischer Schaber durchgehen, solltest da mal nach ähnlichen Sachen schauen. LG

thovalo

#2


Guten Morgen!


Das ist ein porzellanartig weiß patinierter Fundbeleg mit Kortexbedeckung (das was Du als "Rinde" angesprochen hast). Die Patinierung kann, muss aber nicht datierend sein. Auf dem letzten Bild sieht man scheinbar eine Beschädigung entlang des schmaleren retuschierten Kantenbereichs.

Bei Deinem Stück ist aber, neben der porzellanartig weißen Patinierung, auch die gestaffelte Retuschierung plus Kortexbedeckung, die aufmerksam machen. Insofern ist für diesen, dazu noch sehr gut erhalten gebliebenen Fundbeleg, eine Datierung jenseits des Mesolithikums tatsächlich gut möglich.

Ob spät-, jung - mittel- ....... würde sich zeigen, wenn mal ein diagonstisch klares weiteres Fundstück mit auftritt.

Ich finde das einen tollen Fund!

Ich meine mich zu erinnern, dass Du im Bereich des LWL suchst. Da sie dort sehr interaktiv arbeiten, würde ich Dir empfehlen, Deinen Fundbeleg dort zeitnah, zumindest mit Bildmaterial, vorzustellen. Meist gibt es eine schnelle Rückmeldung mit einer Einschätzung.



lG Thomas 




 
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

thovalo



Wie ist denn dort die Fundsituation?  An einem (ehemaligen) Fließgewässer, in Hanglage, auf einer Erhebung im Gelände usw. ?
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Hallo Nano,
vielen Dank für Deinen Zuspruch. So gern ich mal etwas Mittelpaläolithisches finden würde, sagt die Wahrscheinlichkeit, dass in hiesigen Gefilden, die bis zum Harz auch von den Gletschern der letzten Eiszeit 'überfahren'  wurden, ein derartiger Fund eher unwahrscheinlich und wenn, dann in einigen Metern Tiefe möglich wäre...
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Thomas,
vielen Dank für Deine ausführliche, wertschätzende Antwort samt Ergänzung. Der Fundort ist ein leicht geneigter Hang mit mal sandigen, mal lehmigen Bereichen, der auf einen kleinen Fluss bezogen ist.

Sicher kann ICH den Zeitraum vom Mesolithikum bis zur Bronzezeit belegen. Es sind aber sowohl eindeutige, wenn auch seltene Funde der Ahrensburger und der Hamburger Kultur bekannt. Mir selbst ist bisher noch kein derartiger Fund gelungen, wiewohl mir mein Gefühl sagt, dass einige meiner Stücke in diesen Kontext gehören könnten. In sofern würde es mich gar nicht wundern, wenn der Kratzer sich entsprechend zuordnen ließe...
Viele Grüße

Jondalar

P.s.: Deine geschulten Augen haben richtigerweise die rezenten Beschädigungen ausgemacht
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

thovalo



Dankeschön, mein Lieber!


Nimm das Stück doch einfach zur Buchvorstellung mit und zeige es spontan Wolfgang Heuschen oder Michael Baales!


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Merle2

Moin,
Das ist ja ein "Hammerfund- nicht Flintenstein"...
Da bin ich wirklich gespannt wie der angesprochen wird...das sieht aus der Ferne nach La Quina Retusche aus, auch wenn ich da nicht trittsicher bin...das wäre dann ja definitiv mittelpaläolithisch...
Aber ganz herzlichen Glückwünsch zu dem Fund, der ist echt ein Traum
Grüße

thovalo

Zitat von: Merle2 in 12. November 2025, 18:00:51Moin,
Das ist ja ein "Hammerfund- nicht Flintenstein"...
Da bin ich wirklich gespannt wie der angesprochen wird...das sieht aus der Ferne nach La Quina Retusche aus, auch wenn ich da nicht trittsicher bin...das wäre dann ja definitiv mittelpaläolithisch...
Aber ganz herzlichen Glückwünsch zu dem Fund, der ist echt ein Traum
Grüße

Tatsächlich habe ich dieselbe "Ahnung" ....  aber das Stück muss man dann auch in der Hand haben.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Jondalar

Hallo Merle2,
vielen Dank für Deine Einschätzung. Ich bin von Euren Reaktionen überrascht, da ich zwar die ungewöhnlichen Retuschen wahrgenommen hatte, aber für mich war das Stück bisher ein 'normaler' Kratzer... 

Bei der zeitlichen Einordnung in das Mittelpaläolithikum bin ich aus den genanntn Gründen nach wie vor skeptisch, werde das Stück aber im Auge behalten und berichten...
Viele Grüße

Jondalar
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Jondalar

Lieber Thomas,

vielen Dank auch für Deinen Tipp zur Buchvorstellung. Hört sich spannend an, von mir aber doch recht weit entfernt...  :(
Viele Grüße

Jondalar
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Danske

Hallo Jondalar,

ein beeindruckendes Fundstück, sowohl das Material als auch die Formgebung betreffend :super:

Aus der Ferne betrachtet ein bogenförmiger Schaber, und die Retusche von groben zu feinen Abschlagnegativen hin "riecht" nach La Quina :glotz: und somit eine Einstufung in das MP.

LG
Holger
Ignoramus, ignorabimus.

Merle2

Zitat von: Jondalar in 13. November 2025, 08:12:58Hallo Merle2,
vielen Dank für Deine Einschätzung. Ich bin von Euren Reaktionen überrascht, da ich zwar die ungewöhnlichen Retuschen wahrgenommen hatte, aber für mich war das Stück bisher ein 'normaler' Kratzer...

Bei der zeitlichen Einordnung in das Mittelpaläolithikum bin ich aus den genanntn Gründen nach wie vor skeptisch, werde das Stück aber im Auge behalten und berichten...
Viele Grüße

Jondalar


Moin,
Bei mir ist auch Geschiebe, dennoch findet sich MP. Nach den ersten Funden kam dann noch einiges mehr.
Thomas schrieb mir damals die Stelle intensiv und über lange Zeit im Auge zu behalten, dies hat sich als sehr zielführend erwiesen.
Vorher war dort nichts bekannt...ich drücke die Daumen und bin gespannt was die Archäologen sagen
Grüße

Jondalar

#13
Hallo Holger,

ich hoffe, Du hast Dich und Deinen traumhaften Fund bereits gebührend gefeiert.
Vielen Dank auch für Deine Einschätzung. Anscheinend ist die Meinung zu meinrm Fund ziemlich einhellig und ich muss mich mit der sehr erfreulichen Möglichkeit anfreunden, dass mir ein Belegstück aus dem MP vor die Füße gelegt wurde...
Viele Grüße und weiterhin viel Freude mit Deinem Traumfund

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Jondalar

Hallo Merle2,
vielen Dank für Dein Daumendrücken und Dein Beharren auf der Möglichkeit eines MP-Fundes. Und Du hast ja recht. Der Fundort, recht hoch am flachen Hang, besitzt nur eine dünne Mutterbodenschicht und es kommt recht bald das anstehende Kalkgestein. Vielleicht hat ja auch diese Konstellation einen derartigen Fund ermöglicht... Und der Fundort ist eh immer wieder für eine Überraschung gut...
Viele Grüße

Jondalar
'Das Leben ist einfach, aber wir bestehen darauf, es kompliziert zu machen!'
(Konfuzius)

Nanoflitter

Gute Bedingungen, wenn da nicht meterdick Geschiebe, Lös oder Sand drunter sind, bestehen gute Chancen! LG