Ein charakteristisches "ausgesplittertes Stück" vom Niederrhein

Begonnen von thovalo, 10. März 2012, 12:00:43

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thovalo

 :-)

Gestern fand sich, zusammen mit einer Pfeilschneide aus einem Beilabschlag, auch dieses "ausgesplitterte Stück".


Es handelt sich um ein Funktionsstück das in der Art von Meissel- oder Hobelklingen geführt worden ist und entsprechende Gebrauchsspuren ausgebildet hat.

Die "ausgesplitterten Stücke" dieses Fundplatzes datieren über die sonstigen Beifunde am ehesten in den Zeit- und Kulturabschnitt des späten Neolithikums (3.400 - 2.800 v. Chr.)


Ein link zu einer ausführlichen Auseinandersetzung mit dem Thema "ausgesplitterte Stücke" in Französisch und Englisch:

http://paleo.revues.org/index181.html


glG thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Moin Thomas,

danke, sowohl für Dein Beispiel, als auch für den interessanten Bericht/Link, den ich bisher
nur überflogen habe - habe das PDF aber gespeichert und werde noch intensiver lesen.

Diese kleinen "Werkzeuge" wurden ja vermutlich geschäftet verwendet. Könntest Du aus Deiner Sicht
aufgrund Deiner bisherigen Fundbelege/Beifunde einen bestimmten Verwendungszweck zuordnen?

Die Aussplitterungen dieser Stücke müssen ja (ausschließlich) der Herstellung zugeschrieben werden,
oder würdest Du gar eine Verwendung als Ursache der Zersplitterung (Gebrauchsspuren) mit einbeziehen?

Auch wenn ich nicht von ausgesprochener Ähnlichkeit sprechen kann, so erinnern mich
diese "Ausgesplitterten Stücke" dennoch an Fundbelege von mir. Einige von meinen sind
eher als "Keile" denn als "viereckigen Form" zu sehen. Ich werde sie beizeiten rauskramen.

Der verlinkte Artikel macht mir insofern Mut, als dass man die Hypothese "John Deere" zwar
tatsächlich mal für derartige Stücke diskutierte, aber eben auch wieder verworfen wurde.

Ich denke, dass Dein Fundbeleg in die Reihe dieser "ausgesplitterten Stücke" passt.


Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

thovalo

#2
Im PDF-Datei-Text ist alles exakt beschrieben.

Die Stücke waren demnach nicht geschäftet und dienten dem Auftrennen von Knochen, Geweih, Elfenbein und Holz.
Die Spuren sind demzufolge das Ergebnis kinetischer Energieeinwirkung auf Schlag- und Trennfläche/Schneide.


glG thomas  :winke:


Mal bildlich nachempfunden mit dem Originalfundbeleg einer "ausgesplitterten" Klinge aus Rijckholtfeuerstein vom selben Fundplatz.
Bei diesem Stück sind sowohl die Aussplitterungen der Schlagfläche wie die im Bereich der Schneidenpartie gut erkennbar.

Da der Fundpunkt zudem etliche Bohrer und abgebrochene Bohrerspitzen überliefet wurde im Bereich des Platzes vielleicht recht intensiv mit Knochen und Geweih gearbeitet.
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

StoneMan

Zitat von: thovalo in 10. März 2012, 17:10:23
Im PDF-Datei-Text ist alles exakt beschrieben.

Die Stücke waren demnach nicht geschäftet und dienten dem Auftrennen von Knochen, Geweih, Elfenbein und Holz.
Die Spuren sind demzufolge das Ergebnis kinetischer Energieeinwirkung auf Schlag- und Trennfläche/Schneide.
...
Ja, das hatte ich dort bereits gelesen, meine Frage ging aber an Dich und um Deine
Fundbelege und Erkenntnisse :winke:

Ein sehr gutes und anschauliches Demobild hast Du da erstellt  :glotz: allererste Sahne  :super:

Gruß

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Der Wikinger

Das ist ja sehr interessant.  :-)

Ein solches Stück hätte ich ja (aus den Fotos) glatt als ein mehrseitig genützter Zündstein für ein Steinschlossgewehr eingestuft.

:winke:

Steinkopf


thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.