Artefakt oder Zufallsprodukt?

Begonnen von Fred3, 23. September 2010, 20:10:25

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Fred3

Hallo,
diesen seltsamen Stein fand ich auf einem Maisfeld. Ich meine Bearbeitungsspuren zu erkennen.
Aber, was war es mal oder sollte es werden? Oder doch nur eine Laune der Natur?
Viele Grüße
Fred

a.k.a. rentner

Die langen Striemen sind rezente Kratzer.
Aber: die Verjüngung im mittleren Bereich zeichnet eine bestimmte-sehr interessante Form ab.
Sollten in der mittleren Verjüngung Pickspuren zu sehen sein, (BITTEBITTEBITTE Detailaufnahmen), könnte es sich als eine Vorarbeit für eine bestimme Beil/Axtform erweisen.
Wo ungefähr liegt der Fundort?
Ich bin absoluter Laie in Vorarbeiten, aber das hier könnte -v.a. für einen best. Experten, der hier manchmal sein Unwesen treibt-- sehr interessant sein.
ich möchte keine Hoffnungen wecken, aber bitte ganz bestimmt um ein paar mehr bilder.
m. :super:

a.k.a. rentner

Von der Form scheint es etwas in richtung Dechselklinge zu gehen.
Aber ich komm gerade nicht drauf, wo ich so etwas schonmal gesehen habe.
Bin mir aber mittlerweile sehr,sehr sicher Pickspuren erkennen zu können.
Bei einer sehr schnellen Durchsicht der Typentafeln habe ich eigentlich nur ein ansatzweise ähnliches Ding gefunden:

http://www.jungsteinsite.uni-kiel.de/2002_diedrich/herford_1.htm  Seite, 65

Die Einzelgrabkultur könnte sich aber ganz schnell ausschliessen lassen, wenn Du es z.B. im Südosten gefunden hast, glaube ich.
Und die Dechselform deutet auch auf etwas früher.
Das muss aber ein experte bestimmen-WO SEID IHR?
m.

Fred3

#3
Hallo,
Vielen Dank für die superschnelle Antwort!
Habe schnell noch ein paar Bilder gemacht, aber freihändig mit Lampenlicht. Ich hoffe es ist etwas zu erkennen. Das die Kratzer vom Pflug sind, war mir aber schon klar.
Der Fundort liegt in Mitteldeutschland..
Gruß
Fred

a.k.a. rentner

Jep. Wenn dat mal keine Pickspuren sind!
Bundesland?
Ich gratuliere schonmal, auch wenn ich nicht weiß, wassesist.

a.k.a. rentner

Vielleicht noch ne richtige Seitenansicht, nicht schrägdrauf?
Hab gerade mit nem alten Bekannten telefoniert, der meinte Typentafeln mit quasi identischem Fundstück zu haben.
Kann aba dauern.
Wird eh bald jemand was schreiben, weil's n goiler Fund ist.
Neidisch.
m.


a.k.a. rentner


StoneMan

#7
Könnte sein, das man das Teil als Keule oder Hammer anspricht.

Sehr interessant  :super:

Groot

Jürgen

Edit sacht auch Steinaxt könnte stimmen - woher ist es denn?
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

Marienbad

Moin Fred,

das sind eindeutige Picknarben....... aber viel mehr kann ich nicht sagen.
Es scheint sich um eine Vorarbeit zu handeln, grobe Zurichtung der Form für eine Dechsel, oder Beil  ??????
Ein wirklich schöner und seltener Fund. :super:
:winke:  Manfred

StoneMan

#9
Habe da was gefunden, was in meiner hintersten "Gedächtnis-Schublade" eine Keule oder Hammer sein sollte.
Ist leider ein grottenschlechtes Bild, aber vielleicht hilft es.

:winke:

Nachtrag für Abb. 4
Quelle: Staatliche Museen Preußischer Kulturbesitz Berlin
Museum für Vor- und Frühgeschichte Sammelblatt 1146 15

"Anfänge der Metallgewinnung"
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

a.k.a. rentner

"Keule oder Hammer", noch ist da alles drin, sogar mesol.
Mit den Rillen zu zerkleinerung hab ich Probleme.
bin ziemlich sicher, daß ich in ethnologischem Material ähnliches als keule finden würde.
Der Stein wäre dann nicht durch bohrung, sondern Schnüre am Schaft.
m.
PS: Keulenstangen aus elastischerem Material als Holz sind sicher existent. Stellt Euch die Wucht vor! Ich such den Kram mal raus.
Gefühlsmässig denke ich werden wir mit dem Stück im späteren/Endneolithikum enden.....wobei die Dechselform irritiert.


a.k.a. rentner

Sorry, das link ist falsch.
gemeint sind die Göttinger typentafeln uaf der jungsteinsite, seite 65.
hier im index müsste auch einen link zudenselben geben....aber meine augen fallen zu

a.k.a. rentner

Wird schon stimmen mit der zerkleinerung...............

thovalo

#13
 :-)

Das erscheint als ein Werkstück das früh im Werkprozess gebrochen und verworfen worden ist. Danach hat der Pflug sein Werk recht weitgehend vollendet.


Solche aufgegebenen Werkstücke sind besonders instruktive Belege für einzelne Vorgänge im Herstellungsprozess. Was daraus werden sollte ist nicht klar zu erkennen.

Es gibt u.a. Axtklingen mit abgesetzten Enden ..... aber das Trümmerstück ist zu weit zerstört um das am PC oder überhaupt noch grundsätzlich sicher zu klären. Das Gestein könnte Amphibolith sein der bis zum Ende des Neolithikums verwendet wurde. Daraus ergibt sich kein näherer zeitlicher Ansatz.

Die Nennung der weiteren Region (Kreisgebiet, zumindest Bundesland) und Funde aus dem Umfeld könnte noch weitere Anhaltspunkte ergeben!

LG thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Fred3

Hallo,
vielen Dank für dir bisherigen Antworten! Also übereinstimmende Meinung: kein Zufallsprodukt.
Der Fundort soll kein Geheimnis sein, es ist ein Feld bei Weimar.
Wenn ihr meint, das Stück ist interessant, kann ich das ja mal einem Archäologen zeigen.
Viele Grüße
Fred

thovalo

Das tue und zu Weimar und seinem reichen steinzeitlichen Umfeld passt das sehr gut!   :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

a.k.a. rentner

Yup, hab da wat jefunden.
Typentafeln für Ur und Frühgeschichte, publiziert 1980 in Weimar(!), von den Musseen für U+Gges. Dresden, Potsdam, Schwerin,Weimar.
Da ich, zumindest hier, schreiben darf, möchte ich gerne zitieren:    Der Rückgang der Metallleiferungen in der Endphase der Bronzezeit (ab Periode V) bewirkt die stärkere Nutzung anderer v.a. eineheimischer Rohstoffe, darunter auch des Steins. Zu den in dieser Zeit hergestellten Steingegenständen gehören in erster Linie die aus Felsgestein gefertigten Beile, Hämmer und Objekte mit umlaufender Rille.
Bin nicht so sicher, ob das Stück so zertrümmert ist, dass die ursprüngliche, oder gewollte Form nicht mehr zu sehen ist.
Ich vermeine nach jeder Kante hin evtl. überschliffene Flächen erahnen zu können.....aber eben nur erahnen.
Sehe aber keine Sprünge odersowassige, die das Objekt in irgendeine Richtung komplett durchtrennen.
Wie siehst Du das,Fred?

m.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Harkonen

Michi, Du bist ein Ass, vielen Dank für die tollen Seiten

Gruß
Harkonen

StoneMan

Sehr guter Hinweis, der meine erste Keulen-Hammer-Idee ja stützt :winke:

Auf jeden Fall eine gute Gedächtnisleistung :super:

Groot

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

a.k.a. rentner

Vorsicht sei geboten. Bin zu müde den weiteren Text jetzt abzutippen, aber die entsprechenden Teile werden nur teilweise direkt einem Typus a la# keule hammer zugesprochen.
Glaube das Stück past gut in die Zeit, muss aber Experten vorgelegt werden.
Ein guter, interessanter Fund.
m.

StoneMan

Keule oder Hammer war ja nur so die erste Intuition, mein erstes Bild zeigt ja, ebenso wie das von Dir eingestellte, "Rillenschlegel"
und "Schlegel" geht ja doch in Richtung Hammer.

Bin gespannt was der Archäologe sagt.

Groot

Jürgen
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

a.k.a. rentner

Uh, Stoneman, ich stand auf der Leitung und hab flüchtig gelesen, dein Beispiel íst supi.

StoneMan

Zitat von: a.k.a. rentner in 25. September 2010, 09:57:30
Uh, Stoneman, ich stand auf der Leitung und hab flüchtig gelesen, dein Beispiel íst supi.
OK  :winke: leg Dich wieder hin  :gaehn:  :zwinker:  :-D
Was könnte wichtiger sein als das Wissen? fragt der Verstand.
Das Gefühl und mit dem Herzen zu sehen, antwortet die Seele.
Antoine de Saint-Exupéry

sven

Im Naturkundemuseum in Leipzig sind derartige Steine als Steinhämmer ausgestellt. Schnell nochmal hin, die Stadt will das Museum aus Geldmangel vorübergehend  :kopfkratz: schließen.
:heul:
Viele Grüße

Sven

Fred3

Hallo an Alle,
vielen Dank erstmal für die Mühe, die Ihr Euch macht! Überschliffene Flächen meine ich auch zu erkennen,
hab nochmal ein paar Fotos gemacht.
Es grüßt Euch
Fred

a.k.a. rentner

Schnell nochmal hin, die Stadt will das Museum aus Geldmangel vorübergehend  mhh grübel schließen.
zum Heulen

Sollen sie lieber dem Spinnereizirkus den Geldhahn zudrehen, was dort gemacht wird, ist mittlerweile weltweit nur noch anlass für Spott.(The higher the monkey climbs.........)