Michelsberger Monsterchen?

Begonnen von wühlmaus, 19. August 2007, 13:15:45

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wühlmaus

Hi  :winke:

Obwohl RP und ich regional fast Nachbarn sind, unterscheiden sich unsere Funde doch recht prägnant ... was daran liegt, dass RP eher auf Lößflächen unterwegs ist und die volle Bandbreite des Neolithikums inklusive Bandkeramik und Michelsberg sozusagen vor der Haustür hat ...  :staun:

Mein eigentlich recht kleinräumiges Suchgebiet besteht, geologisch gesehen, aus einer im Schnitt etwa 6-8km breiten Zone zwischen dem Ufer und der Mittelterassenkante des Rheins. Ein Gebiet, dass eher durch sandige Dünen und Rinnen geprägt ist. Lößflächen fehlen hier. Wohl dementsprechend fand die neolithische Erschließung dieses Kleinraumes dann auch erst zaghaft durch Menschen des Michelsberger Kulturkreises statt...   
Mitlerweile kristalisiert sich auch aus meinem Fundstoff heraus, dass - lithisch gesehen -  hier erst ab dem Endneolithikum und in den folgenden Metallzeiten "die Post abging".

Kurz gesagt, entsprechend groß waren meine Kulleraugen, als ich letztes Wochenende diese Klinge regelrecht aus dem Acker "ziehen" konnte ...
Rijckholt Flint, stattliche 9,5cm lang und bis zu 3,5cm breit ...  :jump:

Lieber RP, ist das das, was Du mit "große Michelsberger Rijckholt Klingen" meinst?  :kopfkratz:

Na ja, formschön ist sie zwar nicht, hat aber ein paar interessante Details, zu denen ich auch noch ein paar Fragen habe:

Bild 1 Dorsalfläche

Bild 2 Ventralfläche

Bild 3 Am Distalende auf der Ventralfläche befindet sich ein etwa 2cm breiter Ausbruch(?) mit deutlichem Glanz, wie poliert. Teilweise schaut es wie gepickt aus, teilweise sieht man, dass (durch Druck?) kleine Absplisse von der Ventralseite her ausgehen ...  Was kann das sein? Eine Hebel-Schaberfunktion? Indirekte Spuren einer Schäftung? Rest der Kernoberfläche?

wühlmaus

Während die rechte Seite nur leichte Spuren von Retusche zeigt, hat die linke Seite schon etwas mehr abbekommen ... ganz prägnant ist hier eine ordentliche "Kerbe" zum Distalende hin, die bis zum Grat reicht ...

Wurde das Kerlchen durch die Egge schwer verletzt? Oder sind das Gebrauchsspuren?

Bin mal gespannt, was ihr dazu meint ...

:winke:
Gerd

Der Wikinger

Hallo Wühlmaus  :-)

Ich bin zwar ein bisschen weit weg von dir....

....jedoch würde ich ganz klar Sichel (-einsatz) sagen.

Wir haben aus dem Neolithikum (und übrigens auch aus der jüngeren Bronzezeit !  :staun: ) ganz identische Klingen.

Der Glanz ist Sichelglanz, wird bei uns auch "Gloss" genannt. Es entsteht einen Schliff / Ablagerung beim ernten von Grässern / Getreide, weil sie mikrokristalline Quartzkristalle enthalten.

Die Kerben sieht man bei den Sichelklingen bei mir auch, die werden als Schäftungskerben interprätiert.

Bin mal gespannt, ob mir der RP hier nicht recht gibt !

:winke:

rolfpeter

Servus Freunde,

jau, das ist Michelsberg vom allerfeinsten und der allertypischste Rijckholt-Flint!
Der Ausbruch scheint vom Grubber hergestellt. Die Arbeitskante ist wohl die schöne gerade, unbeschädigte Lateralseite. Der Eindruck mag zwar täuschen, aber ich meine an der Schnittkante auch Sichelglanz zu sehen. Wenn man mit dem Finger über die Scheide fährt, ist das Ding zwar scharf aber irgendwie ganz leicht verrundet, ganz anders als bei einer frisch geschlagenen Klinge.
Das Ende auf dem 3. Bild sieht mir verbrannt aus.
Der Interpretation von Agersoe, es sei ein Erntemesser, mag ich mich gerne anschließen.
Also MK, zumindest Jungneolithikum.

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Silex

verneige mich in Ehrfurcht vor den lithisch reichbeschenkten Regionen,  Findern und Kennern

Danke
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

wühlmaus

Hi  :winke:

vielen Dank für Eure Antworten und Infos!!!

Bis jetzt kam von der Stelle nur Mesolithikum und sehr indifferentes neolithisches Flintmaterial ... da werd ich auf jedenfall noch öfters ein Auge drauf werfen!!

:winke:
Gerd