Schöne weiße Spitzklinge / Feuerschlagstein (12 cm)

Begonnen von Steinereihe, 28. September 2015, 23:51:02

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Steinereihe

Liebe Sucher,

Diese hat der Finder (nicht ich) 25 Jahre lang aufbewahrt in eine Kiste, nachdem er die beim Arbeit im Spargelfeld gefunden hat, in die Nähe von Gennep in Nord-Limburg. Heute gibt's da Mais.

Die Maße sind 12 x 3 x 0,8 cm.
In die direkte Nähe sind spät neolithische Sachen gefunden worden.

Kann jemand mir bitte der Flint Art nennen? (Ist weiß mit kleine kreisformige dunkel-farbige Fossilien?)

Die eine Lateralkante der Spitze ist scharf, die andere ist komplett verrundet, wie bei ein Feuerschlagstein....

Ich finde das Stück wunderschön.
LG, S.

queque

Das ist ein wunderschöner fingerförmiger Feuerschlagstein, meiner Meinung nach als solcher hergestellt und nicht etwa eine aufgegebene (Spitz-)Klinge, die dann als Funkenlöser weiter verwendet wurde. Nicht gerade häufig in diesem Erhaltungszustand und dieser Qualität!

Ich durfte auch einmal etwas Ähnliches finden.

LG
Bastl

Steinkopf


Steinereihe

#3
Hallo Bastl  :winke:

Vielen Dank für die Infos und auch für die supertolle Fotos deiner wunderschöner fingerformiger Feuerschlagstein!

Gibt es noch (subtile?) Unterschiede in die Fertigung von solche fingerformigen Feuerschlagsteinen und Spitzklingen? Ich habe nur wenige gesehen und es ist für mich noch was schwierig... Beide sind etwas steil retuschiert an die Lateralkanten?

Bei ein Feuerschlagstein ist das zur Fingerschutz und bei eine Spitzklinge zur Nachscharfung?

LG, S.


Steinereihe


thovalo

#5

Einzig Bild JPG 0086 macht den Eindruck deutlicher Verrundungen. Bitte zeige die Stelle mal nicht so extrem nah aufgenommen in neuer Ansicht. Die Bilder machst Du idealer weise bei Tageslicht, damit der furchtbare Gelbschleier aus dem Bild kommt!

Die verrundete Partie wäre der tatsächliche Funktionsbereich in der dem  Eindruck nach wahrscheinlichen Verwendung als Feuerschlagstein. Die Feuerschlagsteine zeigen fast immer auch eine im Schräglicht deutlich glänzende Ventralfläche.


Der Silex scheint ein "nordischer Feuerstein" zu sein. Der Fundbeleg erinnert mit den vielen fossilen Einschlüssen an den sogenannten "Dan-Flint".


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinereihe


Danke sehr Thomas,

Werde ich machen und die Bilder noch einstellen. Ich hoffe ich finde dafür heute Abend früh noch Zeit, sonst morgen.

LG, S.

thovalo


Ich habe Urlaub und mal vieeeeel Zeit!

Auf dem letzten Bild, dass Du eingestellt hast ist die Verrundung nicht erkennbar obschon sie auf derselben Seite wie auf dem Beitrag mit den vielen Bildern liegt. Da liegt der Teil mit den wahrscheinlichen Verrundungen im Schatten der Kamera.


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinereihe


Hallo Thomas,

Ich hoffe es gibt jetzt auf deine Fundorte wunderschöne Such&Fund-Bedingungen!

Genau, die völlig abgerundete Lateralkante im Spitzenbereich ist da in die Schatten.

Zusätzliche Bilder were ich nachträgen... LG und Gutfund, S.

queque

#9
Christian hat zu diesem Thema eine Reihe von lesens- und sehenswerten Beiträgen auf seiner Website:

http://www.steinzeitwissen.de/funde/fingerformiger-feuerschlagstein

LG
Bastl

rolfpeter

Moin,

ich vermute, da handelt es sich nicht um Gelbstích, sondern das Artefakt ist in der Tat gelb. Wenn es so wäre, und die kreisrunden Fossileinschlüsse deuten auch in die Richtung, dann handelt es sich beim Rohmaterial um Tertiärfeuerstein (Süsswassersilex) aus der Champagne. Die Gegend um Romigny Lhéry wäre beispielsweise ein möglicher Herkunftsort. Ähnlicher Süßwasserfeuerstein des Tertiär kommt auch bei Flins-sur-Seine oder Jablines, beides bei Paris gelegen, vor.
Bekannter als die gelbliche Variante aus Romigny-Lhéry ist die gebänderte Abart. Ins Rheinland oder auch nach Limburg kam das Material in der frühen MK und dann noch einmal im Endneolithikum.

Nordischen Feuerstein kann man ausschließen.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Steinereihe

#11
Lieber Bastl,

Danke!!! Sehr lehrreich, und hochinteressante infos. Jetzt muss ich mal nachkucken ob meine Klopfsteine wirklich alle Klopsteine sind, oder das es dabei auch noch Feuerschlagsteine gibt...

Lieber RP,

Danke sehr!!! Ich habe auch gedacht das es Oogonen sein konnten. Die sind hier aber schwarz fossilisiert im weißen Flint (die Gelbung ist vom Kunstlicht, ich habe übertags leider nicht immer Zeit), und in die wenige Beispiele die ich von diese Französische Tertiär Flint kenne sind die Fossilien weiß in etwas gelbigen Flint. Ich bin noch nicht sicher ob die Form (am Kreis-rand) der Fossilien wirklich identisch ist. Es gibt da in die  Romigny Lhéry Fossilien noch 3D Effecten (etwa wie ein Rad) die ich in die hier gezeigten Flint nicht so deutlich erkenne.

Da kommt noch mehr (Fotos). LG, S.

p.s. die schöne Romigny Lhéry Flint Foto is kopiert von einer RPs Beiträge.

Steinereihe

#12
Liebe Sucher,

Diese Fotos konnte ich denn noch im letzten Tageslicht machen.
Nicht so scharf wie ich wunschte, aber die verrundete Lateralkante der Spitze ist aber doch gut zu sehen?

Hat wirklich nichts mit Spitzklinge zu tun?

Sind die fingerformige Feuerschlagsteine nicht immer rundum verrundet? Oder findet mann die auch mit nur eine verrundete Lateralkante der Spitze...?
Hier fühlt die eine Lateralkante der Spitze scharf und die andere richtig rund und glatt (nur Schliff fühlt noch glatter).

LG, S.

thovalo



Die Bilder sind jetzt war noch unschärfer aber WEISS!

Da Du deine Tastsinnerfahrung mit beschreibst ist das dann auch glatt" eine Feuerschlagstein!


Perfekt!

Mein Eindruck ist, dass es die Belege dieser speziellen Artefakte viel öfter gibt als man denkt.
Je mehr man dazu lernt um so eher erkennt man sie dann auch.
Vollständige Exemplare finden sich allerdings eher selten.


Ob das jetzt Oogonen sind und R.-L.-Feuerstein ist, weiß entweder der Teufel oder RP!


lG Thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinereihe


Danke Thomas, freut mich sehr!

Ich werde meine andere Klingen noch mal nachschauen...
Und die Klopfsteine auch...

LG, S.


rolfpeter

Ich bleibe dabei: es ist Tertiärfeuerstein und es sind Oogonien. Da soll's doch mit dem Teufel zugehen.

:winke:
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

#16
Zitat von: rolfpeter in 30. September 2015, 11:28:38
Ich bleibe dabei: es ist Tertiärfeuerstein und es sind Oogonien. Da soll's doch mit dem Teufel zugehen.

:winke:
RP

Ein interessantes Phänomen. Einmal, dass dieser, dann wohl tertiäre Silex, aus Frankreich in ein Niederländisches Gebiet mit reichen natürlichen Feuersteinvorkommen eingetragen worden ist und zum anderen, dass er farblich deutlich differenzierter aufgebaut und sogar monochrom ausgebildet sein kann, anders als der bislang als "klassisch" beschriebene publizierte gebänderte R.-L.-Silex.

Ich fand sehr früh am rechten Rheinlauf (vor gut 12 Jahren) unter den ersten Silexartefakten überhaupt, auch einen großen Kratzer aus einem von allen bis heute dort belegten Feuersteinvarietäten grundlegend abweichenden ungewöhnlichen Silex. Dieser ist gleichmäßig beigefarbig und zeigt sehr viele dunkle fossilen Einschlüsse bei gleichzeitig fein-homogener Struktur der Matrix. Wenn sich das als tertiärer Silex aus Frankreich erklären kann, dann wäre ein lange Zeit offen stehende Frage zu diesem Fundbeleg geklärt.

Im optischen Eindruck kamen dem bislang nur Dan-Flint und eine Silexvarietät in der Schweiz nahe, wobei Dan-Flint aufgrund der sonstigen Merkmale ausgeschieden war. Nach einer Anfrage aus der Schweiz wollte ich den Fundbeleg allerdings nicht auf einen solchen langen Weg der Post anvertrauen. Was dabei verloren geht ist für immer "weg".

Wäre dieser eindrucksvoll reutschierte Kratzer auch ein tertiärer "Franzose", käme hier erneut ein Stück bemerkenswerten Ferntransportes mit hinzu. Aufgrund der Größe und Machart des Kratzers sowie der mit gefundenen Artefakte wäre für dieses Stück aufgrund des großen Formates und der sorgfältigen Zurichtung eine Datierung in die Michelsberger Kultur eher als wahrscheinlich anzunehmen.


lG Thomas  :winke:


Ich habe mir im www Bilder zum R.-L.-Silex näher angesehen. Der zeigt sich offenbar sehr vielfältig, mit intensiver Bänderung oder gar keiner. Es fehlen insbesondere Bilder von Belegstücken die viele dunkle fossile Einschlüsse zeigen. Wenn man einige der Bilder näher heran zoomt, sind solche Einschlüsse jedoch vereinzelt zu erkennen. Daran, dass sich der Silex besonders anfühlt kann ich mich erinnern. Dann ist das am ehesten doch ein Beleg aus R.-L.-Silex der als Besonderheit verdichtet fossile Inklusen aufweist.

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinereihe

#17
Danke RP! Danke Thomas!

Thomas, ich möchte diesen Kratzer natürlichr noch gerne mal sehen...

LG, S.  

PS, Lieber RP, viele von dir eingestellte (alte) Beiträge haben viele von meine Fragen beantwortet, weil ich fast gleiche Sachen finde (nur einige Jahren später und an die andere Seite der Grenze). Aber viele von deiner Fotos sind jetzt verschwunden (Image Shack Problem). Hast du die noch? Wäre supertoll wenn du noch einige deiner alte Beiträge retten/reparieren konntest...

LG, S. 

rolfpeter

Hier ist ein fetter Batzen Tertiärsilex, den ich wor einigen Jahren an einem Primärvorkommen am südlichen Ortsrand von R.L. entnommen habe. Die Farbe ist hell-beige, es gibt aber auch dunklere und noch hellere Varianten. Die Fossilien sind vielfältig, meistens aber kreisrund. Das Material fühlt sich irgendwie fettig an.
Das gebänderte Material tritt nördlich von Romigny in Richtung Lhéry auf.

:winke:
RP


Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Steinereihe


Wow RP, vielen Dank für die Infos und die Superschöne Fotos!

LG, S.

thovalo

Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Steinkopf

Hallo an die Runde,

ich hab mit großem Interesse die Beiträge verfolgt und die Fotos von RP
über die mir bisher noch nicht bekannten Materialien angesehen.

Dank Euch fürs Zeigen!

Jan