komisches Stück

Begonnen von Loenne, 12. Mai 2009, 00:44:17

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Loenne

Hallo Leute,

gestern bin ich noch für zwei Stunden auf das Feld, das gegenüber von meinem Haus liegt. Dort habe ich noch nie nach "Steinzeugs" gesucht und auch nichts erwartet, aber das Wetter war so schön und ich musste mal an die frische Luft. Leider habe ich nichts weiter gefunden außer ein paar Abschlägen, aber die gibt es ja scheinbar überall.

Nur dieses eine Teil kann ich nicht einordnen. Zuerst dachte ich an ein Geofakt, aber die Kerbe ist einfach so gleichmäßig und man sieht mit der Lupe viele kleine Retuschen, die eigentlich nicht natürlich entstanden sein können. Weiterhin ist die Materialstärke an der tiefsten Stelle der Kerbe so dick, dass das eigentlich nur noch mit gezieltem Knipping zu erreichen ist.

Was meint ihr??  :kopfkratz:

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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arriba

Hi  :-)

Die Kerbe scheint  schon echt zu sein - aber wofür? Ich weiss es nicht  :zwinker: "Klinge mit Kerbretusche"
Ich dachte auch das die Steinzeit fast überall liegt, habe mich aber gewaltig geschnitten .... hier in meinem "neuen" Dorf liegt absolut nichts! Es ist zum heulen .....
:winke: Rikke

Loenne

Moin Rikke,

ja, die Frage habe ich mir auch schon gestellt. Beim dem Durchmesser kommt mir nicht viel in den Sinn. Hat man damit evtl. Tiersehnen oder Pflanzenfasern "geschabt"?  :kopfkratz:

Gruß
Michael
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Sprotte

Hallo,

bei dem Gerät handelt es um einen so genannten Buchtschaber (was damit freilich "geschabt" wurde, wird sich wohl für immer unserer Kenntnis entziehen). Schau einmal unter: Gerd Sobietzky: Buchtschaber - ein neolithisches Kleingerät. In: Archäologische Berichte aus Mecklenburg-Vorpommern. Band 2 (1995). Dort sind zahlreiche derartige Schaber abgebildet.

Viele Grüße  :winke:
Sprotte

Kelten111

Jawohl Buchtschaber!
Mit solchen Geräten zumindestens in dieser Größe wurden Senen geputzt!
Größere gibts auch bamit wurden Aste entrindet unsw. :winke:

Loenne

Danke Euch für die Antworten! Wieder was gelernt.  :winke:

Vielleicht finde ich ja dort doch noch mehr Sachen.

Das Buch habe ich in meiner umfangreichen Bibliothek leider nicht gefunden.   :zwinker: :narr:

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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Kelten111

Könnte ich ein paar Fotos von der hellen Klinge rechts unten haben?
das sind bestimmt nicht alles nur Abschläge!

steinsucher

#7
Hallo Loenne, hallo Forum,

ein paar Bemerkungen zu dem nicht einzuordnenden Teil.

Diese Art von "Bucht" findet man heute oft. In den meisten Fällen ist die heftige Retusche durch moderne Geräte verursacht. Wenn man das Bild " DSC04057.jpg " ansieht, macht es auch den Eindruck, dass die Oberfläche der Retuschen in der "Bucht" nicht so glänzt wie der Rest der Oberfläche. Das bedeutet eigentlich, das die Retuschen neu sind.

Oft wird dieser Art von Retusche nachgesagt, Werkzeug für die Herstellung runder Gegenstände zu sein. Versucht es mal. Einfach mal ein Stück Holz nehmen, ein scharfes Messer nehmen und zum Vergleich ein Schabeisen mit einer scharfen, runden "Bucht". Damit mal versuchen das Holz rund zu machen. Ein normales scharfes Messer braucht weniger Kraft und ist besser zu handhaben. Und die "Bucht auf dem besagten Teil ist ja auch nicht rund, oder? Auch andere Dinge, wie Sehnen oder alle Sorten Fleisch, werden heute noch mit normalen Messern verarbeitet, nicht nur geschnitten. Warum wohl?

Darum meine Meinung: Die "Bucht" ist (basierend auf den Fotos) eine unglückliche, neuzeitlich verursachte Beschädigung.

"Buchtschaber, Nasenschaber usw..." Namen findet man für alles. Wichtig sind echte alte Arbeitsretuschen, da kann dann auch das bearbeitete Material bestimmt werden.

:schaf:

Natürlich nur Ideen,

Gruß aus Heinsberg,

Fritz.





Loenne

Hallo Jungs,

fangen wir mal mit der "hellen Klinge" unten rechts an. Das ist tatsächlich nur ein Abschlag. Die andere Seite ist ein völlig unregelmäßiger Rindenbereich. 100%ig Teil einer Vorarbeit oder Zurichtung.

Nun zu dem ominösen Schaber. Vorwegschicken möchte ich, dass mein Seelenheil nicht davon abhängt, ob es nun ein Artefakt ist oder nicht. Von daher will ich nichts schönreden, sondern nur meine objektiven Eindrücke wiedergeben. Ich kann nicht beurteilen, welche Zufälle es gibt und welche Maschinen so eine Einbuchtung erzeugen könnten. Da ich mich aber bereits selber daran versucht habe solche Kerben in Flint zu knabbern, weiß ich ungefähr wie sich der Stein verhält.

Wie man auf den folgenden Bildern unschwer erkennen kann, ist die gesamte "Retusche" (egal ob von Hand oder durch eine Maschine) nur von einer Seite ausgeführt worden. Von der "glatten" Seite aus, von wo aus keine "Retuschen" zu sehen sind, könnte man meinen, dass der Rand leicht gezackt ist. Was darauf hinweisen könnte, dass das "Loch" durch zahlreiche Werkzeugansätze geschaffen worden ist und nicht durch einen einzelnen Schlag einer Maschine (????).

Der Durchmesser der Kerbe liegt übrigens bei ca. 4 mm (in der Mitte gemessen). Dabei hat das Material am Grund eine Stärke von ca. 2 mm. Das ist ist nicht gerade einfach reinzuarbeiten.

Schaut Euch die Bilder noch mal an und dann sehen wir weiter. Wenns nichts ist, kommt es in die Tüte zu den anderen Abschlägen.  :super:

Gruß
Michael
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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steinsucher

#9
Sorry Loenne,

ich habe nicht das Teil an sich in Frage gestellt, sondern nur die "Bucht" (Das Teil ist schon ein Artefakt).  Der Stein verhält sich immer gleich. Egal, von wem oder was er Druck bekommt. Deshalb ist es auch immer schwierig. Auch eine Kreiselegge haut nur von einer Seite zu. Die erzeugt aber keine vom Menschen absichtlich erzeugten Retuschen, sondern etwas, was man mit Zufallszahlen vergleichen kann. Sieht manchmal unsauber, aber meistens gut aus. Wie sieht denn die Oberfläche aus? Glänzt sie?

Gewollte Kerben in den von Dir angegebenen Maßen in eine Klinge oder einen Abschlag aus Feuerstein einzuarbeiten ist mit etwas Übung einfach.

Aber ich habe ja schon gesagt, "mein Eindruck".

Fritz.

steinsucher

Zitat von: Kelten111 in 12. Mai 2009, 14:10:26
Jawohl Buchtschaber!
Mit solchen Geräten zumindestens in dieser Größe wurden Senen geputzt!
Größere gibts auch bamit wurden Aste entrindet unsw. :winke:

Und mit den noch größeren Bäume!

Loenne

Hallo Fritz,

der Grund der Kerbe hat den gleichen Glanzgrad wie die Oberfläche des Abschlages. Die einzelnen Retuschen sind teilweise matter - würde ich jetzt mal so sagen.

Ich bin eben noch mal schnell in die Garage und habe eine paar Kerben in einen Abschlag "geknabbert". Dafür habe ich die Hartmetallspitze eines Anreißnadel genommen. Bei einer Materialstärke von 1,5 bis 2 mm ist Schluss. Der Kraftaufwand wächst dann enorm an, um überhaupt noch ein Stück abzuknabbsen. Ab da müsste man wechselseitig arbeiten.

Lassen wir es bei einem Stein mit komischer "Bucht" - Entstehungsart unbekannt.

Ich werde Euch die Tage aber noch mit einer anderen Frage nerven.  :zwinker:

Gruß
Michael 
Mundus vult decipi, ergo decipiatur
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Der Wikinger


Also ich weiss nicht, aber in meinen Augen ist das eine ganz bewusst gemachte Kerbe !  :belehr:

steinsucher

#13
Zitat von: Der Wikinger in 13. Mai 2009, 23:33:48

Also ich weiss nicht, aber in meinen Augen ist das eine ganz bewusst gemachte Kerbe !  :belehr:

Das bezweifelt doch auch keiner, nur - wer hat sie gemacht?

Sten, nach jeder Bodenbearbeitung findest du hier bei uns zerfledderten Feuerstein auf den Äckern. Der besteht zum überwiegenden Teil aus dem Material, das im Boden vorhanden war und dann durch die "moderne" Bodenbearbeitung flächendeckend und materialzerstörend zurückgelassen wird.

Ich kann sehr wohl mesolithische Kerbreste von diesen "Buchtschabern" unterscheiden. Dabei bin ich mir nicht sicher, ob es die im Norden gab? Ich meine die Kerbreste.


Wir treffen uns morgen wieder.

steinsucher

Moin Forum,  :friede:

boa, is das peinlich. Hatte heute auch ziemlich Kopfweh. Ich sollte wirklich nach Fußball mit Bier keine Einträge mehr machen. Zumindest hat Mönchengladbach noch in der letzten Minute gewonnen.

Meine Version ist natürlich nur eine Möglichkeit und ich habe auch nur die Fotos. Warum ich plötzlich Kerbreste hier eingebracht habe, kann ich leider selbst nicht mehr nachvollziehen (siehe oben).

Schönen Abend noch,

Fritz.


Marienbad

...moin und  :winke:

die vielen Abschläge mit den Ausbuchtungen, auch ,,Pfeilschaftglätter" genannt eignen sich sehr wohl zum ,,Glätten" von div. Materialien. So ein Teil herzustellen dauert einige Sekunden und ist sicher in die Bauhausgruppe ,, Einmalgerät" einzustufen.
Ich selbst habe bestimmt schon 30 Stück oder auch noch mehr hergestellt um damit zu Arbeiten. Bei der Fertigung von Angelhaken und Querangeln aus Knochen eignen sie sich bestens um den Knochen in Form und Gestalt zu bringen. Nur muß der Winkel bei der schabenden Knochenarbeit richtig angesetzt werden. Nach einigen Übungsminuten kann es auch der unbedarfte ,,Handwerker" schaffen, aus einem Knochen Splitter ein glattes Spitzchen herzustellen. Auch alle damaligen Holzarten lassen sich mit den Ausbuchtungen in den Abschlägen zu filigranen Werkstücken zuarbeiten.

Gruss Manfred