Flintknolle oder Werkzeug?

Begonnen von fuchs, 19. November 2009, 18:40:50

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fuchs

Mal eine vorsichtige Frage: ist diese Flintknolle ein Geofakt oder ein Artefakt? Liegt auf jeden Fall gut in der Hand. Ist mir zu schade zum Wegwerfen, auch wenn die Aussicht auf Werkzeug wohl nicht so groß ist.
Ich bitte um schonungslos ehrliche Antworten.

Marienbad

Moin Fuchs,   :winke:

das ist eine Knolle.......(Nüsse können damit geknackt werden) :zwinker:

Gruß  Manfred

Khamsin

Moin!

Schon wieder jemand, der "gut in der Hand liegt"! Was lernen wir, was lerne ich daraus?
Dazu von mir abschliessend: Der Griff von einem Pömpel liegt auch gut in der Hand.

HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"


rolfpeter

Zitat von: Khamsin in 19. November 2009, 19:28:28
Dazu von mir abschliessend: Der Griff von einem Pömpel liegt auch gut in der Hand.

Der ist ja auch ein nützliches Gerät!

Aber die Knolle natürlich nicht.

HG
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

steinsucher

Zitat von: rolfpeter in 19. November 2009, 20:56:16
Zitat von: Khamsin in 19. November 2009, 19:28:28
Dazu von mir abschliessend: Der Griff von einem Pömpel liegt auch gut in der Hand.

Der ist ja auch ein nützliches Gerät!

Aber die Knolle natürlich nicht.

HG
RP



Ein Gerät war die Knolle eher nicht. Aber nützlich? Warum nicht. Wenn sie links vom Vater Rhein in die Schotter geraten ist, (Sie sieht so aus) wäre es ja eine Maas-Schotter-Knolle. Die wäre sicher für viele "Steinzeitler" ein nützlicher Rohstoff gewesen. Ich würde sie in eine Sammlung für potentielles Rohmaterial tun.

:idee:

der Steinsucher.

fuchs

Hallo Steinsucher, meinst du ich soll die zum Flintschlagen zur Seite legen oder daß die Knolle im steinzeitlichen Zusammenhang als Rohmaterial eingesammelt worden ist?
Letzteres würde ich ausschließen, da an dem Hang Maasschotter häufig (natürlich) auftritt. Ich habe aber an anderer Stelle eine Knolle gefunden, wo kein Schotter in oberflächennahen Schichten auftritt, da ist es wahrscheinlich, daß die Knolle human moved ist.

steinsucher

Hallo fuchs,

wenn die eingesammelt worden wäre, hätte sie auch jemand zerlegt. Das könntest Du jetzt aber machen. Dabei kommt dann die Qualität und die Färbung zu Tage. Aber immer schön vorsichtig und alles so entsorgen und kennzeichnen, dass nicht in zehn Jahren jemand einen "neuen steinzeitlichen Schlagplatz" entdeckt.

Gruß vom Steinsucher.

fuchs

Muß sowas nicht "bergfrisch" sein?

sven

Das würde mich auch mal interessieren. Wenn die Steinzeitler nur bergfrische Feuersteine verwendet haben, wo haben sie das Rohmaterial auf die Schnelle hergenommen, wenn sie mal eben eine neun Klinge brauchten? Hätten sie da nicht Depots eingerichtet? Mir ist nicht bekannt, daß Gruben mit Feuersteinknollendepots gefunden wurden. Diese müßte es aber doch zu Hauf geben, oder? Bleibt noch die Möglichkeit, daß die Steine immer am Fundort bearbeitet wurden. Klingendeponierungen sind mir bekannt. Das würde auch erklären, warum man so viele Artefakte findet, die keine Gebrauchsspuren aufweisen. Wann findet man schon einmal eine Klinge mit Sichelglanz? Es wurden einfach mal viel mehr Klingen auf Vorrat hergestellt, als gebraucht wurden. Das nur mal "kurz", was mir gerade so durch den Kopf geht.

Viele Grüße

Sven

arriba

Wenn der Flint "Bergfrisch" sein müsste, dann würden wir hier nicht ein einziges Artefakt finden  :zwinker: 

fuchs

OK, dann hau ich mal ein bisschen drauf rum.  @ Sven, ich habe mal was von "ad hoc" Geräten gehört. Das sind zB grobe Abschläge ohne weitere Bearbeitung, die aber Gebrauchsspuren aufweisen. Ich glaube Grahmann/Müller-Beck.
Klingen auf Vorrat klingt logisch, die werden einen Kern wohl in einem Rutsch aufgebraucht haben. Würden wir ja auch so machen, Arbeitsorganisation und -optimierung. Ich hol auch immer gleich drei Bier aus dem Keller. :prost:

steinsucher

Zitat von: fuchs in 20. November 2009, 19:02:42
Muß sowas nicht "bergfrisch" sein?

Träumst Du auch von feuchtem "bergfrischem" Feuerstein? (der war gar nicht feucht)

Das ist wie mit Wasser, hatte nicht jeder.

Der andere hat aber auch funktioniert, ohne Wasser ging es aber nicht.

Finde den Kommentar jetzt nicht so doll, will aber in die Kissen.

Gruß, der Steinsucher.

Khamsin

Moin!

@Fuchs und alle anderen "bergfrischen": Das muss so bergfrisch sein, wie die LBKler in "Kurvokomplexbauten" gelebt haben! Und haben Letztere das? Zugegebenermassen: Zu Zeiten von Grahmann & Müller-Beck wurde das Konzept der Bergfrische noch in Forschung und Lehre vertreten.
Glücklicherweise sind diese Zeiten aber vorbei, und es wurde schon vor Jahren erkannt, dass die Bergfrischgläubigen dummes Zeug unreflektiert nachquatschen!
Heute würde man sie in die Gruppe jener einordnen, die an Zitronen faltende Schmetterlinge glauben.
Habe schon einige Male dazu Stellung genommen und absolut keine Lust mehr, das nochmal zu tun. Irgendwo kann man das hier im Forum nachlesen.

HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

arriba

Wow, gabs dass wirklich Khamsin!? Ich wäre im Leben nicht auf solche gedanken kommen.....  :narr: Habe mich schon über die Frage gewundert.... :kopfkratz: Dafür stelle ich eben andere unmögliche Fragen  :zwinker:  :narr:

:winke: Rikke

Khamsin

Moin Rikke!

Ja, das gab´s, unglaublich, aber wahr! Und zwar bis in die 1940-50er Jahre. Man muss sich das einmal vorstellen: Da haben jene Archäologen allen Ernstes vermutet - bestes Beispiel anlässlich der ersten veritablen Grossgrabung einer LBK-Siedlung in Köln-Lindenthal 1929-1931 - dass die frühneolithischen Bauern in jenen Befunden gewohnt haben, die wir seit Jahrzehnten als Gruben/Abfallgruben/Grubenkomplexe kennen! Während die wirklichen Hausgrundrisse aus "Scheunen" gedeutet worden sind.

Ein schöneres Beispiel für eurozentrisches Denken kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen. Davon gibt es übrigens diverse Beispiele in der Ur- und Frühgeschichtsforschung, auch und gerne beim Frühneolithikum.

So z.B. die mittlerweile unhaltbare Ansicht, die damaligen Bauern hätten ihr Trinkwasser aus den Oberflächengewässern entnommen, und dies sei der Grund, warum in der Bandkeramik ein sehr, sehr starker Bezug der Siedlungen auf das Gewässernetz nachweisbar sei. Dass indes die Siedlungen bis zu 500 m Entfernung von den Bächen und Flüssen in gewässerparallelen Korridoren angetroffen werden, spielt bei dieser Überlegung gar keine Rolle, von einigen bis zu 3 km entfernt liegenden Siedlungen einmal ganz abgesehen!
Völlig unreflektiert wurde rd. 100 Jahre lang von den Archäologen damit in Kauf genommen, dass die Menschen teilweise bis zu 6 km hätten gehen müssen, um sich z.B. die Zähne zu putzen oder Trinkwasser zu holen.
Aber klar, "das war ja Steinzeit, und die hatten ja Zeit"! Ein nicht nur von archäologischen Laien gerne in Feld geführte Argument für die vorstehend erwähnte dumme Vermutung.

Rikke, Deine Fragen sind mir immer willkommen!

HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

fuchs

Das mit den Scmetterlingen ist echt gut, da fällt mir ein, daß Olivenöl aus Oliven ist und Babyöl...?
Danke für die Antwort, wieder was gelernt, ich stecke ja noch in den Anfängen.

Khamsin

Moin!

@ Fuchs: Wenig, um nicht zu sagen nichts, geht über guten Humor. Das mit dem Öls aus Babys kannte ich noch nicht, danke!

HG KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

fuchs

Geht auch mit Puder und Brei... :-D