Universalküchengerät aus Amphibolith

Begonnen von Slaware, 20. Mai 2010, 12:08:27

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Slaware

Hier ein schönes Gegenstück zu einer Reibschale das sich gestern auf einer LBK Stelle fand: Schlagen, zerkleinern, drücken, verreiben - eigentlich ein "Kenwood des Neolithikums".
Grüß Euch und Gut Fund,
Slaware

thovalo

#1
 :winke:

Sieht nach einer sekundär verwursteten kräftigen Dechselklinge aus!

Keine allzu "übliche" überlieferte sekundäre Verwendung für diese Gerätegruppe und Zeitstellung, oder?



Huston! bestätigen sie!!!!! Roger
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Slaware

Phuiii - eine gescheite Idee die Du da hast, allein ich zögere mit dem Hurraa-Schreien. Erstens weil ich schon zweimal sowas ähnliches hatte, einmal mit noch kreisrunderem Querschnitt und viel schwerer ausgeführt, das andere ist überhaupt ein langschmales Quarzgeröll das an einer Spitze diese klassischen Spuren hatte. Also beide Male sicherlich nicht aus einer Dechsel entstanden, auch habe ich nur eine hochrückige Dechsel von dort, ein für dort seeehr seltener Fund. AUch seltsam: beide Seiten "verhaut"?
Aber anderseits spricht dieses langsame Ansteigen und auch der Querschnitt wirklich sehr dafür ...

Aber ja, ein rares Ding das man sich erarbeiten muss, und das macht es noch schöner.
Nachdenkend und danke!
Slaware

thovalo

#3
So wie ich das hier aus Funden aus dem Rheinland auch von eigenen Fundbelegen her kenne, kommen "bipolar", von beiden Seiten als Klopfgeräte/Retuscheure abgearbeitete BEILklingen auch nicht allzu oft vor, aber es gibt sie!

An Deinem Stück ist eben auch das Material Amphibolith auffallend und wäre zumindest ein weiters Indiz für einen möglicherweise sekundär verwendeten Hiebgeräteeinsatz.

Erscheint Dir die plane Unterseite überschliffen?   :glotz:


Wenn Du mal eine nähere Übersicht brauchen kannst empfehle ich Dir diesen "link" (ist nicht nur für die engere Region hier informativ!):

http://steine-scherben.de/index.htm
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

sven

Hallo Slaware,

das sieht meinem Fund aus Mitteldeutschland verdammt ähnlich  :glotz: . Das ist bestätigt als zweitverwendetes schmal-hohes Dechselklingenstück. Auch Dein Stück dürfte aus dem für die Bandkeramik typischen Amphibolit sein.  :super:

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,39137.msg235099.html#msg235099

Viele Grüße

Sven

Slaware

Ihr habt mich überzeugt - und Sven hier schließt sich auch ein Kreis: bei Deinem Stück damals hatte ich die beiden Stücke als Vergleich gebracht auf die ich auch hier verwiesen hatte. Und Thovalo danke für den Link, aber selbstverständlich kenne ich sie schon und genieße es, dort zu betrachten.
Zum Amphibolith: Ich bin aus Niederösterreich, knapp südlich der Donau. Flintbeile gibt es gar keine hier (nur Klingen / Bohrer), und Beil / Dechsel ist bei uns automatisch Amphibolith / Amphibolgneis / Gneis oder Verwandte wie Diallag-Serpentinit.

Dank und Grüße Slaware

rolfpeter

Servus,

ja, das war eindeutig eine schmalhohe Dechselklinge, wie man das am 2. Foto erkennt.

@ thovalo:
einerseits stimme ich Dir zu, andererseits nicht.

Klopfsteine aus Amphibolitdechselklingen scheinen hier im Westen tatsächlich selten zu sein. Von den 40 Amphibolitdechseln, die ich bis dato gefunden habe, trägt nur eine einzige ansatzweise Klopfspuren (862.jpg). Vielleicht war das edle Gestein hier zu wertvoll und man hat die Klingen immer weiter aufgearbeitet und schließlich zum toten Opa ins kühle Grab gelegt?

Bei jüngeren Felsgesteinbeilen (2022.jpg) ist das hier vollkommen anders. Die sind zum überwiegenden Teil zu Klopfern geworden und meist auch mit bipolarer Benutzung. Und auch Flintbeile, vorzugsweise solche aus Valkenburger Flint (3367).jpg, waren zu ihrem Lebensende doppelt bekloppt.

HG
RP

Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

thovalo

#7
Hm, das scheint dann hier auf dem Platz (und überhaupt rechts des Niederrheins) zu variieren.  :kopfkratz:

Mir fällt nur eine Felsgesteinbeilklinge von Dutzenden ein, die überhaupt als Klopfstein (auch bipolar) verwendet worden ist. Und die besteht gerade aus einem hoch exotischen Gestein!

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,42275.0.html


Dazu eine Silexbeilklinge aus Valkenburg (Neufund), zwei aus Lousberg, eine aus einem kleineren Bruchstück von einer Beilklinge aus "taubengrauen" Feuerstein.


Ob das auch ein kulturell oder chronologisch bedingtes Phänomen ist?

Hier liegen allerdings hoch überproportioinal uni- und bipolar verwendete Gerölle aus allen möglichen Felsgesteinvarieäten vor.


Sicher war das Angebot an geeigneten Geröllen hier größer als im Lößgebiet!


Wieder ein neuer regional gebundener Aspekt!

:winke:


PS: bei Fiedler und Hoof werden als Schlagsteine abgenutzte Beilklingen kaum aufgeführt!
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

sven

Interessanterweise habe ich meinen bipolar verwendeten "Klopfamphibolit" zwar im Lößgroßraum aber unmittelbar am Rand einer eiszeitlichen Aufschüttung mit unterschiedlichsten auch als Klofstein verwendbaren Geschiebesteinen. Es war also nicht der Mangel an verwendbaren einheimischen Steinen, der dazu geführt hat, den Amphibolit umzufunktionieren. Aber man hätte schon noch eine schöne kleine Dechselklinge daraus fertigen können. Dafür scheint das Material ja bestens geeignet zu sein.

Viele Grüße

Sven