ungewöhnlicher Silexabschlag

Begonnen von sven, 08. Oktober 2010, 18:04:55

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sven

Hallo,

den hier gezeigten großen Abschlag habe ich von einer bandkeramischen Fundstelle in Mitteldeutschland.
Ich halte ihn für einen Kappenabschlag von einer Feuersteinknolle, die innen wie patiniert wirkt. Die großen Retuschen, die ihn zum Schaber machen, könnten auch Schlagbahnenenden vorheriger Klingenabschläge sein.
Bemerkenswert ist auch noch der hervorragende Schlagbuckel.  :glotz:

Viele Grüße

Sven

queque

Hallo Sven,

ein schöner neolithischer Kratzer mit prägnanter Arbeitskante.
Glückwunsch :Danke2:
Bastl

sven

Hallo,

das Artefakt wurde inzwischen als mittelpaläolithischer Schaber bestimmt. Sein exzelenter Erhaltungszustand verwunderte allerdings die Experten, sie stellten ihn an das Ende dieser Epoche.

Viele Grüße

Sven

thovalo

#3
Lieber Sven,

nimm die jetzt folgende Formulierung bitte nicht als Abwertung oder als böse ironisch gemeint ...

dieses Artefakt ist so GEWÖHNLICH wie ICH (selber  :zwinker: ) die Datierung und Ansprache DANN vollkommen außergewöhnlich finden würde, wenn es sich um einen Oberflächenfund ohne weitere Beifunde handelt. Selbst wenn ein reiches mittelpaläolithisches Oberflächenfundinventar vorliegen würde (wenn das so wäre) IST das dann, wenn überhaupt und bestenfalls immer noch "möglicherweise" ein  mittelpaläolithisches Artefakt ......   ein Facharchäologe für paläolithische Artefakte würde gerade bei einem vollkommen unspezifisch ausgebildeten Oberflächenfund nie klar sagen: das IST ....  .... "Experten" vielleicht schon eher  :kopfkratz: ....  das kann ich Dir aus intensivster eigener Erfahrung klar sagen!

Wie wurde diese Ansprache begründet? DIESES Artfakt, mit allen Ecken und Kanten, ist ein sehr simpel entstandener SCHABER .... von weisnichwann .....  und den Anschein der "Patinierung" bildet die natürlich entstandene Abbildung der Fossilisation des Kieselgels, das aus abgestorbenen organischen Substanzen gebildet worden ist. Eigentlich auch ein absolut natürlich-übliches Phänomen .....   im Gegensatz zur fabelhaften Datierung .... 

LG  thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

sven

Hallo Thomas,

ich gebe Dir Recht, ich bin auch etwas verwundert, daß die Archäologen das Artefakt mit wenig Zweifeln so datieren können. Zumal es tatsächlich der erste paläolithische Fund (tatsächlich ein Lesefund) von diesem Acker wäre. Allerdings werden weitere paläolithische Funde aus der Nähe in eiszeitlichen Ablagerungen beschrieben. Diese sind dann allerdings patiniert und weisen Wasser- oder Wüstenglanz auf. Mein Fund hat weder Patina noch Glanz. Ich frage mich auch, warum es nicht im Neolithikum entstanden sein könnte. Dann ist es allerdings kein typisches Gerät, oder?

Viele Grüße

Sven

thovalo

 :winke:

Erstmal bin ich froh, das Du meine Ansicht teilen kannst!

Dein Fund ist ein klares Artefakt aber vollkommen unspezifisch. Die einzige Vorstellung die ich haben könnte ist, das es eben diese sehr schlichte Zurichtungsweise sein soll, die für ein hohes Alter in Anspruch genommen wird, aber das ist so nicht fachlich zu vertreten! Schon gar nicht, wenn es ein Oberflächenfundbeleg ist und tatsächlich kein unmittelbarer Zusammenhang zu anderen typologisch klar identifizierbaren Oberflächenfunden des Mittelpaläolithikums (z.B. bifazielle Gerätschaften) besteht!

Halte Dein Stück in Ehren und den Datierungsrahmen besser weit(er) offen!   lG  thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Mark77

Also ich hätte mit der Datierung ins MP keine Probleme!

Das Stück sieht stark nach einem Schaber aus. Grade MP ist auf Freilandfundstellen nicht selten singulär anzutreffen.
Solche Funde macht man bei uns auf der Alb auch des öfteren.

Klasse Fund und MP? JA! :winke:

Schöne Grüße,
Markus

thovalo

#7
JA .............. wenn doch nur Vieles so schlicht und einfach argumentativ zu klären wäre!
Da denke ich einfach immer wieder viel zu kompliziert!      :super:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wutach

Hallo Thomas,

so kompliziert ist die Sache doch gar nicht. Typologisch ist es ein Schaber des Mittelpaläolithikums. Solche Stücke können aber sehr wohl auch in späteren Perioden vereinzelt auftreten. Gerade die von Sven selbst aufgeführten Beobachtungen lassen Zweifel an dem hohen Alter zu, sodass man, wie Du ja richtig sagst, vorläufig auf eine endgültige Einordnung verzichten sollte. Die Tatsache, das es sich um einen vereinzelten Oberflächenfund handelt, trägt zu dieser Einschätzung aber wenig bei. Über Funde aus gesicherten Straten wird ja hier in der Regel ohnehin nicht diskutiert. Ausserdem könnte deshalb dieser Einwand dann generell hier geltend gemacht werden, es sei denn es ist ohnehin alles klar.
FG Marc.

StoneMan

Zitat von: sven in 08. Oktober 2010, 18:04:55
[...]
...
Bemerkenswert ist auch noch der hervorragende Schlagbuckel.  :glotz:
...
Diese herausragenden kegelartigen Schlagbuckel sind gar nicht so selten, neben hier in den Foren gezeigten,
habe ich selber auch zwei oder drei Exemplare aus dem Norden.

Ich kann mich Deinem Kappenabschlag .... mit Schlagbahnen gut anfreunden.

Interessantes Stück.

Gruß

Jürgen
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Antoine de Saint-Exupéry