Hallo Christian,

zu den eher der älteren Stufe des Norddeutschen/Dänischen Neolithikums gehören die
dünnackigen Äxte, wonach es mir bei dem Foto      " rps20140317_214148.jpg "  aussieht.

Die eher im Profil vierkantigen und dicknackigen Geräte wie  "rps20140317_214101.jpg"
und   "rps20140317_215613.jpg"   deuten auf die sich anschliessenden Stufen der
Jungstein- und Bronzezeit hin.

Soweit die auf Anhieb erkannten 'signifikanten Artefakttypen', wie Thomas anmerkt.

Die vielen Kratzer aus Abschlägen und mehr oder minder kurzen Klingen, passen ins Bild
einer Siedlungsstelle der Trichterbecherkultur oder auch der folgenden Stufen.

Die vielen Abschläge passen ebenfalls, sind aber einzeln nicht datierbar.

Die gezeigten Klingen sind als solche anzusprechen, jedoch nicht wirklich kanten-parallele
handwerkliche Spitzenprodukte. Sie können keiner bestimmten Zeitzugerechnet werden

Das mit Foto:  " rps20140317_214735.jpg "  gezeigte Teil passt schon ins Bild eines
"skeskrabers" im Dänischen. Ins Deutsche übersetzt wär es ein "Löffelkratzer".

Das Fehlen von mesolithischen Kernbeilen und insbesondere von Scheibenbeilen schließt
die Erteböllekultur hier aus.

Möglicherweise sind solche Siedlungen in deinem Suchgebiet heute unter Wasser -
wegen der nacheiszeitlichen Landabsenkung im Bereich der deutschen Ostseeküste.
Diese Landsenkung existiert unabhängig vom Meeresspiegelanstieg, der in der
Wirkung auf die Küstenlinie noch zusätzlich existiert.

Nach dem anfänglichen Schock über die Fülle - ich glaube Du hast hier einen Bilderrekord
aufgestellt - kommt gut zum Ausdruck, dass der Rohstoff in  Überfluss vorhanden war
und wahrscheinlich jedermann in einer solchen Siedlung auch fröhlich drauflos produzieren
konnte - für den alltäglichen Bedarf und zum Horror der Archäologen, die eine solche
Fülle von 'Abfall-Abschlägen' irgendwie zu bewältigen haben.

LG

Jan

Kurzes Feedback:

"Hast Du mal Kontakt zur ALSH Außenstelle in Neumünster mit Ingo Clausen aufgenommen?"

ja ich habe Ihm heute eine Email geschikt mit dem Link hier zum Forum für den ersten Einduck.
Mal sehen was kommt, würde mich freuen mit Ihm mal zu sprechen und von seinen Erfahrungen etwas mitzunehmen.

Jan:

Ganz herzlichen Dank, für die Ausführungen und die Zeit die Du dafür investiert hast!  
Damit kann ich doch etwas anfangen und habe auch schon wieder etwas gelernt.

Deine Aussage:
"...wahrscheinlich jedermann in einer solchen Siedlung auch fröhlich drauflos produzieren
konnte - für den alltäglichen Bedarf"
finde ich vollkommen passend, immer wieder finde ich hier die schönsten Formen und Verarbeitungen von Artefakten, aber so wie ich es hier zeige sind fast alle Stücke sehr grob bearbeitet und weisen dennoch gebrauchsretuschen auf. Hier waren zu 95% auf jedenfall keine "Künstler" am Werk.

So bin mal gespannt was hier noch so kommt und ob sich Herr Clausen meldet.

P.s. Auf 2 Bildern 212744.jpg, 212753.jpg sind 2 Klingen mit Sichelglanz zu sehen. Soll ja vom intensiven Gebrauch von Sicheln oder Sicheleinsätzen beim Pflanzenschneiden und der dabei austretenden Kieselsäure entstehen, ist das gesichert oder nur eine Vermutung?

Besonders gefreut habe ich mich über den vermutlichen Mahlstein Bild 214217.jpg und einen dazugehörigen Läufer 214226.jpg.

Ach und diesen halb versteinerten Zahn ( Tier ) von diesem Feld kann ich euch einfach nicht vorenthalten. Vielleicht kann ja einer das Ding zu einen Tier zuordnen.

LG Christian

Hallo Christian,

der Zahn ist ein Backenzahn von einem Pferd.

Zu den Artefakten gibt es Berufenere da sich das Fundspektrum doch sehr von meinem im Süden unterscheidet und auch die Fülle nicht vergleichbar ist.

LG Augustin

Zitat von: Pipin in 18. März 2014, 17:59:47
Kurzes Feedback:

"Hast Du mal Kontakt zur ALSH Außenstelle in Neumünster mit Ingo Clausen aufgenommen?"

ja ich habe Ihm heute eine Email geschikt mit dem Link hier zum Forum für den ersten Einduck.
Mal sehen was kommt, würde mich freuen mit Ihm mal zu sprechen und von seinen Erfahrungen etwas mitzunehmen.

Jan:

....

Besser ist es Du schickst Deine Fotos per Mail oder noch besser machst einen Termin mit ihm aus.

Die Funde kann er hier nicht sehen, da er nicht angemeldet ist

Zitat von: thovalo in 18. März 2014, 10:02:18
Kratzer, Beilklingenbelge, Pfeilspitzen, Klingen mit Retuschen, also Alles was kulturspezifisch signifikant ist oder sein kann. Aus diesen Gruppen finde ich hier nichts konkretes wieder.

Hallo,

ich allerdings erkenne - neben einer Unmenge von Abschlägen und Klingen und einigen wenigen Stücken, deren Artefaktcharakter zumindest zweifelhaft ist - eine Anzahl von Kratzern, mehrere bruchstückhaft erhaltene Flintbeile (teils mit deutlichem Schliff) sowie das Bruchstück eines ungeschliffenen Flintmeißels. Das Fundmaterial ist sehr einheitlich und meiner Ansicht ausschließlich neolithisch. Die Beilbruchstücke weisen sowohl auf Flintbeile hin, deren Schmalseiten geschliffen waren, als auch auf solche, deren Schmalseiten ungeschliffen waren. Letztere sind in Norddeutschland (z.B. Schleswig-Holstein, aber auch Mecklenburg-Vorpommern) eher für jüngere Phasen des Neolithikums typisch.

Viele Grüße
Sprotte

Hi,

es ist hier sicherlich auch lohnend, nach Keramik Ausschau zu halten.
Zum Beispiel mit Granitgrus gemagerte Scherben könnten aus tieferen
Bodenschichten hochgepflügt werden.

Aber vielleicht machst Du das schon.

LG

Jan

Hallo Sprotte,

danke für deine Einschätzung und die detailierte Begründung dazu. Am Mittwoch werde ich mich mit meinen Fundsachen bepacken und Nach Neumündter zu Herrn Clausen fahren. Er hat schon ne Menge ausgebuddelt und abgesucht. Ich berichte dann später.

Moin Jan,

ja das mache ich aber bislang noch nichts gefunden.
Du bist der Erste dem ich Berichte bei einem Fundstück.

Mfg 

Hallo  

ich habe gesagt, ich schreibe Euch nach dem Termin mit Herrn Clausen aus Neumünster ( Schleswig-Holstein, archeologisches Landesamt ). Herr Clausen datierte die Funde in das Spätneolithikum.
Interessant fand er einige Klingen die eine auffällige Flintoberfläche aufweisen. Er sprach davon, dass es sich hier um Klingen aus dem Mesolithikum ( Ahrensburger Kultur ) handeln könnte, da die Oberfläche wie durch Sandstrahlen mattglänzend aus dem sonstigen Fundspektrum herausstachen und Ihn stark an ähnliche Ausgrabungsstücke aus dieser Zeit erinnerten.

So dies kurz zum Stand der Dinge. Euch allen weiterhin viel Spaß und Erfolg beim Suchen.
Gruß Christian

Super    dass der Fundplatz nun offiziell ist ! Ich bin auch schon in NMS mit Steinen gewesen und finde es immer sehr nett dort!

Ich konnte es nicht lassen war über Ostern für ne Stunde noch mal am suchen. Hier die Ergebnisse vom Fundplatz:

1. Alle möglichen Arten von Schabern oder Kratzern vielleicht bestimmt hier einer genauer?
Der Schaber 222801 scheint zu einem Stichel nachgearbeitet worden zu sein. Was sagt Ihr dazu?

2. Einige interessante Funde die darauf warten von einem Experten bestimmt zu werden:

3. Bohrer

Hallo Christian,

schön, dass Du uns in dieser spannenden und reich bebilderten Fundgeschichte auf dem laufenden hältst.

Die Einschätzung Deines Archäologen ins (späte) Neolithikum ist nachvollziehbar.

Für die Vermutung, Zitat: "dass es sich hier um Klingen aus dem Mesolithikum ( Ahrensburger Kultur ) handeln könnte",
fehlen mir die Kanten parallelen  Klingen und  Klingenenschaber.
Die haben ein anderes Erscheinungsbild, als die hier vorgestellten Abschlagschaber.

Schön, dass Dich die Sammelwut gepackt hat. Die Zeit dürfte günstig sein?

LG

Jan

Hallo Jan,

ich habe bislang 1/3 von dem gezeigt was ich da gefunden habe und auch nicht sortiert. Aber ich habe mir gestern Nacht die Mühe gemacht und die Stücke rausgesucht die er damit meinte. Achtung er vermutet hier etwas, er sagte nicht dass es so wäre.

  Moin Moin,

es gibt weitere Funde zu vermelden. Viel Spaß beim schauen:

Ertebølle Kultur?

oder Federmessergruppe ?

Wer hat dazu ne Idee?

Moin Christian,
bis jetzt sehe ich in Deinen Stücken nur eindeutiges Neolithikum. Auch in den zu letzt gezeigten Stücken. Die kleinen Kratzer werden in der nordischen Literatur als Spielsteine bezeichnet.
Die Mutmaßung von Ingo ist mir schleierhaft. Da must Du wohl erst einmal eine passende Spitze dazu finden.
Gruß Klaus

Moin Claus,

herzlichen Dank für die Einschätzung als "Spielstein".

Ich sehe hier eher einen Daumennagelkratzer der ebenfalls in der nordischen Literatur ausreichend belegt wird. Und damit bleibt der Verdacht auf Jungpaläolitikum gegeben. Die an dem Fundstück zu sehende Politur / matte Oberfläche infolge von Sanddrift wäre auch plausibel.

Leider fehlen zu dieser Vermutung noch die Leitfunde. Mal sehen was noch kommt.

Moin Christian,
zur Ergänzung, die Daumennagelkratzer kommen auf meinen Magelmoseplätzen auch zu hauf vor und sind somit nicht zwangsläufig paläolithisch.
LG Klaus

Moin Klaus,

da hast du ja vollkommen recht. Das ist ja die Krux,
reine Vermutungen bleiben es eben solange man
nichts Beweisen kann. Leider habe ich erst 6 mal auf den 2 aneinander anschließenden Feldern gesucht und es fehlen mir noch die Leitfunde für meine These. Aber ist es nicht auch genau das, was unseren Ehrgeiz weckt? Man findet einen Platz mit Artefakten, und fängt an durch die Funde geleitet sich ein Bild von diesem Ort zu machen. Und dann stellt man weitere Fragen und sucht dazu die Antworten. In meinem Fall ist es so, dass dieser Ort nachweislich vom Neolithikum über die Bronzezeit bis heute besiedelt oder zumindest genutzt wurde. Einige Funde lassen aber Vermutungen zum Mesolithikum oder sogar Paläolithikum zu, und nun suche ich die Antworten. Meine Funde stelle ich hier zur Ansicht weil ich diese Entwicklung sehr spannend finde und es teilen möchte mit denen, die auch daran Spaß haben. Es bleibt also die Vermutung und ich halte Euch hier auf dem Laufenden.