Typischer Klingenkernstein

Begonnen von rolfpeter, 08. April 2007, 13:09:05

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rolfpeter

Servus Freunde,

vom gleichen Platz, wo das zerbrochene graue Beil herstammt, ein schöner Klingenkern aus Rijckholt-Flint. Man erkennt gut, wie die Klingen am Kern abgelaufen sind und auch die präparierte Schlagfläche ist gut erhalten.
Das geschliffene Beil ist sicherlich jungneolithisch. Der Kern auch? Wurden im Jungneolithikum im Rheinland Klingenkerne benutzt oder wurden grundsätzlich fertige Klingen importiert?

Schaut schonmal die Bilder.





Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger


Der Klingenkern ist so schön, dass man fast weinen könnte !!!  :heul:

Wirklich ein Klassefund, und auch recht selten glaube ich mit dieser präparierten Schlagfläche, die ja normalerweise flach ist.
Diese gibt es auch bei uns in der Mittelneolithischen Periode. Sie sind auf den Fundorten recht selten, werden aber öfter in Mooren und auf speziellen Klingenherstellungsstellen gefunden.
Wie es bei Euch ist weiss ich nicht, aber bei uns meint man, dass es besondere "Schlagplätze" gab, wo man Klingen hergestellt hat.

Der schönste Klingenkern, den ich seit vielen Jahren gesehen habe !!!  :winke:


rolfpeter

Danke lieber Agersoe  :prost:

Ich habe natürlich die "Schokoladenseite" des Kerns fotografiert. An der Schlagfläche sieht man ja, daß der Kern einst zerbrochen ist. Aber es ist  wirklich ein typischer Klingenkern wie aus dem Lehrbuch.
Ob es Schlagplätze gegeben hat weiß ich nicht. Aus dem hier besonders gut erforschten Altneolithikum ist allerdings bekannt, daß nur bestimmte Siedlungen das Rohmaterial importiert haben und die umliegenden Höfe von dort versorgt wurden. Ich selbst habe eine MK-Stelle gefunden, wo besonders häufig Lousberg-Abschläge vorkommen. Ich vermute, daß die am Lousberg in Aachen hergestellten Beilrohlinge an diesem Platz zu den geschliffenen Beilen fertiggestellt wurden. (ist aber 1500 Jahre nach LBK)
Mittelneolithikum würde m.E. auch zu dem Kern passen. Das geschliffene Beil von der gleichen Fundstelle braucht ja nicht unbedingt aus der gleichen Kultur zu stammen.

Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger

Zitat von: rolfpeter in 08. April 2007, 14:16:17
Ich habe natürlich die "Schokoladenseite" des Kerns fotografiert.

:narr:

Übrigens RP:

Hast du die kleine, feine, viereckige Versteinerung auf der Schlagfläche bemerkt ??   :-D

rolfpeter

Zitat von: agersoe in 08. April 2007, 14:20:42
Hast du die kleine, feine, viereckige Versteinerung auf der Schlagfläche bemerkt ??   :-D

Ja klar, habe ich! Ist das eine Versteinerung oder sind diese kubischen Einschlüsse Kristalle (Pyrit oder ähnliches)?
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Der Wikinger


Ich tendiere ganz klar zu Versteinerung wegen der kleinen Spitze in der Mitte !!

Kristalline Einschlüsse in Flint sehen ganz anders aus, da wäre dort auch ein Hohlraum.

Ich habe mal gesucht, aber ich finde diese Versteinerung jetzt nicht, es würde mich aber nicht wundern,
wenn sie in die Kreidezeit datieren würde !!  :zwinker:

Vielleicht könntest du ja das Foto in Fossilien-Kategorie posten !!  :cop:

:winke:

Khamsin

Salaam!

Yep, "cores like these don´t grow on trees", wer wollte das bezweifeln. Alt- bis mittelneolithisch wg. der Schlagfläche mit Tendenz zum Altneolithikum wg. des Materiales Rijckholt!

Agersoe, im Einflussbereich von LBK und anschliessendem Mittelneolithikum, d. h. über rd. 700 Jahre Dauer, was ja kein geringer Zeitraum ist, sind präparierte Schlagflächen an RESTKERNEN alles andere als selten; sie sind vielmehr die Regel. Und deshalb gibt es nicht nur solche Restkerne mit entsprechenden Schlagflächen zu Tausenden, sondern auch die unabdingbaren sog. Kerntabletts, die im Laufe der Klingenextraktion von solchen Kernen "notgedrungen" abgetrennt werden mussten (wieder mal auf den Punkt gebracht im Französischen mit dem Terminus "ravivage", "Wiederbelebung") zu Zehntausenden, denn jeder Kern lieferte mehrere solcher Tabletts. Eine Zusammensetzung eines Kernes mit 6 übereinanderpassenden Tabletts (deren Durchmesser naturgemäss immer kleiner wurden!) hat Louis Eloy in den 1950er Jahren in den Chercheurs de la Wallonie vorgelegt!

Freilich, die allererste Schlagfläche war naturgemäss immer glatt, wurde aber schon beim Abbau der 2. oder 3. Klinge aus Richtung der Abbaufläche per Punch präpariert.

Gerne schliesse ich mich Eurer Meinung an: Selten habe ich einen solch traumhaften Klingenkern gesehen; Gratulation an den Finder, ein würdiger Abschlussfund der Saison!

Beste Grüsse KIS
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger

Zitat von: Khamsin in 08. April 2007, 19:40:43
Salaam!

Yep, "cores like these don´t grow on trees", wer wollte das bezweifeln. Alt- bis mittelneolithisch wg. der Schlagfläche mit Tendenz zum Altneolithikum wg. des Materiales Rijckholt!

Agersoe, im Einflussbereich von LBK und anschliessendem Mittelneolithikum, d. h. über rd. 700 Jahre Dauer, was ja kein geringer Zeitraum ist, sind präparierte Schlagflächen an RESTKERNEN alles andere als selten; sie sind vielmehr die Regel. Und deshalb gibt es nicht nur solche Restkerne mit entsprechenden Schlagflächen zu Tausenden, sondern auch die unabdingbaren sog. Kerntabletts, die im Laufe der Klingenextraktion von solchen Kernen "notgedrungen" abgetrennt werden mussten (wieder mal auf den Punkt gebracht im Französischen mit dem Terminus "ravivage", "Wiederbelebung") zu Zehntausenden, denn jeder Kern lieferte mehrere solcher Tabletts. Eine Zusammensetzung eines Kernes mit 6 übereinanderpassenden Tabletts (deren Durchmesser naturgemäss immer kleiner wurden!) hat Louis Eloy in den 1950er Jahren in den Chercheurs de la Wallonie vorgelegt!

Freilich, die allererste Schlagfläche war naturgemäss immer glatt, wurde aber schon beim Abbau der 2. oder 3. Klinge aus Richtung der Abbaufläche per Punch präpariert.

Gerne schliesse ich mich Eurer Meinung an: Selten habe ich einen solch traumhaften Klingenkern gesehen; Gratulation an den Finder, ein würdiger Abschlussfund der Saison!

Beste Grüsse KIS

Hallo Khamsin !

Du hast natürlich recht. :super:
Als ich selten geschrieben habe, habe ich nur zu meiner Fundlandschaft referiert. Hier wurde wohl öfter, einen quergehenden ToppAbschlag gemacht, und von da aus neue Klingen geschlagen. Wie gesagt ist ja der Typ auch bei uns bekannt.

:winke:


Silex

...und dabei sieht das Material, per Augenschein , gar nicht nach diesen unendlich langen Klingenabläufen aus...
eine ähnliche Versteinerung hatte ich hier auch schon mal geschickt: sucherforum.de/index.php/topic,14400.0.html
Die Natur kann auch jenseits der Kristalle  recht winkelig gestalten
Danke fürs Zeigen
bei uns gibts sowas , in dieser Form, nicht
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.