Kratzer an Lamelle?

Begonnen von Silex, 08. Mai 2009, 22:49:21

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Silex

Das Fehlen von eindeutigen Kratzern im hiesigen, mesolithischen Fundgut habe ich ja schon mehrfach beklagt. Hier und da findet sich aber ab und an eine  Klinge mit flüchtiger Kratzerretusche oder ein Kernrest der Partien aufweist die in diese Richtung denken lassen.
Was hatten diese Menschen hier für Werkzeuge die Kratzarbeiten erledigten- selbst auf Fundplätzen die tausende von Silexwerkstücken erbrachten fehlen eindeutige diesbezügliche Subjekte wie sie im Norden regelhaft auftreten? Vielleicht ein Indiz für eine Revolution in der Kleiderherstellung?
Hier mal eine winzige, mesolithische Lamelle  mit vermutlichem Kratzerende . Wieder so ein diffuses Teil das den Namen Kratzer kaum verdient- anfangs dachte ich auch an Abschlagspräparationsreste ....
Ist aber , meiner Meinung nach , ein Minikratzer an Lamelle.
Das 2. Foto zeigt den rechten Bereich des oberen Fotos
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Marienbad

...hallo Edi,

das könnte schon hinkommen mit dem Kratzer, evtl schon etwas gelitten oder zu stark ,,abgekratzt".
Ist die dunklere re. Hälfte eine Optische gaukellei? Oder könnte das ein Merkmal einer ehemaligen Schäftung sein? :glotz:

Der Wikinger

Hallo mein Freund Edi !  :-)

Ich fühle mich da nicht ganz überzeugt, dass hier eine Kratzerfunktion in Frage kommt !?!  :kopfkratz:

Wenn man das Ende genau beobachtet, erkennt man, dass es sich um einen Angelbruch handelt.
Die "Angelbruch-Merkmale" sind deutlich:
1. Im Viereck erkennt man die karakteristische Welle, die oben auf einem Angelbruch entsteht.
2. Im Zirkel erkennt man die oft vorhandene kleine "Zunge" an der oberen Kante eines Angelbruches.

Wenn man einen effektiven Kratzer machen soll, muss man eigentlich den Angelbruch ganz wegretuschieren, da Angelbrüche meistens auf beiden "Schneiden" eine abgerundete Kante haben.
Bei deinem Artefakt ist rechts von "der Zunge" sowas wie eine Retusche zu erkennen. Links dagegen ist kaum eine Retusche zu erkennen, und um effektiv zu sein müsste da eigentlich die Retusche die ganze Kante voll decken.

Natürlich nur meine Analyse ... (und 500 Gramm Erfahrung mit Magengefühl gekräutert !  :-D )




:winke:

Silex

Danke, Wikinger, für die  lehrreichen Hinweise auf Angelbruchmerkmale. Das hätte ich nicht erkannt.
Irgendwie hat dieser ferne Mensch noch was an dieser Kante veranstaltet. 6 oder 7 Schläge/Abdrückungen hat er da noch mitgegeben.....
fein Kratzen und Schaben könnte man heute noch in weichem Holz (z.B.) damit.....auch in der linken Hälfte.
Unglaublich- man sieht die "menschlichen" Spuren im Stein...und weiß eigentlich gar nichts....zumindest scheint dies für unser Mesolithikum zu gelten.
bis bald
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Ja, der beste Test, ob das nun ein Kratzer war, ist natürlich, dass man das mal auszuprobieren.

Man kann es ja beim Kratzen auf dem Daumen leicht fühlen, ob er nun eine Kratzerfunktion gehabt haben könnte.

Wenn ich dich recht kenne, Edi, hast du das ja schon gemacht, und gemerkt, dass das kleine Ding schon kratzen kann !  :super:

Typisch als Klingenkratzer ist er nicht, das heisst aber lange nicht, dass er keiner war !!  :winke: