tief eingeschliffene Kerbe

Begonnen von Furchenhäschen, 29. August 2013, 14:33:05

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Furchenhäschen

Hallo,
von einer großen, gemischt neolithischen Siedlungsstelle stammt dieser Neufund.
Aus einem Flussgeröll der Donau wurde das Gestein wohl herangeschafft und benutzt. Allerdings habe ich keine Idee welchem Nutzzweck dieses Stück gedient haben könnte.
Die tiefe Kerbung führt in jedem Fall auf einen intensiven Gebrauch zurück!
Habt Ihr eine Idee?

Gruß
Peter

Ergänzung:
Material: Quarzit
Kleinflächen auf der Oberfläche scheinen angeschliffen zu sein.

Steinkopf

#1
Hallo Peter,

runde Schlagsteine aus Quarzit mit angeschliffenen Facetten kenne ich.

Eine eingeschliffene Kerne hab ich so noch nicht gesehen.

Wenn ich nicht wüsste, das hier im Forum ernst diskutiert wird,
würde ich bei diesem Fundstück an den Valentinstag denken. (Scherzmodus aus).

Mal sehen ob noch sachdienliche Meldungen kommen.

LG

Jan




Furchenhäschen

Zitat von: Steinkopf in 29. August 2013, 16:07:48
Hakko Peter,

runde Schlagsteine aus Quarzit mit angeschliffenen Facetten kenne ich.

Eine eingeschliffene Kerne hab ich so noch nicht gesehen.

Wenn ich nicht wüsste, das hier im Forum ernst diskutiert wird,
würde ich bei diesem Fundstück an den Valentinstag denken. (Scherzmodus aus).

Mal sehen ob noch sachdienliche Meldungen kommen.

LG

Jan






Hallo Jan,
an ein Herz dachte ich auch!  :irre:
Spass beiseite, ich habe die Bilder parallel auch einem Facharchäologen gesendet und mit ihm bereits telefoniert, allerdings ist er momentan auch etwas ratlos.
Jedenfalls soviel von ihm, die Kerbe ist eindeutig eingeschiffen, der Nutzzweck ist ihm allerdings noch nicht bekannt. Er sucht aktuell Vergleichbares.
Grüße
Peter

Siebenpapagei

Hallo,

ich hatte gerade letztens darüber gefachsimpelt, warum es eigentlich keinerlei Funde aus Quarzit mit eingeschliffener V-Förmiger Kerbe gibt.

Ich benutze zum Flintschlagen einen Quarzitstein um die Kanten zu schleifen. Um einen gezielten Abtrag über die Fläche zu erzeugen ist das unerlässlich.
Über einen Zeitraum der Benutzung von ca. 4 Jahren hat sich eine tiefe Kerbe ausgeformt, mit V-förmigem Querschnitt.
Ich habe den Stein jetzt leider gerade nicht vorliegen, könnte aber in ca. 2 Wochen Fotos nachreichen.

Viele Grüße

Ralf

thovalo


Sieht aus wie eine steinharte Liebeserklärung in Herzform geschliffen!

Ein reichlich kurioses Teil   


lG Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Furchenhäschen

Zitat von: Siebenpapagei in 29. August 2013, 22:09:06
Hallo,

ich hatte gerade letztens darüber gefachsimpelt, warum es eigentlich keinerlei Funde aus Quarzit mit eingeschliffener V-Förmiger Kerbe gibt.

Ich benutze zum Flintschlagen einen Quarzitstein um die Kanten zu schleifen. Um einen gezielten Abtrag über die Fläche zu erzeugen ist das unerlässlich.Über einen Zeitraum der Benutzung von ca. 4 Jahren hat sich eine tiefe Kerbe ausgeformt, mit V-förmigem Querschnitt.
Ich habe den Stein jetzt leider gerade nicht vorliegen, könnte aber in ca. 2 Wochen Fotos nachreichen.
Viele Grüße

Ralf

Hallo Ralf,
das wäre ja Klasse!
Könntest Du mir bitte die von mir rot markierte Passage deines Textes noch erläutern.
Abtrag über die Fläche?
Danke nochmals und
Gruß
Peter

Furchenhäschen

Zitat von: thovalo in 29. August 2013, 22:15:08
Sieht aus wie eine steinharte Liebeserklärung in Herzform geschliffen!

Ein reichlich kurioses Teil  


lG Thomas

Ja schon und in jedem Fall aus heutiger Sicht betrachtet.
Allerdings bin ich schon sehr gespannt was das Fundstück noch bereit ist über seine Funktion preiszugeben bzw. was die Facharchäologie dazu meint.
Gruß
Peter

Siebenpapagei


damit meine ich die Erzeugung einer bifaciellen Retusche über das Flintblatt. Bei Kerngeräten, wie z.B. Dolchen oder Sicheln. Die Erfahrung zeigt, dass wenn die Grate an der Kante gebrochen und überschliffen werden, sich die Abschläge gezielter lösen lassen, da die Schlagenergie direkter in den Stein geleitet wird. Ohne das überschleifen der Kanten, ist die Gefahr hoch, dass der Flint unkontrolliert aussplittert.

Gruß
Ralf

Furchenhäschen

Zitat von: Siebenpapagei in 29. August 2013, 22:38:04
damit meine ich die Erzeugung einer bifaciellen Retusche über das Flintblatt. Bei Kerngeräten, wie z.B. Dolchen oder Sicheln. Die Erfahrung zeigt, dass wenn die Grate an der Kante gebrochen und überschliffen werden, sich die Abschläge gezielter lösen lassen, da die Schlagenergie direkter in den Stein geleitet wird. Ohne das überschleifen der Kanten, ist die Gefahr hoch, dass der Flint unkontrolliert aussplittert.

Gruß
Ralf

Hallo Ralf,
danke für die interessante Info. :super:
Ist das oder war das nachgewiesenermassen die entsprechende alteTechnik oder eine Errungenschaft der modernen Steinschläger?
Mir war das so jetzt in dieser Form nicht bekannt, es scheint aber eigentlich logisch.
Grüße
Peter

Siebenpapagei

Zitat von: Furchenhäschen in 29. August 2013, 22:48:26
Ist das oder war das nachgewiesenermassen die entsprechende alteTechnik oder eine Errungenschaft der modernen Steinschläger?

Hmm,

das ist eine interessante Frage. Ich weiß nicht ob das als nachgewiesen gilt.
Ich habe ein gebrochenes Flintblatt (Vorarbeit) bei dem partiell an der Kante diese Schleifspuren zu sehen sind. Ich gehe mal davon aus, dass es unter den Massen der Flintartefakte in den Archiven es auch derartige Stücke gibt, an denen sich die modernen Flintschläger orientieren. Ist aber nur eine Vermutung!
Mir sind halt auch keine eindeutigen Funde von Schleifsteinen, die diese Technik belegen bekannt. Daher habe ich große Auge gemacht, als ich dein Fundstück sah.
Vielleicht wurden in der Vorgeschichte diese Steine auch nicht über einen langen Zeitraum benutzt und häufig ausgetauscht. :nixweiss:

Gruß
Ralf

Furchenhäschen

#10
Hallo Ralf,
was mich etwas irritiert ist, dass ich seit 4 Jahrzehnten die Felder abgehe und dieser Kerbquarzit das erste Fundstück ist in dieser auffälligen Ausführung.
Eigentlich hätte ich aufgrund meiner intensiven Begehungen dementsprechend schon einige dieser Quarzite mit Kerbung finden müssen, wenngleich dies auch noch nichts bedeuten muss!

Jetzt bin ich aber erst einmal sehr auf deinen eigenen Kerbstein gespannt und sollte das Erscheinungsbild der Kerbung formell zu meinem Lesefund passen wäre deine Ausführung für mich wirklich sensationell und ich würde mich wirklich sehr darüber freuen.

Ich werde diese von Dir eingebrachte Idee natürlich mit dem Archäol. besprechen.

Vielen Dank nochmal und
Grüße
Peter

Hadubrand

Hallo Peter,

ich habe unter meinen Quarziten auch einen reichlich kuriosen Rillenschleifstein. Um die interessante Diskussion hier aber nicht zu stören, werde ich Fotos davon in einem neuen Thema vorstellen.

LG
Hadubrand

Siebenpapagei

Hallo,

hier, etwas verspätet, der Schleifstein. Die Kerbe hat sich über die Zeit von ca. 4 Jahren ausgeprägt. Ich habe den Stein zum schleifen der Kanten in Längsrichtung benutzt. Überwiegend für die Herstellung von Pfeilspitzen.

Viele Grüße
Ralf


Marienbad

Zitat von: Siebenpapagei in 16. September 2013, 23:09:49
Hallo,

hier, etwas verspätet, der Schleifstein. Die Kerbe hat sich über die Zeit von ca. 4 Jahren ausgeprägt. Ich habe den Stein zum schleifen der Kanten in Längsrichtung benutzt. Überwiegend für die Herstellung von Pfeilspitzen.

Viele Grüße
Ralf



Moin Ralf,
ein wunderbarer Beleg  :super:
Hier zeigt sich sehr deutlich wie durch dauerhaften Gebrauch "Spuren" entstehen können.
Danke für diese interessante Vorstellung.  :Danke2:

:winke:  Manfred

ps   kommst Du am 25.09 nach Albersdorf ?

Furchenhäschen

Zitat von: Siebenpapagei in 16. September 2013, 23:09:49
Hallo,

hier, etwas verspätet, der Schleifstein. Die Kerbe hat sich über die Zeit von ca. 4 Jahren ausgeprägt. Ich habe den Stein zum schleifen der Kanten in Längsrichtung benutzt. Überwiegend für die Herstellung von Pfeilspitzen.

Viele Grüße
Ralf



Hallo Ralf,
recht herzlichen Dank für das Einstellen des sehr guten Vergleichsstückes!
Insgesamt gesehen sind die relevanten Merkmale der beiden Stücke sehr gut miteinander zu vergleichen.  :super:
Grüße
Peter