Stichel Endpaläolthikum

Begonnen von Silex, 10. August 2005, 21:03:43

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Silex

servus Augenmenschen!  Hier mal ein Stichel. In guten neueren Fachbüchern liest man, dass der Begriff nicht unbedingt mit der Funktion deckungsgleich ist. früher nahm man an , dass "sie" nur zur Geweih- oder Knochenspanherauslösung benutzt wurden ( Zur Nähnadel-herstellung). vermutlich aber waren sie eine Universalspitze , die mit dem berühmten Stichelschlag prompt nachgeschärft werden konnten. Bei diesem Exemplar verwundert allerdings die seitliche Retuschierung. Diente sie als Arbeitskante zum Sägen- Schneiden Kratzen.?

Welcher Provenienz könnte das Material sein?
Darunter die Zeichnungen von schönen Sticheln derselben Fundstelle (Aber aus der Zeit vor meiner Digitalen Dokumentitis).
Die schwarzen Pfeile geben Richtung und Anzahl der Stichelschläge an.
Meines Wissens gibt es bisher in diesem Forum noch keine Stichelmeldung- das verwundert --- weil es ein  Leitwerkzeug der endpläolthiker ist   ... Und  die müssten auch bei Euch im norden bannig vorhanden sein
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Khamsin

Moin!
My, my: Die gezeichneten Stücke sind fraglos Stichel, das Stück im Foto freilich - aus einem schönen Hornsteingeröll, zweifellos -  irgenwas, aber ein Stichel, warum?
Beste Grüsse 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Silex

danke für deine wie aus Stein gemeisselten Antworten.. ja der .. "Stichel" ..wurde mir als Mehrschlagstichel von "kompetenter Seite" anempfohlen. Drum fragte ich auch so blöd wegen der beidseitigen retuschierung. Wenns einer wär dann zumindest ein untypischer. was stichelte man eigentlich immer so.? Manche sind tatsächlich etwas konkav im Spitzenbereich, ähnlich einem "Geißfuß" der Holzschnitzer.
unten noch ein "anempfohlener" ...
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Servus Ihr
Dieses lange Klingenteil vom selben Acker könnte mal durch Eure Erfahrungshorizonte gefiltert werden. Ich habs mal zu diesem Stichelthema gestellt weil mir die schrägendretuschierte Seite scheinbar auch so einen Stichelschlag abbekommen hat. Oder sind andere Nutzungsmöglichkeiten denkbar ?
Man sollte einfach selber Steinschlagen üben. Dann müsste man nicht immerdie gleichen Fragen stellen.
Danke für die geduld

Schöne Woche
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Die hintere "Spitze" nochmals besser
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Silex

Nicht ohne nochmal auf den vorhergehenden "Stichel" hinzuweisen- ieser echte Stichel aus dem Bayerwald
Servus
Es
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

cragar

...hallo silex, habe ich denn hier auch einen Stichel?/oder einen Bohrer?....sehr dünn geschlagen/4,2 cm lang....aus meinen Urlaubsfunden. Direkt unterhalb der Spitze auf einer Seite retuschiert... Grüße von cragar

Silex

Servus cragar, schönes Teil.. warten wir trotzdem mal auf die Experten.
Ein Bohrer scheints auf jeden Fall nicht zu sein- hierzu fehlen die Gebrauchsspuren und die typische Form (für unsere Fundgegend zumindest)- Der Stichelschlag (von der Spitze her) scheint mir auch nicht typisch.

bis bald
edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger

Hallo cragar

Ich würde mal Silex recht geben der Stichelschlag ist nicht typisch, ich glaube gar kein Stichelabschlag.

Ich denke wir haben es hier eben wieder mit eines der vielen undefinierbaren Kleingeräten der Steinzeit zu tun.
Es gibt oben eine deutliche Kleinretusche, und vielleicht auch unten ein Arbeitsgebiet.
Sie haben damals viele Geräte für Sofort-Arbeit gemacht, und dann sicherlich wieder weggeschmissen.
Leider werden diese undefinierbaren Geräte oft von sammlern übersehen.
Sollte man das Stück einen Namen geben, würde ich "kleiner Spezialschaber" sagen.
Jetzt werde ich sicherlich bald belehrt !!   :belehr: :zwinker:

MfG agersoe

Silex

Servus leute- Gerät würde ich auch auf jeden Fall sagen und wenn Du die Fundstelle in den nächsten Jahren sorgfältig untersuchst- dann gehen Dir und uns sukzessive die Lichter auf. Wenn es ein auch nur relativ ergiebiger Acker ist kannst Du bald verschiedenste Areale mit  unterschiedlichen Artefaktcharakteren feststellen.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

cragar

 :winke:agersoe, Danke für Deine Beschreibung; "kleiner Spezialschaber" klingt doch gut...............Beim Auffinden dachte ich sofort an eine Pfeilspitze....Dreiecksform mit schöner retusch. Spitze, sehr(!) dünn geschlagen und ....obwohl das ganze leicht leicht gewölbt, die Spitze wieder in eine perfekte Mittelachse gedreht......,so denkt halt der Laie. So long, cragar

cragar

@silex/@agersoe....Funde mit unterschiedlichen Artefaktcharakteren mache ich jetzt fast allabendlich, wenn ich meine Urlaubsausbeute anschaue...Hier habe ich gerade einen retusch. Abschlag/Klinge entdeckt.........;ist die retusch. Einkerbung zum Zwecke einer Schäftung angelegt??? Ist aber aber nur einseitig.... Es grüßt cragar

cragar

.....zur Ergänzung noch ein Detailfoto....von der Retusche....

Der Wikinger

Hallo cragar  :-)

Nur ein paar Fragen zum Stück:
Was ist die Grösse ??

Gibt es andere Retuschen auf dem Gerät ??

mfg agersoe

cragar

Sorry agersoe, ...... das Objekt hat eine Länge von 51 mm, bei max. 28 mm Breite....sonstige Retuschen: Keine!  ...an der Spitze nur ein kl. Chip/versuchte Retusche?? (nur auf der Bulbus-Seite zu erk.)... Abendliche Grüße von cragar

Der Wikinger

Hallo cragar  :-D

Es gibt, wie ich das sehe zwei Möglichkeiten.

1. Es handelt sich um ein Vorarbeit für eine frühe Mikrolithen-Pfeilspitze. Dafür spricht, dass keine sonstige Retuschen auf dem Stück ist.
Diese Halbfabrikata sind auf mesolithischen Fundorte der frühen Mikrolithen-Kulturen gewöhnlich. Bei uns heisst die wichtigste Maglemose-Kultur, und zwar die frühste Fase der Kultur.
Die Kerbe ist dann eine "Überbrechungs-Kerbe". Hier müsste dann auch eine Kerbe auf der anderen Seite des Stückes gemacht werden.
Hier müsste man natürlich das Stück in Zusammenhang mit den übrigen Funden des Fundortes sehen, um es datieren zu können.
Dagegen spricht, dass das Stück doch ein bisschen zu krumm ist.

2. Es handelt sich um ein Spezial-Schaber / Schneidegerät, dagegen spricht die fehlende Schutzretuschen. Dafür aber die form der Kerbe.

Es wäre glaube ich sehr aufklärend eine Nahaufnahme der Kerbe von der Bulbus-Seite zu sehen, denn sollte es ein Schneide-Gerät sein, wäre da mit Sicherheit kleine Absprengungen zu erkennnen.

Ein Schäftungszweck der Kerbe ist eher unwahrscheinlich.

Na, ja das war keine Antwort, sondern mehr Zweifel !!  :irre:

Möchte eben gern diese Nahaufnahme sehen.  :super:

MfG agersoe

cragar

Hallo agerersoe,.....hast Dir viele Gedanken gemacht zu meinem unbek. Objekt/Gerät....herzlichen Dank! Nun also zwei weitere Detailaufnahmen....., von der Bulbusseite her ist nicht retuschiert worden!....auch wenn es auf den Abb. so aussieht. Das Material ist im Licht stark durchscheinend...., sodaß die Gegenseite sich abbildet.... Bei genauem Hinsehen erkennt man gegenüber der betr. "Kerbung", auf der anderen Schneidkante, eine kleine Einbuchtung; ich denke nicht, das hier ein Retuschierversuch ansteht...da es eine sehr weiche Rundung ist, vermulich nur eine Anomalie beim Abschlag.... ? Das "Gerät" ist allseitig, die Spitze eingeschlossen, noch sehr scharf....warum nicht eine Klinge für "Spezialzwecke"? Grüße sendet cragar

cragar

....kleiner Nachtrag von cragar: Alle meine gezeigten Objekte, d. h. meine Urlaubsfunde entstammen der Ertebölle Kultur! Aufgrund der FO bin ich da absolut sicher. Die Stücke dieses Postings entstammen einer primären Fundstelle, die beiden (leicht abgerollten) Objekte eines vorherigen Postings (Feuerschlagstein und "Faustkeil/Kernstein") kommen aus einem Sekundären.

Der Wikinger

Halloej Cragar

Danke für die Detailaufnahmen !  :-)

Ich denke, jetzt gibt es keinen Zweifel mehr.

Man sieht deutlich, dass der Boden der Kerbe nicht nur durch retuschieren entstanden ist, sondern auch durch schwere Belastung.
Das Gerät, von denen ich auch viele, sowohl von Ertebölle-Plätzen als auch Neolithischen, habe, ist mit allergrösster Wahrscheinlichkeit ein Schneidegerät.
Ich tippe, das die Spitze der Klinge von Natur ab NICHT scharf ist, und deshalb eine Schutzretuschierung für den Zeigefinger nicht notwendig gewesen ist.
Es wäre schön, wenn du dies bestätigen könntest.

Stell dir vor, man nimmt das Stück in der Hand mit dem Zeigefinger über die "Spitze", und Daumen und Mittelfinger auf beiden Seiten der Klinge, die Kerbe nach unten, und arbeitet dann mit dem Gerät gegen sich selbst, um Spalten in Holz oder Knochen zu schneiden.
Das Gerät würde sogar heute noch diese Arbeit leisten.  :super:

MfG agersoe

cragar

...gute Erklärung agersoe.... habe Deine vorgeschlagene Fingerhaltung soeben eingenommen.... gehst also vom Gebrauch ähnlich einer modernen Ziehklinge aus?? Die Kerbeinbuchtung ist sehr scharf.....hier angesetzt läßt sich wunderbar scheiden....allerdings nicht sehr tief....damit ließe sich auch Haut/Fell einritzen von einem Kleintier z. B. ........(Die Spitze dieses Werkzeuges besitzt schon eine gewisse Schärfe; jedoch ist sie bei weitem nicht so groß, wie die der anderen Seiten!!   Die Spitze besitzt bei ganz genauem Hinsehen keine gleichmäßige Schneidkante: Die Unterseite zeigt sich als natürlich gerundetes auslaufendes Abschlagende , darüber befindet sich als 2. Schicht eineVerwitterungsschicht/Kruste....die ist dann aber schon scharf...schaut auch etwas drüber.... zum Papierschneiden reicht es schon!)
Nochmals mein Dank! :winke: cragar