Zwei Querschneider

Begonnen von insurgent, 20. Mai 2011, 15:35:45

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insurgent

Hatte heute Glück auf einem Spargelfeld. Gleich zwei Querschneider lagen dort einfach rum  :dumdidum:

Und noch ein paar Klingen, hier mal zwei zur Auswahl.

Schöne Grüße vom Insurgenten
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Kelten111

Top ! :super:
Neue Fundstelle ??
Gleich mal drüber wenn wieder geackert ist  :winke:

insurgent

Zitat von: Kelten111 in 20. Mai 2011, 16:32:50
Top ! :super:
Neue Fundstelle ??
Gleich mal drüber wenn wieder geackert ist  :winke:

Nein, ist eine mir bekannte, allerdings mehr frühmesolithisch. Gab zwar auch ab und zu etwas Neolithischen und auch schon mal einen Querschneider sonst eher Mikrolithen.

http://www.sucherforum.de/index.php/topic,45840.0.html
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Kelten111

Würde die auch mitnehmen  :prost:
Gratuliere !!
Können wir Detailaufnahmen von der Querschneidern haben ?

insurgent

Zitat von: Kelten111 in 20. Mai 2011, 19:42:25
Würde die auch mitnehmen  :prost:
Gratuliere !!
Können wir Detailaufnahmen von der Querschneidern haben ?

Mache ich morgen bei Tageslicht  :zwinker:
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mifomex


Servus Ihr Beiden,

wuerde sich jemand von Euch sich kurz zeitnehmen und einem Lernbeduerftigen die Besonderheit, bzw.Seltenheit und den Zweck von Querschneidern erklaeren ? oder habt Ihr vielleicht dazu einen Link in dem alles erklaert wird ?
Waere sehr Dankbar ...und das im Voraus  :zwinker:
Gruesse
Sash :winke:

"Wer Vergessenes ans Licht bringt, Bereichert das Wissen!"

thovalo

#6
Querschneiden sind Projektile zum Besatz von Pfeilschäften.
Sie bilden die äußere Geschoßspitze.

Sie treten erstmalig im Mesolithikum auf. Während sie in nördlichen Kulturerscheinungen und insbesondere in Skandinavien im Gebrauch durchlaufen, treten sie in anderen Landschaften im Neolithikum weit hinter den Gebrauch der Pfeilspitzen zurück oder verschwinden ganz aus den lithischen Fundinventaren. Die Pfeilspitzen haben dann ganz die Rolle als distale Projektileinsätze übernommen.

Pfeilschneiden reissen durch die Rotation des Pfeils im Flug beim Einschlag in den Körper von Tier und Mensch große stark blutende Wunden. Eine Vermutung ist, dass sie in dicht bewachsenen Landschaften ermöglichten angeschossenes Wild aufgrund der starken Blutspur sicher schnell und klar verfolgen zu können. In jedem Fall ist ihre Schuß- bzw. Einschlagwirkung nicht weniger tödlich als die der Pfeilspitzen. Das sie in bestimmten Kulturen zusammen mit Pfeilspitzen verwendet worden sind deutet an, das sie dort ggf. einen unterschiedlichen Gebrauchszweck besessen haben könnten. Doch der erschließt sich nicht klar und eindeutig!

Im Rheinland ist erst in den letzten Jahren die endmittelneolithische sogenannte "Bischheimer Kultur" als eine neolithische Kulturerscheinung identifiziert worden, die neben den Pfeilspitzen AUCH Querschneiden verwendet hat. Dann treten Pfeilschneiden im Jungneolithikum wieder ganz aus dem Gebrauch und ab dem Spätneolithikum neben Pfeilspitzen erneut mit auf. Im Rheinland können hinter dem Phänomen kulturelle Wechselbeziehungen zur TRB für die neue Bedeutung der Pfeilschneiden mit ursächlich gewesen sein, doch hatten sich die Querschneiden im späten Neolithikum auch bereits über die Niederlande bis Frankreich etabliert. Eine vergleichsweise neue Beobachtung die noch ergründet und erklärt werden muss. In sofern sind neolithische Querschneiden im Rheinland immer noch eine Besonderheit und im weiten Kulturraum der Trichterbecherkultur bis weit nach Skandinavien eine absolute Normalität.

Wie es in weiter südlichen Gefilden Deutschlands aussieht weiss ich nicht genau.
Jedenfalls sind sie auch dort in neolithischen Fundzusammenhängen zumindest nicht häufig.

Inzwischen tragisch berühmt sind die neolithischen Toten von Eulau, die unter anderem auch mit Pfeilschneiden bewehrten Pfeilen umgebracht worden sind.

http://www.zdf.de/ZDFmediathek/beitrag/bilderserie/1118932/Die-13-Skelette-von-Eulau?bildIndex=1


Dir lG in weite Sehnsuchtsferne  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

insurgent

Danke für die ausfühliche Erläuterung thovalo  :super:

Hier mal ein paar Detailbilder von den Stücken.
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thovalo

Schon dieser "caramelisierte" Silex als verwendetes Arbeitsmaterial ist eine Augenweide!

Sehr schöne Belegstücke!  :super:

lG  thomas  :winke:
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

mifomex


Werter Thomas,

VIELEN DANK fuer die , wie immer, Top Erklaerung !!! :super:
Freue mich paso por paso aus dem Stadium der Unwissenheit emporzusteigen, Dank Dir und allen Anderen hier im Forum  :-)
Gruesse in die Heimat :D2:
Sash

.....noch ein schoenes Wochenende :winke:
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