Flintbeil mit Hohlraum

Begonnen von Wiedehopf, 09. April 2022, 10:48:07

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Wiedehopf

Hallo,

als ich hier neulich den Ausdruck "Flintknappers nightmare" gelesen habe musste ich sofort an dieses Flintbeil denken. Unmittelbar hinter der Schneide findet sich auf der Kante zwischen Schmal- und Breitseite ein ca. 2,0 cm langer, 1,5 cm breiter und bis zu 1,4 cm tiefer Hohlraum. Dieser stammt vermutlich von im Flint eingeschlossenen Seeigel-Fragmenten.

Ich kann mir die Enttäuschung des Flintschmiedes vorstellen. Da ist das Beil fast fertig gestellt und bei der letzten Feinarbeit kommt sowas zu Tage  :staun:    :heul:

Ich denke, man hat dann auf eine weitere Bearbeitung im Sinne von Schliff und Politur verzichtet weil das Beil an entscheidender Stelle geschwächt war und für den praktischen dauerhaften Einsatz wohl unbrauchbar war.

In der Literatur habe ich eine Beschreibung eines Flintbeiles gefunden, welches auch Seeigeleinschlüsse aufweist ("Ein Flintbeilrohling mit zwei Seeigeleinschlüssen aus Elstorf, Ortteil Ardestorf, Kr. Harburg", in Niedersachsens Urgeschichte Band 42). Dort ist der entsprechende Hohlraum aber am Nackenende. Der Autor wertet das als Indiz dafür, dass bei der Herstellung zunächst die Schneidenpartie fertig gestellt  wurde und erst wenn diese als am stärksten beanspruchte Partie des Werkzeuges geeignet erschien, die weitere Bearbeitung in Richtung Nacken fortgesetzt wurde.

Viele Grüße
Michael       

thovalo

#1

Guten Tag!

Ist das ein tatsächliches Artefakt oder eine Nachbildung? Das ist mir nicht ganz klar. Ist es ein tatsächliches Artefakt, scheint wirklich so als sei diese Inkluse im Verlauf der Ausarbeitung zutage gekommen. Ob das ausgereicht hat die Beilklinge tatsächlich aufzugeben finde ich nicht zwingend schlüssig, schließlich ist sie auf den Punkt fertig gestellt worden.

So ein seitlich gelegener Hohlraum ist zwar unpraktisch hätte aber nicht unbedingt dazu geführt, dass dieser Teil in der Nutzung abbgebrochen wäre. Im "steinreichen" norden ist das vielleicht anders zu sehen, hier im Rhienland wäre es kein Grund gewesen so viel investierte Arbeit abschließendzu verwerfen.

liebe Grüße
Thomas
Darin besteht der Fortschritt der Welt, daß jede ältere Generation von der Jugend behauptet, sie tauge nichts mehr.

Wiedehopf

Hallo Thomas,

das ist Artefakt aus dem steinreichen Norden (Schleswig-Holstein).

Viele Grüße
Michael

Steinkopf

 Hallo Michael,

das ist ein bemerkenswertes Stück!

Ist es eine Beilplanke oder ein fertiges Beil?

LG
Jan

Wiedehopf

Hallo Jan,

das ist schon ein fertiges Beil bei dem nur der Schliff und die Politur fehlt. Ich kenne auch Planken, die sind aber viel grober zugerichtet als dieses Artefakt.

Viele Grüße
Michael

Steinkopf

Moin Michael,

bei diesem Beil hatte der Flintknaper seine Arbeit vollendet.Mit dem Schliff könnte
weniger oder anders qualifizierte Kräfte weitermachen. Ich könnte mir vorstellen,
dass solche werdende Beile dieser Fertigungsstufe auch Handels- oder Tauschware
waren.

LG
Jan