Magdalenien

Begonnen von Silex, 26. August 2007, 22:21:27

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Silex

Irgendwann hab ich euch das Ding schon gezeigt ...aber ich glaube ohne die dazugehörige Zeichnung.
Die Archäologen sagen es sei in unserem Raum  einer der außergewöhnlichsten Funde.
Rückenspitze, Jungpaläolithikum
Jetzt weiß ich die Länge nicht,  vorsichtig geschätzt....5 cm
Diese Form! Diese Retuschen! Dieses Alter! Diese makellose Erhaltung!!!
In Stein gemeisseltes Ebenmaß.
Bin etwas voreingenommen

noch immer etwas benommen,

Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

Der Wikinger


Wunderbares Gerät, Edi !!  :super:

Gibt es andere Funde in der Nähe, die die gleiche Datierung haben.
Erzähl uns doch bitte ein bisschen mehr über die Fundstelle und die Umstände !

Sieht toll aus, die Rückenspitze !!  :winke:

LITHOS

Ein Traum :zwinker:!
Jawoll, mein lieber Edi, in Zeiten bestellter Felder laufe ich zwischen den Reihen umher und kann die Begeisterung wohl teilen :prost: .
Wenn ich aber wählen kann, ziehe ich Metall vor... wie solls anders sein, als Fibelfan :zwinker:

Silex

vor schier unendlicher Zeit (ca. 15000 Jahre) war es hier vermutlich ziemlich kalt .  In einem breiten  Urstromtal  ziehen Großtierherden (die letzten Mammuts vielleicht auch dabei ?)  von der Donau (Norden) her , auf den saisonalen Wanderungen , naabauf(ab)wärts. Mittendrin im brettebenen Gelände   , auf kiesigen, sandüberdeckten Hügelchen lagert eine Sippe von Jägern die auf Gedeih und Verderb mit diesen Herden "verbunden" sind. Etliche Zelte und der aufsteigende Rauch verraten sie den Nachzüglern die auf den Jurahöhen zur Sonnwende nach Beute ausgespäht , Rohstoffe eingetauscht hatten. Sie brachten auch eine Frau mit....die Hunde beschnüffelten sie neugierig..die alten Frauen nicht minder...aber Sie wurde erst zum Schamanen gedrängt....Einer war bei Ihr...er drückte ihr die Hand und ließ eine wundervolle Rückenspitze zum Beweis seiner.....

Gute Nacht
morgen Abraumbuddeln
Und agersoe...ich warte noch auf die letzten diesbezüglichen Funde  (LfD)
und LITHOS: da schmeiss ich jeden Armreif für wech. Das sind Zeiten und Vorstellungswelten die sprengen ALLES was uns erahnbar ist.
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.

rolfpeter

Servus,
Menno! das ist ja ein wunderbares Stück! Sowas habe ich noch nie in Händen gehabt.
Bei mir ist Sauregurkenzeit, lauf schon seit 3 Tagen über die Felder und finde nix mehr. Ich muß wohl ein Rauchopfer darbringen!
Beste Grüße
RP
Der Irrtum strömt, die Wahrheit sickert

Khamsin

Salve Edi!

Ein in mancher Hinsicht wunderbares Stück, Gratulation.

Mir scheint lediglich die Überschrift und damit Zuweisung zum Magdalenien ein klein wenig mutig. Aber die geht gewiss auf die Ansprache durch das Amt mit "Rückenspitze, Jungpaläolithikum" zurück.

Wenn ich aber einen Blick in das Buch "Der endeiszeitliche Rückenspitzen-Kreis Mitteleuropas" von E.-M. Ikinger (Münster 1998) werfe, dann finde ich einen Zeitraum von rd. 3000 Jahren (rd. 12500 - 9500 v.Chr.) in dem Profektilspitzen vergleichbarer Form auftauchen.
Und die Kommentare in einer dortigen Chronologietabelle "einzelne Rückenspitzen in Magdalénien-Inventaren" sowie Folgekommentare wie "Frühphase, Blütezeit, Spätphase" für Rückenspitzen in eindeutig nachmagdalénienzeitlichen Zeitabschnitten liefern m.E. nicht gerade eine solide Basis zur Ansprache "Magdalénien".

Nun "ist ein Stück kein Stück", aber trotzdem wäre zumindest eine spätpaläolithische Datierung zu erwägen. Aber vielleicht betrachten ja Deine Archäologen diesen Endabschnitt der letzten Kaltzeit als jungpaläolithisches Kontinuum, und es gibt für sie in diesem Sinne kein Spätpaläolithikum...

Wie dem auch sei, nach wie vor ein Prachtstück und die Zierde einer jeden Sammlung!

Beste Empfehlung K.I.S. 
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Der Wikinger

Zitat von: Khamsin in 08. September 2007, 15:30:34
Salve Edi!

Ein in mancher Hinsicht wunderbares Stück, Gratulation.

Mir scheint lediglich die Überschrift und damit Zuweisung zum Magdalenien ein klein wenig mutig. Aber die geht gewiss auf die Ansprache durch das Amt mit "Rückenspitze, Jungpaläolithikum" zurück.

Wenn ich aber einen Blick in das Buch "Der endeiszeitliche Rückenspitzen-Kreis Mitteleuropas" von E.-M. Ikinger (Münster 1998) werfe, dann finde ich einen Zeitraum von rd. 3000 Jahren (rd. 12500 - 9500 v.Chr.) in dem Profektilspitzen vergleichbarer Form auftauchen.
Und die Kommentare in einer dortigen Chronologietabelle "einzelne Rückenspitzen in Magdalénien-Inventaren" sowie Folgekommentare wie "Frühphase, Blütezeit, Spätphase" für Rückenspitzen in eindeutig nachmagdalénienzeitlichen Zeitabschnitten liefern m.E. nicht gerade eine solide Basis zur Ansprache "Magdalénien".

Nun "ist ein Stück kein Stück", aber trotzdem wäre zumindest eine spätpaläolithische Datierung zu erwägen. Aber vielleicht betrachten ja Deine Archäologen diesen Endabschnitt der letzten Kaltzeit als jungpaläolithisches Kontinuum, und es gibt für sie in diesem Sinne kein Spätpaläolithikum...

Wie dem auch sei, nach wie vor ein Prachtstück und die Zierde einer jeden Sammlung!

Beste Empfehlung K.I.S. 


Komisch....

....genau den gleichen Gedanken habe ich gehabt, als ich das Stück sah.

Ich habe aber darüber nichts schreiben wollen, da ich von den paläolithischen Perioden wie Magdalenién nur sehr wenig weiss.  :engel:
(...und schon garnicht in Süddeutschland !)

Ich habe mal bei P.V.Petersen "Flint fra Danmarks oldtid" nachgeschlagen, und als Nr. 68 zeigt er "den grossen Bruder" des Federmessers:

Das Gerät wird "Gravettespids" (Gravettespitze) genannt,
und ist u.a. in der jüngeren Hamburgerkultur (12.200 - 12.000 vor 0, Norddeuschland / südlichste Dänemark (Fundstelle DK: Jels)) vertreten.

Die Ähnlichkeit ist frappierend, und das hier abgebildete Stück misst übrigens genau 5 cm.



Und hier Edis Foto als vergleich:



:winke:

Khamsin

Salaam!

Didn´t I see it, feel it, say it?

Herzlichen Dank, Nordmann, für einen Deiner wie immer erhellenden Beiträge!

Beste Empfehlung K.I.S.
"For an impossible situation - choose a crazy remedy!"

Silex

Danke, Mitfühlende!
Grad hab ich die letzte CD "Andersens Märchen" für mein Töchterchen gebrannt....
In der Tat bin ich etwas forsch mit der Nomenklatur dieses Teiles hereingeprescht.
Mein "Kreisheimatpfleger für Archäologie" (ein Autodidakt- wie  meinereiner) sammelt seit über 40 Jahren in Franken und der Oberpfalz , unter anderem aber hauptsächlich , Spätpaläo-Endpaläo-Epipaläo- Mesolithikum (die Begriffe sind ja einigermaßen verwirrend).
Und er hat mir seine geballte Sammlung von datierten (spät- und endpaläolithischen)  Rückenspitzen mal zum Vergleich gezeigt und mir diesen Floh ins Ohr gesetzt. Er meinte  dass dieses Teil vollkommen aus der Art sei weil es nicht so klingenförmig und flach sei wie seine  Referenzfunde unserer Gegend
Er kenne kein vergleichbares Artefakt....und  unter anderem deswegen  stelle er es in ein Magdalenien.....
So kann man natürlich nicht korrekt argumentieren....aber ich schätze seine Erfahrung und Begehungskompetenz  nichtsdestotrotz.
Mit der Datierung des LfD : "Spätes Jungpaläolithikum" sind wir aber auch schon im Zeitrahmen den  IHR angegeben habt:Spätpaläolithikum   und  dem folgenden Endpaläolithikum.
Was mich dann vollends in  der Zurückdatierung  bestärkt hat waren die letzten Abgabestücke , die von derselben Stelle stammen,  welche  als jungpaläolithisch  (nicht spätjungpaläolithisch) eingeschätzt wurden.
Wenn ich die zurückbekomme werde ich sie an diesem Ort zeigen.
Und vorher muss ich mal mit einem hiesigen Spezialisten sprechen. Die Begriffsverwirrung ist in der Tat nicht von der Hand zu weisen.
Der A. Tillm. hat mir schon mal seine Hilfe angeboten...aber der gräbt zur Zeit im "Ostblock"
Danke agersoe für Deinen  wirklich ähnlichen Vergleichsfund und Khamsin für Deine  Aufdröselung eventueller Benennungsdiskrepanzen...samt freundlichem "Brückenbau"


Danke!!! Vom
Edi
Die Hoffnung trübt das Urteil, aber sie stärkt die Ausdauer.